Ultraschall Med 2013; 34(3): 288-289
DOI: 10.1055/s-0033-1335552
Kongressbericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dreiländertreffen Davos 2012 – eine kritische Nachlese

K. Seitz
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Publication Date:
24 May 2013 (online)

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Eine Analyse des Dreiländertreffens (DLT) 2010 in Mainz [1] [2] ließ qualitativ und quantitativ ein sehr ordentliches Niveau erkennen. Für 2011 war eine vergleichende Bewertung wegen des Zusammentreffens von DLT, EFSUMB und WFUMB und des Termins während der großen Sommerferien nicht möglich. Die Anzahl der präsentierten Beiträge für die Bereiche Innere Medizin, Radiologie und Chirurgie war mit insgesamt 42 (36 Vorträge, 6 Poster) Beiträgen gegenüber 2010 (38 Vorträge, 47 Poster) insbesondere bei den Postern rückläufig. 25 von 36 Vorträgen stammten aus 9 deutschen Universitätskliniken oder hatten universitäre Koautoren, 16 entsprachen Studien überwiegend mit Fallzahlen >n = 100, 10 Studien waren prospektiv angelegt, dagegen wurden 2010 40 Studien, davon 28 prospektiv, vorgestellt. Wissenschaftliche Beiträge aus dem Gastland Schweiz und Österreich waren in den o. g. Gebieten leider nicht vertreten. Besonders rückläufig waren die wissenschaftlichen Beiträge im Bereich Angiologie (n = 4) Neurologie (n = 0), Gynäkologie (n = 2), Mammasonografie (n = 2). Lediglich die Pränataldiagnostik mit 36 Beiträgen (35 aus Universitätskliniken, darunter 2 Beiträge aus Österreich) und die Pädiatrie mit 8 Beiträgen waren besser vertreten. Immerhin wurden auf der Techniksitzung einige neue technische Verfahren vorgestellt [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9], der Brückenschlag zu den Grundlagenwissenschaften ist schon seit Jahren zu schwach.

Betrachtet man das gesamte Kongressprogramm, so stehen die mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks organisierten, alle Disziplinen abdeckenden Fortbildungsaktivitäten, einschließlich „Sonohöhle“, im Vordergrund. Auch im wissenschaftlichen Programm finden sich noch zum Teil Serienbeiträge [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16], die Lehrbuchwissen präsentieren. Die Schwerpunkte der Veranstaltung enthielten zu viel Sonohöhle und leider zu wenig Zauberberg. In der Sonohöhle wird Fortbildung auf hohem Niveau erfolgreich angeboten, sollte aber unter einem hochwertigen Begriff angeboten werden – der Ultraschall hat die Steinzeit mit ihren Höhlen lange hinter sich gelassen und nutzt ebenso „high tech“ wie CT und MRT. Vermutlich wird kein deutscher Ordinarius oder ein Klinikgeschäftsführer verstehen, warum er den Kongressreiseantrag eines Assistenzarztes in eine Sonohöhle unterstützen soll. Da gilt es, mehr Selbstbewusstsein zu zeigen. Zukünftige Veranstalter sollten insbesondere verpflichtet werden, mehr Wert auf die wissenschaftlichen Aspekte zu legen, vielleicht wäre es auch sinnvoll, einen gesonderten Kongresspräsidenten für das wissenschaftliche Programm zu benennen.

Für 2013 besteht die Hoffnung auf ein wesentlich umfangreicheres wissenschaftliches Programm wegen der europäischen Beteiligung, die zu erwartende „wissenschaftliche Bluttransfusion“ durch die EFSUMB wird dem Dreiländertreffen gut tun.

Nun zu den Beiträgen Abdomen und CEUS im Einzelnen. Die diagnostische Wertigkeit von ARFI zur Quantifizierung der Leberfibrose [17] [18] [19] [20] [21] wird erneut bestätigt, weitere Beiträge waren der Untersuchungstechnik [22] und der Weiterentwicklung der Elastografie gewidmet [23]. Der Fibroscan scheint über eine Fortentwicklung (Controlled Attenuation Parameter) einen lang gehegten Wunsch der Gastroenterologen, nämlich die Quantifizierung der Leberverfettung, zu ermöglichen [24]. Je eine Studie befasste sich mit der Peritonitis bei Hohlorganperforation [25], dem Stellenwert von US und EUS bei Pankreasabszessen [26], dem Staging von Ösophaguskarzinomen mittels EUS [27], der Lebersegmenteinteilung [28]. Zwei Beiträge widmeten sich der Akzeptanz von Trainingskursen in der EUS [29] bzw. einem Trainingsmodell für US-gesteuerte Drainagen [30]. Bleibt noch auf die PRIMUS-Multicenterstudie hinzuweisen, die den Stellenwert der Sonografie in der Notaufnahme untersucht [31].

Die Beiträge zu CEUS befassten sich überwiegend mit Leberläsionen [32] [33] [34] [35] [36], je 1 Beitrag mit Milzläsionen und transplantierten Pankreata. Am interessantesten waren eine Untersuchung zur Detektion kleiner Leberläsionen [33] und eine zur Analyse von Fehlbeurteilungen [32]. Eine Studie (quantitative CEUS) befasste sich mit dem frühen Ansprechen einer Sorafenibtherapie bei HCC [34]. Eine weitere Häufung waren Beiträge zur endokavitären CEUS an Gallenwegen, GI-Trakt, sowie bei US-gesteuerten Drainagen [37] [38] [39] [40] [41]. Bei atrialen Raumforderungen gelang mithilfe EUS-gestützter CEUS in den meisten Fällen die Unterscheidung zwischen Thrombus und neoplastischer Raumforderung [42].