Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8(5): 377-379
DOI: 10.1055/s-0033-1355703
Editorial
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Projektförderungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft: Hinweise für eine erfolgreiche Antragstellung

Project Fundings by the German Diabetes Association: Indications for a Successful Application
M. A. Nauck
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Publication Date:
18 October 2013 (online)

Projektförderungen, wie sie von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft angeboten werden, sind ganz offensichtlich sehr begehrt, wie die stetig steigende Anzahl zeigt. Die Zahl der Anträge übersteigt regelmäßig die Zahl der bewilligten Projektförderungen. Die Auswahl trifft die Jury für Projektförderungen und Preise der Deutschen Diabetes-Gesellschaft allein nach qualitativen Kriterien. In einem sehr aufwändigen Begutachtungsverfahren geben bis zu neun Jurymitglieder ihre Benotung ab, aus der sich dann eine Durchschnittsnote errechnet, die zusammen mit der beantragten Fördersumme (beides, die Qualität des Projektantrages und die erwartete Zuwendung) in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen müssen.

Die vorliegende Informationsschrift soll helfen, die Kriterien, die Jurymitglieder/Gutachter an einen Antrag auf Projektförderung anlegen zu verdeutlichen, um Ihnen eine Hilfestellung für eine erfolgreiche Beantragung zu vermitteln. Diese Erläuterungen und die sich daraus ableitenden Ratschläge beziehen sich auf alle angeforderten Informationen, so zum Antragsteller, zur Frage der Beziehung zu anderen Fördermittelbewilligungen, dem Ziel des Antrages, den Vorarbeiten der Arbeitsgruppe, Details der Methodik, den konkreten Arbeitsplan und die Aufstellung der Kosten inkl. ihrer Rechtfertigung sowie die Auswahl von Publikationen, mit der der Antragsteller seinen bisherigen wissenschaftlichen Beitrag darstellt.

Angaben zum Antragsteller bzw. Mitantragsteller sind die Basis für das Vertrauen, dass ein Fördermittelgeber in die handelnden Personen hinter einem Forschungsprojekt entwickelt. In der Begutachtung wird sich die Frage stellen, ob die Institution, zu der er gehört, bisher gute wissenschaftliche Ergebnisse beigetragen hat, ob die Jury also gerne und mit der Zuversicht auf eine erfolgreiche Durchführung eines Projektes vertrauen zu können, die Fördermittel dem Antragsteller zusprechen mag. Die Angabe einer Abteilung ist deshalb wichtig, weil die Zahl der Projektförderungen pro Abteilung (hier zählt die ausgewiesene Struktur einer Institution, also nicht z. B. eine Untergliederung in Arbeitsgruppen oder ähnliches) auf drei in jedem Jahr limitiert ist. Dies kann die Jury nur feststellen, wenn auch die antragstellende Abteilung angegeben wurde.

Der Titel des Antrages ist die erste zusammenfassende Darstellung eines Projektes. Entweder ist er so aussagekräftig formuliert, dass das Interesse eines Gutachters geweckt wird, und dass er mit Vorfreude die Details lesen wird, oder das Wesen des Projektes bleibt unklar oder wirkt uninteressant oder unbedeutend. Im besten Falle wird ein prägnanter Titel die dem Projekt zugrunde liegende Hypothese transportieren und im weitesten Sinne auch aussagekräftig sein, was die Methodik angeht (handelt es sich um eine epidemiologische, tierexperimentelle, klinische oder sonstige Studie?).

Besondere Sorgfalt sollte auf die Darstellung von Bezügen des aktuellen Projektförderungsantrags zu anderen Forschungsprojekten der gleichen Abteilung gelegt werden. Grundsätzlich werden ja neue Projekte durch DDG-Fördermittel „angeschoben“, also das erste Einarbeiten in eine neue Fragestellung oder eine neue Methodik, auf der dann später (Vorarbeiten) eine weitergehende Antragstellung, z. B. bei der DFG, aufbauen soll. Die zweite wesentliche Antragskategorie sind Ergänzungsanträge zu bereits laufenden oder geplanten und von anderer Seite geförderten Forschungsprojekten. Immer dann ist es besonders wichtig abzugrenzen, welche Aktivitäten bereits durch die Grundförderung des Großprojektes abgedeckt sind und für welche zusätzlichen Maßnahmen (Messungen usw.) die ursprünglich bewilligte Fördersumme nicht ausreicht. Werden diese beiden Aspekte nicht sorgfältig genug getrennt, entsteht möglicherweise der Verdacht auf Doppelförderung, was sicher nicht entsprechend den Regularien der DDG-Projektförderungen wäre.

Bei der Formulierung des Ziels eines Antrages wäre es wünschenswert, die dem Antrag zugrunde liegende Hypothese inkl. Hauptzielkriterien darzustellen. In der Regel kann eine Studie (insbesondere mit begrenztem Förderumfang wie typischerweise bei DDG-Projektförderungen) nur zu einer zentralen Frage eine klare Auskunft geben. Die zugrunde liegende Hypothese wird entweder bestätigt oder nicht. Andere Informationen, die im Rahmen des Forschungsprojektes gewonnen werden, sind von untergeordneter Bedeutung und sollten ein gut formuliertes Ziel nicht verwässern. Natürlich gibt es auch Projekte, die der Natur nach eher Situationen beschreiben, also nicht hypothesengetrieben durchgeführt werden. In der Regel werden solche deskriptiven Projekte aber eher eine schlechtere Benotung bekommen und mit geringerer Wahrscheinlichkeit gefördert werden. Zur Formulierung des Antragsziels gehört auch eine Darstellung, wie neu eine Fragestellung oder der zur Anwendung kommende experimentelle Ansatz ist, z. B. ob Daten aus Tierexperimenten jetzt erstmals mit menschlichen Probanden bestätigt werden sollen, oder ob eine lang existierende Kontroverse mit einem neuen methodischen Ansatz endlich geklärt werden soll. Bitte bedenken Sie, dass die Jurymitglieder einen sehr unterschiedlichen fachlichen Hintergrund haben, der zum Teil betont grundlagenwissenschaftlich ist, zum Teil klinisch, aber auch innerhalb dieser Kategorien geprägt durch unterschiedliche Erfahrungshorizonte. Die Formulierung des Ziels sollte auf einer Ebene stattfinden, die für alle diabetologisch ausgewiesenen und interessierten Jurymitglieder gleichermaßen verständlich ist.

Bei der Darstellung des Standes der Forschung einschließlich eigener Vorarbeiten soll kurz geschildert werden, was man zu dem selbst gewählten Thema bereits weiß, oder eben noch nicht weiß und inwieweit der Antragsteller bzw. die von ihm vertretene Arbeitsgruppe einen eigenen Beitrag zum aktuellen Stand der Forschung geleistet hat. Dies gilt als Beleg dafür, dass man sich inhaltlich in die relevante Literatur eingelesen hat und methodisch gerüstet ist, in Zukunft zu dieser Fragestellung mit Aussicht auf Erfolg wissenschaftliche Beiträge leisten zu können.

Im Abschnitt Methodik soll prägnant dargestellt werden, wie man vorgehen möchte, um am Ende die gewünschten Ergebnisse zu erzielen, also im besten Fall die Hypothese, die dem Projekt zugrunde liegt, zu bestätigen oder zu widerlegen. Empfehlenswert ist es, die Kategorie des jeweiligen Forschungsansatzes zu nennen (z. B. epidemiologische Auswertung anhand einer zu nennenden Datenbank, tierexperimentelle Untersuchungen in isolierten Zellen, Organsystemen oder am Ganztier, Forschung an menschlichem Blut oder Gewebeproben bzw. Stoffwechseluntersuchungen mit Beteiligung humaner Probanden usw.). Natürlich gehören auch Details der angewandten Methodik hierzu, die aber gerne nur benannt und mit einer guten Literaturstelle belegt werden dürfen (ausführliche Beschreibungen nur in Ausnahmefällen!). Wichtig könnte ein Hinweis sein, ob es sich um eine in den Händen der antragstellenden Arbeitsgruppe bereits etablierte, verlässliche Methoden ohne Risiko des Misslingens handelt, oder um die Anwendung käuflicher Reagenzien, oder aber eben um neu zu etablierende Methoden, was dann einen höheren Aufwand erfordern und ein gewisses Risiko des Misslingens beinhalten könnte.

Der Arbeitsplan soll knapp und präzise darstellen, wie mit der bereits geschilderten Methodik die Fragestellung, die sich aus Titel und Ziel des Antrags ergibt, beantwortet werden soll. Es ist sinnvoll, hier vor allem auch quantitative Aspekte darzustellen (Zahl der Versuchstiere oder Probanden, Zahl der Experimente, Zahl der Messungen über die Zeit, Anzahl bestimmter Analysen), weil sich hieraus ganz unmittelbar auch der Kostenplan ergibt. Wichtig ist auch die Frage, in welchem Zeitraum sich der Arbeitsplan „abarbeiten“ lässt. Angaben zur Methodik der Auswertung einschließlich der Kriterien für die jeweiligen Studienendpunkte inkl. der statistischen Analyse, die über Bestätigung oder Verwerfung der zugrunde liegenden Hypothese entscheidet, sind ebenfalls wichtige Komponenten des Arbeitsplans. Weniger günstige Beurteilungen wird ein Antrag bekommen, der hinsichtlich der Studienendpunkte nur vage definierte Größen auflistet, bei denen nicht zu erkennen ist, wie diese gezählt, gemessen oder sonstwie quantifiziert werden können.

Der Kostenplan ist eine entscheidende Komponente eines Fördermittelantrags, weil es ja letztlich um das zur Verfügung stellen von Geldmitteln zur Durchführung eines wissenschaftlichen Projektes geht. Ein Kostenplan sollte deutlich machen, dass unter Einsatz der geplanten Mittel einer Verwirklichung des Forschungsprojektes nichts mehr im Wege steht. Personalmittel sind an sich sehr teuer und z. B. eine Fachkraft über sechs Monate würde den Kostenrahmen der üblichen Projektförderungen von vornherein sprengen. Hier kann es sich also nur um sehr umschriebene Personalmittel handeln, die dann eben für genauso umschriebene, wohl definierte Aufgaben zur Verfügung stehen. Beantragte Geräte sollten nicht zur üblichen Grundausstattung eines Labors oder einer sonstigen Forschungseinrichtung gehören und sollten eine zentrale Rolle im beantragten Forschungsprojekt spielen. Häufig wird der größte Anteil des Kostenplans Verbrauchsmittel betreffen, also z. B. Reagenzien für kostspielige Messungen, die innerhalb des Projektes geplant sind. Darüber hinaus gibt es die Kategorie „Sonstiges“ für alle möglichen Leistungen, die sich im Rahmen der Durchführung des Forschungsprojektes „einkaufen“ lassen. Grundsätzlich sind der Fantasie hier keine Grenzen gesetzt, der Antrag muss nur in dem Sinne überzeugen, dass die in Auftrag gegebene Leistung tatsächlich notwendig ist für die erfolgreiche Durchführung des Projekts und, dass trotzdem der Schwerpunkt der Durchführung des wissenschaftlichen Projektes bei der Arbeitsgruppe selbst liegt.

Mit dem Auszug aus dem Publikationsverzeichnis des Antragstellers soll der Antragsteller sich wissenschaftlich ausweisen, nach Möglichkeit als Experte für das Gebiet, in das der vorliegende Fördermittelantrag fällt. Ideal wäre es, wenn die angegebenen Publikationen thematisch und methodisch dem Antrag nahe stehen. Natürlich ist es grundsätzlich berechtigt, sich auch neue Themenfelder zu erschließen. Gutachter wollen aber das sichere Gefühl haben, dass man dem Antragsteller die beantragten Geldmittel in dem Vertrauen geben kann, dass er aufgrund seiner hier dargestellten Expertise mit großer Aussicht auf Erfolg das Projekt abschließen und publizieren kann.

Die Literatur zum Antrag soll lediglich Hintergrundinformationen liefern. Hier ist es hilfreich, aber nicht unabdingbar, dass Autoren aus der antragstellenden Arbeitsgruppe die zitierten Literaturstellen selbst verfasst haben. Besonders eignen sich Übersichtsartikel zum Thema des Projektantrages.

In den vergangenen Jahren hat sich ein Trend abgezeichnet, dass mehr Projektförderanträge von Wissenschaftlern mit naturwissenschaftlichem Studium als von Ärzten mit dem Arbeitsgebiet Diabetologie gestellt werden. Es liegt im Interesse der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, auch Ärzten mit wissenschaftlichem Interesse an der Diabetologie in angemessenem Umfang Fördermittel zur Verfügung zu stellen. Die Forschungsförderung soll zu einer langfristigen Tätigkeit innerhalb der Deutschen Diabetes-Gesellschaft motivieren. Bitte beachten Sie auch, dass die Deutsche Diabetes-Gesellschaft Projektförderungen ausschließlich zum Thema Diabetes mellitus ausschreibt und, dass ein Forschungsthema in sehr unterschiedlichem Maße zentrale Themen der Diabetologie behandelt oder aber Themen, bei denen eher ein laxer oder mittelbarer Bezug zu erkennen ist. Im Zweifel werden die Gutachter bevorzugt Fördermittel für solche Projekte vergeben wollen, die den Diabetes mellitus selbst und nicht lediglich angrenzende oder verwandte Themen bearbeiten wollen.

Es ist zu hoffen, dass die vorliegende Anleitung es Ihnen leichter machen wird, mit Aussicht auf Erfolg einen Fördermittelantrag für Projektförderungen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft zu stellen! Viel Glück und Erfolg!