manuelletherapie 2013; 17(02): 94
DOI: 10.1055/s-0033-1346995
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchtipp: Manuelle Medizin bei Säuglingen und Kindern

Bernd Falkenberg
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Publication Date:
23 May 2013 (online)

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(Springer Verlag)

Die Manuelle Medizin/Manuelle Therapie bei Säuglingen und Kindern stellt selbst für den geübten Therapeuten eine besondere Herausforderung dar. Schon die Kontaktaufnahme gestaltet sich völlig anders als bei erwachsenen Patienten, und eine Anamnese – wie gewohnt – lässt sich bei den Kleinen oft auch nicht erheben. Somit müssen andere Kriterien zur Bestimmung gestörter Strukturen herangezogen werden.

Von großer Bedeutung sind hier die Kenntnis und Beurteilung der Entwicklungsstörungen im Säuglingsalter. Wilfrid Coenen beschreibt sehr detailliert die normale sensomotorische Entwicklung, wobei er die einzelnen Phasen der Körperkontrolle, die Entwicklung der Handmotorik ebenso wie die frühkindlichen Reaktionen und die Reaktionen nach Vojta darlegt. Hilfreich ist besonders, dass er nicht nur die normalen Reaktionen, sondern auch Abweichungen und deren Bewertung aufzeigt.

Das Kapitel Wahrnehmung und Körperkontrolle behandelt die Sensorik als Leitfunktion der Motorik und streicht die überaus wichtige Stellung der Kopfgelenke in dieser sensomotorischen Funktionskette heraus.

Ausführlich wird das Tonusasymmetrie-Syndrom beschrieben. Neben den möglichen, auch anhand von Bildern dargestellten Symptomen, finden sich Differenzialdiagnosen und die Abgrenzung zu einer spastischen Bedrohung. Die manualmedizinische und neurologische Diagnostik nach dem Villinger Schema dient dem Untersucher als Wegweiser, an dem er sich gut orientieren kann, um keine wichtigen Untersuchungsschritte zu unterlassen, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren.

Verschiedene an die kleinen Patienten angepasste manualmedizinische Techniken sind mit Bildern dargestellt.

Um den gesamten Themenkomplex abzuhandeln, geht Coenen zum Schluss noch auf die sensomotorische Dyskybernese im Vorschul- und Schulalter sowie die infantile Zerebralparese ein, wobei er nüchtern die Möglichkeiten und Grenzen der Manualmedizin aufzeigt.

Fazit : Ein gutes Buch für den Praktiker, das wertvolle Hinweise zur Untersuchung und Behandlung bei Säuglingen und Kindern gibt. Die Darstellungen der Behandlungstechniken liefern dem Manualmediziner/-therapeuten, der gewohnt ist, mit Erwachsenen zu arbeiten, Anleitungen zur Anpassung der Techniken auf kleine Patienten. Hier hätte ich mir nur gewünscht, dass die Bilder zum besseren Verständnis größer ausgefallen und mehr Pfeile zur Angabe der Impulsrichtung eingezeichnet worden wären.

Bernd Falkenberg, Iserlohn