Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2013; 48(2): 122-128
DOI: 10.1055/s-0033-1336586
Fachwissen
Intensivmedizin Topthema: Akutes Nierenversagen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Akutes Nierenversagen – Prävention, Risikostratifizierung und Biomarker

Acute kidney injury – Prevention, risk stratification and biomarkers
Daniel Bläser
,
Norbert Weiler
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Publication Date:
15 March 2013 (online)

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Zusammenfassung

Das Auftreten eines akuten Nierenversagens beeinflusst Morbidität und Mortalität des Intensivpatienten negativ und verursacht erhebliche Kosten durch eine verlängerte Verweildauer auf der Intensivstation. Die Diagnose und Klassifikation des akuten Nierenversagens erfolgt derzeit anhand der RIFLE- und AKIN-Kriterien mittels Serumkreatinin und Urinausscheidung. Die möglichen prä-, intra- und postrenalen Ursachen eines akuten Nierenversagens sind Ansatzpunkte einer präventiven Therapie und Risikostratifizierung.Da gerade das Serumkreatinin beim Intensivpatienten einen unzuverlässigen Parameter darstellt, ruht die Hoffnung auf neuen Biomarkern. Bislang hat jedoch keiner der aussichtsreichen Kandidaten den Weg in die klinische Routine gefunden. Zur Beurteilbarkeit des klinischen Nutzens müssen die Ergebnisse großer prospektiver Multizenter-Studien abgewartet werden.

Abstract

Acute kidney injury influences negatively morbidity and mortality of the critically ill patient and causes increased costs by prolonged length of stay in the intensive care unit.At present the diagnosis and classification of acute kidney injury is derived from the RIFLE and AKIN criteria based on serum creatinine and urine output. The possible pre-, intra- and postrenal causes of acute kidney injury are the starting points of preventive therapy and risk stratification.Because of the unreliability of serum creatinine in critically ill patients the development of new biomarkers raises hope. But none of the promising candidates is used in clinical routine up to now. For evaluation of clinical benefit the results of large prospective multicenter studies have to be awaited.

Kernaussagen

  • Das akute Nierenversagen geht mit erhöhter Morbidität und Mortalität, längerer Verweildauer auf der Intensivstation und erhöhten Kosten einher.

  • Die Inzidenz des akuten Nierenversagens beim Intensivpatienten beträgt bis zu 65,8 %!

  • Die Diagnose und Klassifikation des akuten Nierenversagens erfolgt anhand der RIFLE- und AKIN-Kriterien auf Basis des Serumkreatinins und der Urinproduktion.

  • Das Serumkreatinin ist gerade beim Intensivpatienten ein unscharfer Parameter.

  • Ein akutes Nierenversagen kann prärenale, renale oder postrenale Ursachen haben.

  • Neue aussichtsreiche Biomarker befinden sich in der klinischen Erprobung mit dem Ziel, eine frühere und gezieltere Diagnose des akuten Nierenversagens zu ermöglichen.

  • Der Plasmaspiegel von Cystatin C erlaubt frühzeitige Rückschlüsse auf eine Einschränkung der glomerulären Filtrationsleistung.

  • Neutrophil gelatinase-associated lipocalin ist ein in Plasma und Urin nachweisbarer Biomarker mit hohem prädiktivem und prognostischem Wert bezüglich des akuten Nierenversagens.

  • Kidney injury molecule-1 ist im Urin nach erfolgter Nierenschädigung nachweisbar und hat einen hohen prädiktiven Wert bezüglich des Auftretens eines akuten Nierenversagens im kardiochirurgischen Kollektiv.

  • Interleukin-18 kann im Urin nach akuter Tubulusnekrose nachgewiesen werden und hat einen hohen prädiktiven und prognostischen Wert bezüglich akutem Nierenversagen und Mortalität.

Ergänzendes Material