Der Klinikarzt 2012; 41(11): 522-527
DOI: 10.1055/s-0032-1331834
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anwendung von hochsensitiven Troponin-Tests beim Akuten Koronarsyndrom – Ein Überblick über den korrekten Einsatz, Stärken und Limitationen

Use of highly sensitive troponin test in acute coronary syndrome – Survey of correct use, advantages and limitations
Evangelos Giannitsis
1   Medizinische Klinik III, Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg
,
Hugo A Katus
1   Medizinische Klinik III, Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg
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Publication Date:
29 November 2012 (online)

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Die Einführung hochsensitiver Troponinassays (hsTn) hat zu einer Verbesserung der frühen Infarktdiagnose und zu einer Zunahme richtig erkannter Herzinfarkte geführt, die früher fälschlicherweise als instabile Angina pectoris klassifiziert worden wären. Durch Anwendung eines hsTn-Assays lässt sich jetzt cTn bei fast jedem Gesunden nachweisen und es kann aus der Verteilung der Messwerte die 99. Perzentilkonzentration einer gesunden Referenzpopulation bestimmen werden. Per Konvention beschreiben Werte oberhalb der 99. Perzentile einen pathologischen Zustand mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 1 %. Diese Konzentration liegt deutlich unterhalb der untersten Konzentration, die früher mittels konventioneller Troponinassays quantifiziert werden konnte. Die Senkung des diagnostischen Cutoffs hat daher dazu geführt, dass mehr Patienten mit einer Troponinerhöhung erkannt werden, die gar keinen Herzinfarkt haben (z. B. akute oder chronische Herzinsuffizienz, Lungenhochdruck, hypertensive Krise, Myokarditis). Diese eingeschränkte klinische Spezifität für den Myokardinfarkt – bei fortbestehender Kardiospezifität für eine kardiale Myokardschädigung – hat sowohl Akutmediziner aber auch klinisch tätige Ärzte in fast allen Fachdisziplinen verwirrt und zu Fehlinterpretationen geführt. Basiskenntnisse über den zweckmäßigen und richtigen Einsatz von hsTn ist daher extrem wichtig. Der nachfolgende Artikel bietet einen Überblick über Stärken und Limitationen bei der Anwendung der hsTn-Assays und gibt Tipps und Empfehlungen für den korrekten Einsatz und die Interpretation des Ergebnisses.

Implementation of new more sensitive or high-sensitivity cTn assays (hsTn) has improved earlier and more accurate diagnosis of myocardial infarction. Increasingly available, hsTn assays now enable detection of measurable level of cTn in virtually every healthy subject and allow to establish an upper reference value at the 99th percentile of a healthy population. This 99th percentile value lies considerably lower than the previously measurable lower detection limits of conventional cTn assay generations. Not unexpectedly, lowering the upper reference limit resulted in an increase in numbers of patients with truly positive troponin elevations in the absence of an acute coronary syndrome (ACS), e. g. due to acute or chronic heart failure, pulmonary hypertension, hypertensive crisis, myocarditis. This phenomenon has created confusion among emergency physicians and clinicians of almost all specialities. Thus, basic knowledge about proper use of hsTn assays in ACS patients and in patients with differential diagnoses is paramount. The present article gives an overview on the strengths and limitation of hsTn in clinical practice and gives recommendations and tips for correct interpretation.