Klinische Neurophysiologie 2013; 44(03): 175
DOI: 10.1055/s-0033-1341486
Preisträger der DGKN
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hans-Berger-Preis

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Publication Date:
16 September 2013 (online)

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Prof. Dr. Günther Deuschl

Günther Deuschl ist in Baden geboren und wuchs in Karlsruhe auf. Er studierte mit Unterstützung der Studienstiftung Medizin in München und hat 1980 abgeschlossen. Er hat in der experimentellen Neurophysiologie bei Prof. M. Illert an der LMU München 1980 promoviert. Seine klinisch-neurologische Ausbildung hat er ab 1980 bei Prof. A. Struppler in München und ab 1982 bei Prof. C. H. Lücking in Freiburg absolviert. Er ist seit 1988 Facharzt (Zusatzbezeichnung Schmerztherapie, Fachkunden Neurologische Intensivmedizin, Geriatrie, Laboruntersuchungen) und hat die Ausbildungsberechtigungen der DGKN für EEG, EP und EMG. Er wurde 1995 auf den Lehrstuhl für Neurologie an der Christian-Albrechts-Universität berufen.

Wissenschaftlich beschäftigt er sich besonders mit der tiefen Hirnstimulation bei M. Parkinson und Tremor und mit Klinik und Neurophysiologie des Tremors. Neurophysiologische Untersuchungen zum Einsatz der Long-Latency Reflexe zur Differenzialdiagnose von Bewegungsstörungen waren Thema seiner Habilitation im Jahre 1988. Er hat einen einjährigen Forschungsaufenthalt am National Institutes of Health in Bethesda, USA bei Prof. Mark Hallett absolviert (1991) und kürzere Studienaufenthalte bei Prof. Ludin in Bern (1984), Prof. Rossini in Rom (1987) und Prof. Hultborn in Kopenhagen (1992). In Kiel hat er einen Schwerpunkt für Bewegungsstörungen und ein international anerkanntes Zentrum für tiefe Hirnstimulation bei Bewegungsstörungen aufgebaut. Methodisch arbeitet er mit bildgebenden und EEG Methodiken sowie mit intraoperativen Ableitungen zur Analyse von Bewegungsstörungen. Besonders wichtige Arbeiten sind das Consensus-statement über die Definition des Tremors (1998) und die beiden großen kontrollierten Studien zum Einsatz der tiefen Hirnstimulation bei fortgeschrittener (2006) und früher Parkinson-Krankheit (EARLYSTIM, 2013). Für seine Forschungen wurde er u. a. von DFG und BMBF unterstützt. Er hat insgesamt über 500 Arbeiten publiziert.

Deuschl ist seit 1981 Mitglied der DGKN. Er war von 1993–1997 Vorstandsmitglied (Internationaler Delegierter) des Vorstandes und von 1997–2001 Mitglied des Exekutivkommittees der IFCN. Er ist korrespondierendes Mitglied der Schweizerischen EEG-Gesellschaft. Er hat 1999 zusammen mit A. Eisen die ‚Recommendations for the Practise of Clinical Neurophysiology der IFCN‘, die Internationalen Leitlinien für elektrophysiologische Untersuchungen, herausgegeben. Er war Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie von 2007–2009. Er hat die Zeitschrift Movement Disorders von 2004–2010 herausgegeben und ist derzeit der Präsident der Internationalen Movement ­Disorder Society.

Er ist Gutachter zahlreicher nationaler und internationaler Forschungsförderungsorganisation, im Editorial Board vieler Zeitschriften tätig und Mitherausgeber der Aktuellen Neurologie und der Referenzreihe Neurologie des Thieme Verlages. Er hat zahlreiche Ehrungen erhalten darunter den Kornmüller-Preis der DGKN, den Parkinson-Dingebauerpreis der DGN und die Max-Nonne-Gedenkmünze der DGN.

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Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Brandt FRCP

Thomas Brandt, geb. 1943 in Dessau, studierte Medizin in Köln und Essen. 1970 war er Assistent der Neurochirurgischen Universitätsklinik Essen bei Prof. Wilhelm Grothe, danach erfolgte die neurologische Ausbildung bei Prof. Richard Jung in der Neurologischen Universitätsklinik mit klinischer Neurophysiologie in Freiburg; dort 1974 Habilitation für Neurologie und Klinische Neurophysiologie zur visuell-vestibulären Interaktion bei der Bewegungskrankheit. 1984 wurde er Ordinarius für Neurologie und Direktor der Neurologischen Universitätsklinik der LMU, München. 1995 gründete er als Sprecher die Klinische Forschergruppe der DFG „Vestibuläre Funktion und Okulomotorik“ und 1996 als Sprecher den SFB 462 „Sensomotorik: Analyse biologischer Systeme, Modellierung und medizinisch-technische Nutzung“. 2008 erhielt Brandt die erste Hertie Senior Forschungsprofessur und wechselte auf den neuen Lehrstuhl für Klinische Neurowissenschaften der LMU München. 2009 wurde vom BMBF das integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum für Schwindel-, Gleichgewichts- und Okulomotorikstörungen, IFB LMU, eingerichtet, dessen Gründungssprecher er ist.

Wissenschaftliche Arbeitsgebiete umfassen die visuell-vestibuläre Interaktion, Raumorientierung, Bewegungswahrnehmung, Lokomotion, Navigation und räumliches Gedächtnis sowie die Analyse vestibulärer Funktionen und Pathophysiologie von Schwindel, Gleichgewichts- und Augenbewegungsstörungen. Originelle Befunde sind z. B. die Erklärung des physiologischen Höhenschwindels als eine Störung der visuellen Stand- und Gangkontrolle; die Bedeutung der Gesichtsfeldperipherie und arthrokinetischer Afferenzen für die Eigenbewegungswahrnehmung (Circularvektion); die pathophysiologische Erklärung der Canalolithiasis als Ursache des häufigen benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels mit Einführung der ersten Therapie durch physikalische Befreiungsmanöver; die Beschreibung des somatoformen phobischen Schwankschwindels.

Brandt ist seit 1975 Mitglied der Deutschen EEG-Gesellschaft, der jetzigen Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN), deren Präsident er 2006 war. Er war auch Präsident der Deutschen Neurologischen Gesellschaft (1997), der European Neurological Society (1998) sowie der Society of Postural and Gait Research (1990). Neben der Mitgliedschaft im Editorial Board vieler Journale war er Joint Editor in Chief des Journal of Neurology und ist Mit-Herausgeber des „Nervenarzt“.

Brandt ist Mitglied der Kuratorien des Max Planck Instituts für Biochemie und Neurologie, der Alfried Krupp Stiftung und des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung; er erhielt zahlreiche Ehrungen, z. B. als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Bulgarischen Nationalen Akademie der Medizin (Dr. h.c.), des Royal College of Physicians (FRCP) sowie als Ehrenmitglied der Deutschen Neurologischen Gesellschaft, der Société Française de Neurologie, der Association of British Neurologists sowie der Otoneurological Society of Australia. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande sowie mehrere Preise.