Zusammenfassung
Dieser Artikel reflektiert, inwieweit außerklinische Geburten wie Hausgeburten und
Geburten in sogenannten Geburtshäusern eine primär anzustrebende Geburtsform in westlichen
Ländern sein sollte. Die Befürworter der nicht-klinischen Geburten argumentieren mit
Patientensicherheit, Kostenersparnis, Zufriedenheit und dem Respekt für den Wunsch
der Patientinnen. Positive Rechte der Mütter haben jedoch im Interesse der Kinder
auch Grenzen.
Basierend auf eigenen Erfahrungen und wissenschaftlichen Studien, die kritisch beleuchtet
werden, hinterfragen wir die sachliche Aufklärung der Öffentlichkeit und der betroffenen
Schwangeren.
Wir versuchen aufzuzeigen, dass die primär geplante außerklinische Geburt zwar eine
verständliche, aber keine professionelle Antwort darstellt, um auf die zunehmend invasive
Geburtsmedizin in den Kliniken, die sich in steigenden Kaiserschnittraten und fehlender
Geduld zur vaginalen Geburt widerspiegelt, zu reagieren.
Komplikationen außerhalb einer Geburtsklinik enden unvermeidlich mit einem Transport
in eine Klinik. Dies stellt für Kind und Mutter eine unnötige Gefahr dar. Daher hinterfragen
wir die Patientensicherheit, die Patientenzufriedenheit und die „Kostenersparnis“
der geplanten außerklinischen Geburt. Bezweifelt wird, dass bürokratische Qualitätskriterien,
wie sie in Deutschland auch für die nicht-klinische Geburtshilfe eingeführt wurden,
hieran etwas Wesentliches ändern, sondern eher eine bürokratische „Scheinqualität“
vorgeben.
Evidenzbasierte Untersuchungen zeigen, dass moderne Kenntnisse des Geburtsverlaufs,
sonografische Untersuchungen, aber auch liebevolle Zuwendung unter der Geburt die
Rate operativer Entbindungen reduzieren können. Leider werden diese Tatsachen ungenügend
verbreitet. Sie sind aber beste Argumente, um die Begleitung der Geburt in ein kooperatives
Modell von Hebammen und Geburtsmedizinern innerhalb der Klinikmauern zu legen.
Es wird daher an die Entscheidungsträger sowie an Geburtsmediziner und Hebammen appelliert,
die Zahlen in der Literatur fachkundig zu analysieren und die primäre Hausgeburt weder
aktiv zu propagieren noch in Studiensituationen zu evaluieren. Stattdessen empfehlen
wir, nach Alternativen einer hausgeburtähnlichen Betreuung innerhalb der Kliniken
zu streben, wobei alle gemeinsamen Kräfte gebündelt werden, um eine unnötig invasive
Geburtsmedizin zu vermeiden und Schwangere und Kind optimal zu betreuen, ohne es an
Zuwendung und Sicherheit mangeln zu lassen.
Abstract
This article addresses in how far planned non-hospital births should be an alternative
to planned hospital births. Advocates of planned non-hospital deliveries have emphasised
patient safety, patient satisfaction, cost effectiveness, and respect for women’s
rights. We provide a critical evaluation of each of these claims and have doubts that
the information available for the pregnant women and the public is in accord with
professional responsibility. We understand that the increasing rates of interventions
and operative deliveries in hospital births demand an answer, but we doubt that planned
home birth is the appropriate professional solution. Complications during non-hospital
births inevitably demand a transport of mother and child to a perinatal centre. The
time delay by itself is an unnecessary risk for both and this cannot be abolished
by bureaucratic quality criteria as introduced for non-hospital births in Germany.
Evidence-based studies have shown that modern knowledge of the course of delivery
including ultrasound as well as intensive care during the delivery all reduce the
rate of operative deliveries. Unfortunately, this is not well-known and only rarely
considered during any delivery. All these facts, however, are the best arguments to
find a cooperative model within perinatal centres to combine the art of midwifery
with modern science, reduction of pain and perinatal care of the pregnant women before,
during and after birth. We therefore call on obstetricians, midwifes and health-care
providers as well as health politicians to carefully analyse the studies from Western
countries showing increasing risks if the model of intention-to-treat is considered
and accoordingly not to support planned non-hospital births nor to include these models
into prospective trials. Alternatively, we recommend the introduction of a home-like
climate within hospitals and perinatal centres, to avoid unnecessary invasive measures
and to really care for the pregnant mother before, during and after delivery within
a cooperative model without the lack of patient safety for both mother and child in
case of impending or acute emergencies.
Schlüsselwörter
Hausgeburt - Patientensicherheit - Ultraschall unter der Geburt - Zuwendung unter
der Geburt - Ethik in der Geburtsmedizin
Key words
planned non-hospital births - patient safety - professional responsibility - care
during delivery - ethics in perinatal medicine