Handchir Mikrochir Plast Chir 2013; 45(03): 151
DOI: 10.1055/s-0033-1349103
Kommentar
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar zur Arbeit „A Hand Surgeon’s Advanced Experience with Thoracic Outlet Compression Syndrome“ von Erdogan Atasoy

Comment on the Manuscript “A Hand Surgeon’s Advanced Experience with Thoracic Outlet Compression Syndrome”, by Erdogan Atasoy
J. Bahm
1   Franziskushospital, Plastische und Handchirurgie, Aachen
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Publication History

eingereicht 10 June 2013

akzeptiert 10 June 2013

Publication Date:
16 July 2013 (online)

Im Themenheft der Handchirurgie Mikrochirurgie Plastische Chirurgie vom Februar 2006 hatte Erdogan Atasoy bereits von seiner kombinierten Operationsweise (transaxilläre Resektion der 1. Rippe und supraklavikuläre Skalenektomie) ausführlich berichtet [1], wenngleich auch schon damals die sehr allgemeine Beschreibung der Operationsresultate nur einen kleinen Abschnitt ausmachte. Die nun vorliegende « Neuauflage » seines Artikels ist nicht anders geartet, aber trotzdem hilfreich: zum einen vermittelt sie gerade dem jungen Handchirurgen das wesentliche dieses komplexen Krankheitsbildes und hilft verhindern, dass diese Patienten auf eine deprimierende Facharztreise geschickt oder nicht ernst genommen werden. Zum anderen findet der interessierte Operateur genaue Hinweise, wie über beide Zugänge muskulär bzw knöchern bedingte Engstellen nachhaltig und risikoarm beseitigt werden können.

Trotzdem tappen wir gerade beim « disputed TOS », also wenn bei typischer Schmerzsymptomatik keine objektiven Zeichen der vaskulären Einengung oder nervalen Kompression vorliegen, weiterhin im Dunkeln, und auch die Literatur hilft uns seit 2006 wenig weiter. Bei einer angeregten Diskussion innerhalb des letzten Narakas Club in Montreux im Mai 2013 ermahnte Allan Belzberg aus Baltimore (USA) zu recht, dass alle vorgestellten klinischen Studien oder Übersichtsarbeiten nur einen sehr niedrigen EBM-Grad aufwiesen und nur eine Arbeit aus seiner Klinik tatsächlich randomisiert prospektiv war [2], und bezüglich der Schmerzreduktion eindeutig der Resektion der 1. Rippe den Vorzug gegenüber der supraklavikulären Skalenektomie gab.

Trotzdem müssen wir uns den Patienten/innen mit diesem Beschwerdekomplex weiterhin ­zuwenden und nach einem spezifischen Trainingsprogramm wie von Peet beschrieben [3] operative Optionen diskutieren und komplika­tionsarm durchführen: hier ist der vorliegende Artikel aufgrund der ausführlichen technischen Beschreibung hilfreich. Indikationsstellung und Nachbetreuung müssen sehr sorgfältig und individuell gehandhabt werden, da die meisten erfahrenen Operateure bei den Patienten weiterhin ein weites Spektrum an Erfolgsqualitäten feststellen: geht die eine Patientin mit klaren Vorstellungen nach einer beinahe standardisierten Opera­tion beschwerdefrei nach Hause, führt der gleiche Eingriff, obwohl mit gleicher Aufmerksamkeit durchgeführt, beim nächsten Patienten nur zur vorübergehenden oder teilweisen Linderung der Schmerzen und Gefühlsstörungen; ganz zu schweigen von Einzelfällen mit schweren peri­operativen Komplikationen (Verletzung der Arteria subclavia oder der Pleura).

Wir danken dem Herausgeber, dass er diese umfassende chirurgische Arbeit den Lesern in aktualisierter Form erneut zur Verfügung stellt.·

Jörg Bahm
Juni 2013

 
  • Literatur

  • 1 Atasoy E. Combined surgical treatment of thoracic outlet syndrome: Transaxillary first rib resection and transcervical scalenectomy. Handchir Mikrochir Plast Chir 2006; 38: 20-28
  • 2 Sheth RN, Campbell JN. Surgical treatment of thoracic outlet syndrome: a randomized trial comparing two operations. J Neurosurg: Spine 2005; 3: 355-363
  • 3 Peet RM, Hendriksen JD, Anderson TP et al. Thoracic-outlet syndrome: evaluation of a therapeutic exercise program. Mayo Clin Proc 1956; 31: 281-287