Zentralbl Chir 2013; 138(5): 549-553
DOI: 10.1055/s-0033-1350885
Übersicht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Multiresistente Erreger – eine infektiologische Herausforderung

Multiresistant Pathogens – A Challenge for Clinicians
H. M. Lode
1   Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
,
R. Stahlmann
1   Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
,
M. Kresken
1   Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Oktober 2013 (online)

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Zusammenfassung

Bei nosokomialen Infektionen in deutschen Kliniken werden vermehrt gramnegative Erreger isoliert, die infolge ihrer zunehmenden Resistenz erhebliche therapeutische Probleme darstellen. In Metaanalysen von randomisierten kontrollierten Studien wurde allerdings mehrfach gezeigt, dass eine antibiotische Kombinationstherapie bei vielen Infektionen nicht indiziert ist. Bei kritisch kranken Patienten mit schwerer Sepsis und septischem Schock sowie auch bei immungestörten Patienten mit einem vorangegangenen intensivmedizinischen Aufenthalt wie auch einer antibiotischen Therapie in den letzten drei Monaten wird eine antibiotische Kombinationstherapie empfohlen. Eine derartige Therapie sollte basiert werden auf den Ausgangsherd der Infektion und auf die lokale Resistenzepidemiologie, weiterhin sollte die antibiotische Vorbehandlung, die Grunderkrankung des Patienten und die aktuellen Leber- und Nierenfunktionen berücksichtigt werden. Der Beginn einer antibiotischen Therapie bei diesen Patienten sollte so schnell wie möglich nach Gewinnung von repräsentativen mikrobiologischen Materialien erfolgen. Die Dosierung der eingesetzten Antibiotika sollten an rationalen pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Parametern orientiert werden. Eine Deeskalation der antibiotischen Therapie wird in allen internationalen Leitlinien nachdrücklich empfohlen, basierend auf den mikrobiologischen Ergebnissen und dem klinischen Verlauf der Krankheit. Neue Antibiotika oder andere therapeutische Strategien gegen multiresistente gramnegative Erreger werden in den nächsten 5 bis 10 Jahren nicht verfügbar sein; aus diesem Grunde ist es absolut notwendig, die zur Zeit noch wirksamen Antibiotika wie Carbapeneme und Polymyxin-Derivate möglichst rational und zurückhaltend einzusetzen.

Abstract

Gram-negative pathogens are currently isolated frequently in invasive nosocomial infections and give rise to major therapeutic problems due to their resistance pattern. Metaanalyses of randomised controlled studies have demonstrated that an antibiotic combination treatment is not indicated in many cases. However, in critically ill patients (septic shock) and also in immunocompromised patients with previous intensive care as well as broad spectrum antibiotic treatment, a combination of antibiotics is recommended. This therapy should be based on the source of the infection, on local resistance data, on antibiotic pretreatment, on basic diseases of the patient and on current liver and renal functions. The start of therapy should be as fast as possible after collection of optimal materials for microbiological analysis. Dosage of selected antibiotics should be based on rational pharmacokinetic and pharmacodynamic parameters. A de-escalation of antibiotics is strongly recommended in all international guidelines based on the microbiological results and the clinical response of the patient. New antibiotics or therapeutic strategies against multiresistant Gram-negative pathogens will not be available in the next 5 to 10 years; therefore, it is absolute mandatory to use the currently still effective antibiotics, like carbapenems and polymyxins, very rationally and restrictively.