Notfallmedizin up2date 2013; 8(3): 229-242
DOI: 10.1055/s-0033-1346671
Großschadensereignisse und Katastrophen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Präklinische Versorgung und Management von Explosionsverletzungen

Thorsten Holsträter
,
Susanne Holsträter
,
Daniela Rein
,
Matthias Helm
,
Björn Hossfeld
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Publication History

Publication Date:
10 September 2013 (online)

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Kernaussagen
  • Die Ursachen von Explosionsverletzungen in Deutschland sind meist industrieller Natur, dazu kommen Haushalts- und Freizeitunfälle.

  • Bombenexplosionen mit terroristischem Hintergrund sind in Krisengebieten an der Tagesordnung. Aber auch in Europa und den USA kommen solche Ereignisse vor. Notärzte sollten mit den speziellen, komplexen Verletzungsmustern und den Besonderheiten einer solchen Einsatzstelle vertraut sein.

  • Explosionsverletzungen sind häufig komplexe Polytraumen. Typisch ist die Kombination aus stumpfen und penetrierenden Verletzungen sowie Verbrennungen. Die Einteilung erfolgt in primäre bis quartäre Verletzungsmechanismen.

  • Der Anteil an Toten und Schwerstverletzten steigt bei Explosionen in geschlossenen Räumen bzw. wenn die Explosion den Einsturz von Gebäuden zur Folge hat.

  • In MANV-Situationen treten hohe Anteile an Leichtverletzten und geringere Anteile an Schwerstverletzten auf. Durch sorgfältige Sichtung müssen die kritisch Verletzten identifiziert, erstversorgt und zügig in geeignete Behandlungseinrichtungen transportiert werden.

  • Die Erstbehandlung soll prioritätenorientiert nach dem <C>ABCDE-Algorithmus erfolgen. Lebensrettende Maßnahmen vor Ort umfassen das Stillen kritischer Blutungen, Sicherstellung der Oxygenierung und die Immobilisation der HWS sowie Entlastung eines Spannungspneumothorax.

  • Bei fehlender Kontraindikation (SHT) soll bezüglich der Volumentherapie das Konzept der permissiven Hypotension verfolgt werden. Dies gilt auch für Schwerbrandverletzte.

  • Blast Lung Injury (BLI) stellt ein durch die Druckwelle verursachtes Barotrauma dar und ist Ausdruck der Nähe des Opfers zum Explosionsort. Klinisch zeigen sich schwerste Oxygenierungsstörungen, auch ein Pneumothorax kann auftreten. Therapeutisch stehen die Sicherung der Oxygenierung und ggf. Entlastung des (Spannungs-) Pneumothorax im Vordergrund.