Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(3): 180-191
DOI: 10.1055/s-0033-1342904
Fachwissen
Anästhesiologie Topthema: Ambulante Anästhesie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ambulante Anästhesie – Risikomanagement in der ambulanten Anästhesie

Risk management for ambulatory anaesthesia
Jan Larmann
,
Frank Vescia
,
Bernhard Zwißler
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Publication Date:
15 April 2013 (online)

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Zusammenfassung

Die Zahl der in ambulanten Operationszentren, Arztpraxen und Krankenhäusern durchgeführten ambulanten Anästhesien steigt stetig. Darüber hinaus werden zunehmend Patienten ambulant anästhesiert, deren Begleiterkrankungen bis vor wenigen Jahren einen Eingriff unter stationären Bedingungen erfordert hätten. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit zu einem speziellen, an Patienten- und Eingriffsrisiken angepassten Risikomanagement. Die Auswahl geeigneter Patienten, die Verwendung besonders geeigneter Anästhetika, ein koordiniertes Postanästhesie- und Entlassungsmanagement sowie ein strukturiertes Zwischenfallmanagement dienen einer kontinuierlichen Verbesserung von Abläufen und Ergebnissen. Ziel ist eine Reduktion von Fehlern, Komplikationen und Schadensfällen. So wird letztlich neben einer Senkung der Kosten v.a. auch eine Steigerung des Vertrauens und der Zufriedenheit bei Patienten, operativen Partnern, Zuweisern und eigenen Mitarbeitern erreicht.

Abstract

Outpatient anaesthesia has increased considerably in recent years. More complex procedures are performed on an outpatient basis and patients suffer from more co-morbidities. A patient- and procedure-centred risk management system includes guidelines for patient-selection and -evaluation, selection of adequate anaesthetic drugs, structured post-anaesthesia care and discharge-procedures, and a critical incident management plan. Risk management for ambulatory anaesthesia is supposed to reduce malpractice and prevent complications. Ultimately, procedure related cost will decrease and confidence as well as satisfaction of patients, surgeons and anaesthesia team members will increase.

Kernaussagen

  • Ambulante Anästhesien gelten allgemein als sicher, weisen aber im Vergleich zu stationär durchgeführten Operationen ein verändertes Risikoprofil auf und erfordern ein strukturiertes Risikomanagement.

  • Das Risiko für den Patienten darf sich durch die Entscheidung zu einem ambulanten Eingriff nicht erhöhen.

  • Eine Risikokontrolle erfordert zunächst die Identifikation und Analyse des Risikos und eine bewusste Entscheidung zu dessen Kontrolle.

  • Der Outpatient-Surgery-Admission-Index (OSAI) erlaubt eine Einschätzung des Risikos für eine ungeplante Krankenhausaufnahme nach ambulantem Eingriff.

  • Viele Begleiterkrankungen sind – eine suffiziente Kontrolle vorausgesetzt –kein Hinderungsgrund für eine ambulante Anästhesie.

  • Zusätzliche Untersuchungen wie Labortests, EKG oder Thoraxröntgen im Rahmen der Patientenevaluation sind – wie bei stationären Patienten auch – dann indiziert, wenn der Patient symptomatisch ist oder eine auffällige Anamnese hat.

  • Schmerzen und PONV sind die häufigsten Gründe für eine ungeplante Krankenhausaufnahme nach ambulanten Eingriffen und sollten unbedingt verhindert werden.

  • Ambulant tätige Anästhesisten sollten mit einem geeigneten Krankenhaus kooperieren, falls nach einer ambulanten Operation eine unerwartete Krankenhausaufnahme erforderlich wird.

  • Nach ambulanten Narkosen muss sich der Anästhesist in einer persönlichen Visite von der Entlassungsfähigkeit des Patienten überzeugen.

  • Im deutschsprachigen Raum stehen verschiedene Fehlerberichtsysteme oder Critical-Incident-Reporting-Systeme (CIRS) zur Verfügung, die auch für das Risikomanagement ambulanter Anästhesien genutzt werden sollten.

Ergänzendes Material