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DOI: 10.1055/s-0032-1333430
Stiefmütterlich behandelt – Familienorientierung – lange Zeit von Kliniken vernachlässigt
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
09. Januar 2013 (online)

Liebe Leserinnen,
Kinderbetreuung ist nicht alles. Aber alles ist nichts ohne eine qualitativ hochwertige, arbeitszeitkompatible und bezahlbare Kinderbetreuung. Damit Ärztinnen Familie und Beruf miteinander vereinbaren können, brauchen sie verlässliche Arbeitszeitmodelle, wissenschaftliche Förderung, lebensphasengerechte Arbeitszeitmodelle und haushaltsnahe Dienstleistungen.
Während Banken und Wirtschaftsunternehmen sich schon seit vielen Jahren Familienfreundlichkeit auf die Fahne geschrieben haben, haben die meisten Kliniken und die ärztliche Selbstverwaltung dieses Thema lange stiefmütterlich behandelt. Erst seitdem der Ärztemangel immer deutlicher zu spüren ist, beginnt ein Umdenken.
Man könnte meinen, dass mittlerweile alles bestens ist, schließlich reden alle von Familienfreundlichkeit, doch dem ist nicht so. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass nach wie vor die Frauen den weitaus größeren Anteil an Erziehungs- und Hausarbeit leisten und somit einen möglichen Karriereknick in Kauf nehmen. Das hat zur Folge, dass immer noch sehr wenige Ärztinnen Entscheidungspositionen und Lehrstühle innehaben. Und diejenigen, die es nach oben geschafft haben, haben überproportional häufig keine Kinder. Und die Partner und Väter? Trotz gegenteiliger Pläne vor der Familiengründung, übernehmen nur wenige nach der Geburt eines Kindes mehr als zwei Monate Elternzeit, die meisten intensivieren sogar noch die Erwerbsarbeit. Doch wenn Frauen Beruf und Familie haben wollen, dann ist es unerlässlich, dass die elterliche Verantwortung partnerschaftlich geteilt wird. Dies wird allerdings auch durch die Politik erschwert, die lieber das Betreuungsgeld einführt, statt vorrangig den gesetzlichen Anspruch auf Kinderbetreuung zu erfüllen.
Und wie sieht es mit der Kinderbetreuung an deutschen Kliniken nun aus? Immer noch dürftig – Statistiken, die das Gegenteil behaupten, sollte man skeptisch betrachten. Sie sagen nichts darüber aus, ob es auch Krippen- und Hortplätze gibt oder nur einen Kindergarten, wie lange die Wartelisten sind, ob Öffnungszeiten arbeitszeitkompatibel sind und vor allem qualifiziertes Betreuungspersonal vorhanden ist. Damit Sie Kliniken finden, die wirklich familienfreundlich sind, stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe „best practice“-Beispiele vor. Denn dass mit familiengerechten Angeboten der „Kampf um die besten Köpfe“ gewonnen werden kann, zeigen aktuelle Umfragen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, des Hartmannbunds und der Deutschen Krankenhausgesellschaft unter Studierenden: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, einschließlich verlässlicher Freizeit, hat sowohl bei Frauen als auch bei Männer höchste Priorität.
Mit kollegialen Grüßen
Ihre Herausgeberin Dr. Astrid Bühren
Herausgeberinnen
Dr. med. Astrid Bühren
Dr. med. Anja Haas
Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns
Prof. Dr. med. Marion Kiechle
Dr. med. Sandra Breyer
Expertinnenpanel
Prof. Dr. rer. physiol. Dr. h. c. Ulrike Beisiegel
Dr. phil. Mechthild Determann
Dr. phil. Susanne Dettmer
Prof. Dr. med. Annette Hasenburg
Dr. med. Evelyn Hemper
Prof. Dr. med. Gabriela Möslein
Stefanie Pranschke-Schade
Prof. Dr. med. Vera Regitz-Zagrosek
Prof. Dr. med. Anke Rohde
Prof. Dr. med. Ingrid Schreer
Prof. Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger