Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(07/08): 488-493
DOI: 10.1055/s-0033-1352496
Fachwissen
Anästhesiologie & Intensivmedizin Topthema: Anästhesie in der Urologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anästhesie in der Urologie – Anästhesie bei roboterassistierter Prostatektomie

Anaesthesia for urological surgery – Anaesthesia for robotic assisted prostatectomies
André Börgers
,
Violeta Brunkhorst
,
Harald Groeben
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Publication Date:
08 August 2013 (online)

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Zusammenfassung

Roboterassistierte Prostatektomien haben durch die guten operativen Ergebnisse, die ausgezeichneten operativen Bedingungen und den hohen postoperativen Patientenkomfort eine sehr schnell zunehmende Verbreitung gefunden. Durch die Kombination von CO2-Insufflation und extremer Lagerung entstehen während roboterassistierten Prostatektomien moderate hämodynamische und pulmonale Nebenwirkungen. Außerdem kann es zu Ödembildung im Kopf-Hals-Bereich, zum Anstieg des Augeninnendrucks und zur Entwicklung eines Kompartmentsyndroms in den Beinen kommen. Es besteht keine Einschränkung in der Auswahl der Anästhetika. Die Vorbereitung der Patienten, angepasstes Monitoring und biphasisches Volumenmanagement tragen zu den guten Ergebnissen bei.

Abstract

Because of excellent results, high patient satisfaction, and extraordinary surgical conditions robotic assisted prostatectomies have found a wide spread acceptance. Trendelenburg positioning, CO2-Insufflation, and installation of the robot system cause moderate hemodynamic and respiratory changes. Respiration can be compromised by significantly reduced pulmonary compliance during surgery and a marked CO2 load. Therefore, arterial blood gas controls during surgery can be recommended. Over hours edema of head and neck including the upper airways and an increase of the intraocular pressure can develop. There are no restrictions in the choice of the anesthetics. Careful positioning of the patient and critical intravenous fluid management are important determinants of a successful anesthetic management.

Kernaussagen

  • Die Kombination von peritonealer CO2-Insufflation und Trendelenburglagerung gleicht die hämodynamischen Effekte der einzelnen Maßnahmen weitgehend aus und führt zu geringen kardiozirkulatorischen Veränderungen während der OP. Lagerungswechsel können zu erheblichen kurzfristigen Kreislaufveränderungen führen.

  • Die extreme Kopftieflagerung erfordert besondere Sorgfalt. Die Lagerung in einer Vakuummatratze mit rutschsicherer Folie scheint sich besonders zu bewähren. Von Schulterstützen ist abzuraten. Eine Probelagerung vor dem Abdecken des Patienten entsprechend den klinikinternen Standards ist zu empfehlen.

  • Lagerung und CO2-Insufflation führen zur deutlichen Einschränkung der pulmonalen Compliance mit der Gefahr der Atelektasenbildung und zur Ausbildung einer nicht unerheblichen CO2-Last. Wiederholte arterielle Blutgasanalysen sind bei längeren OP-Zeiten zu empfehlen.

  • Die extreme Lagerung kann intraoperativ zu Ödembildung im Kopf-Hals-Bereich und zu einer Verdopplung des Augeninnendrucks führen. Präoperativ ist eine ophthalmologische Abklärung des Augeninnendrucks zu erwägen.

  • Pharmakologisch gibt es keine Einschränkungen in der Narkoseführung. Der Lagerung, dem intraoperativen Monitoring sowie dem Flüssigkeitsmanagement sollte besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

  • Bei moderatem Bedarf an postoperativer Analgesie besteht aus unserer Sicht kein Bedarf für eine routinemäßige Kombination von Allgemein- und Regionalanästhesie. In besonderen Fällen (z. B. bei obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom, COPD) kann sich eine thorakale Periduralanästhesie durchaus anbieten.

  • Aufgrund der Gefahr einer deutlichen Einschränkung der Perfusion der Beine muss postoperativ bei Beinschmerzen mit und ohne neurologische Ausfälle frühzeitig an ein Kompartmentsyndrom gedacht und der Patient für 24 h überwacht werden. Die regelmäßigen Kontrollen sollten leicht nachvollziehbar dokumentiert werden.

Ergänzendes Material