Psychother Psychosom Med Psychol 2012; 62(12): 443-444
DOI: 10.1055/s-0032-1331241
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die PPmP zwischen Praxis und Forschung

PPmP between Routine and Research
Elmar Brähler
1   Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie Universitätsklinikum Leipzig AöR
,
Yve Stöbel-Richter
1   Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie Universitätsklinikum Leipzig AöR
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17 December 2012 (online)

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Prof. Dr. Elmar Brähler
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PD Dr. Yve Stöbel-Richter

Die PPmP hat einerseits sehr viele Leser, die aus dem Bereich der Wissenschaft kommen. Hier bemüht sich die Zeitschrift durch einen kritischen Begutachtungsprozess, eine hohe Qualität der Beiträge zu sichern. Auf der anderen Seite wird die Zeitschrift auch von vielen Praktikerinnen und Praktikern gelesen, die sich durch die Beiträge auch weiterbilden möchten.

Diesen Spagat versucht die Zeitschrift durch die Einführung von Rubriken und durch eine Ausgewogenheit in der Art der Beiträge zu meistern. Oft wurde von Lesern kritisiert, dass die Zeitschrift zu viele testtheoretische Beiträge enthält. Dies kann daran liegen, dass sehr viele Autoren durch den Mangel an diagnostischen Zeitschriften im deutschen Sprachraum vermehrt die PPmP mit solchen Beiträgen ansteuern. In [Tab. 1] haben wir die am häufigsten zitierten Artikel der PPmP, die nach der Jahrtausendwende entstanden sind, aufgelistet. In der Liste enthalten sind, bis auf einen Beitrag über Lebensqualität, nur Artikel über Testverfahren. Es sind jedoch fast alles Testverfahren, die sehr relevant sind für die Bereiche der Psychosomatischen Medizin, der Psychotherapie und der Medizinischen Psychologie. Zum Teil sind dies Verfahren, die zur Diagnostik von Störungen eingesetzt werden können, aber es finden sich auch allgemeine Screener für psychische Belastungen.

Tab. 1 Zitationsklassiker der PPmP nach 2000.

Autoren

Thema

Jahreszahl

Zahl der ­Zitierungen

1

Hinz und Schwarz [1]

HADS

2001

135

2

Brähler et al. [2]

GBB

2000

77

3

Herschbach [3]

Lebensqualität

2002

68

4

Grande et al. [4]

DS-14

2004

55

5

Schumacher et al. [5]

SOC

2000

53

6

Bohus et al. [6]

BSL

2001

38

7

Michal et al. [7]

CDS

2004

31

8

Hinz et al. [8]

NHP

2003

26

9

Larisch et al. [9]

ERI

2003

25

10

Ravens-Sieberer et al. [10]

Familienbelastungstest

2001

25

Die Auswertungen in [Tab. 1] machen deutlich, dass diese Verfahren ihren berechtigten Platz in der PPmP haben und lassen schlussfolgern, dass Verfahren, die eng mit psychosoma­tischen Fragestellungen verbunden sind, durchaus in die PPmP aufgenommen werden können. [Tab. 2] zeigt die meist zitierten Arbeiten der PPmP aus den Jahren 2010 und 2011. Hier wird zum einen deutlich, dass Testverfahren auch bei diesen beiden Jahrgängen in der Literatur gut rezipiert werden. Auf der anderen Seite werden jedoch auch Übersichtsarbeiten, z. B. über Selbstverletzendes Verhalten [12] oder Somatoforme Störungen [14] sehr gut rezipiert. Ebenso ist das klassische Thema der Arzt-Patienten-Beziehung [19] vertreten.

Tab. 2 Die meistzitierten Arbeiten der PPmP der Jahre 2010 und 2011.

Name

Thema

Jahreszahl

Zitierungen

1

Wingenfeld et al. [11]

CTQ

2010

18

2

Petermann und Nitkowski [12]

selbstverletzendes Verhalten

2011

7

3

Michal et al. [13]

CDS

2010

7

4

Lahmann et al. [14]

somatoforme Störungen

2010

6

5

Wölfling et al. [15]

CSV-S

2011

5

6

Klein et al. [16]

berufliche Gratifikationskrisen bei Chirurgen

2010

5

7

Ritter et al. [17]

Komorbiditäten bei Narzissmus und Borderline

2010

5

8

Fischer et al. [18]

ICD-10-Symptom-Ranking

2010

4

9

Rockenbauch et al. [19]

PatientInnenbeteiligung aus ÄrztInnensicht

2010

4

10

Dirmaier et al. [20]

Rehabilitation von Depressionen

2010

4

Die Arbeit über den CTQ hat gute Optionen, zu einem Zitationsklassiker der PPmP zu werden [11]. Neben dem klassischen Thema Somatoforme Störungen [14] sind in der letzten Zeit in der Psychosomatik Kindheitstraumata [11], Selbstverletzendes Verhalten [12], Depersonalisation [13] und Computerspielsucht [15] von großer Bedeutung. Die Zahl der Zitierungen in den [Tab. 1, 2] sind eher ein Maßstab für die Rezeption der Artikel und somit der PPmP in den Wissenschaften.

Der Verlag überprüft auch die Zahl der aus dem Netz heruntergeladenen Artikel. Diese Zahlen sind verstärkt ein Indiz für das Interesse der Praktiker an der Zeitschrift.

Bei den 2012 am häufigsten heruntergeladenen Artikeln aus dem Jahr 2010 steht wiederum der Beitrag von Wingenfeld et al. [11] über den CTQ an der Spitze. Auch die Beruflichen Gratifikationskrisen bei Chirurgen von Klein et al. [16] und die Arbeit von Dirmaier et al. über die Rehabilitation von Depressiven [20] belegen Spitzenplätze unter den häufig heruntergeladenen Arbeiten aus den Jahren 2010 und 2011. Bei den anderen Beiträgen über Retraumatisierung [21], Psychoonkologie [22] sowie den Beiträgen von Barnow et al. zur „Epidemiologie von Persönlichkeitsstörungen“ [23] und von Rockenbauch zur „PatientInnenbeteiligung aus Ärztinnensicht“ [19] dominiert wohl das Interesse aus der Praxis. Bei den am häufigsten heruntergeladenen Arbeiten aus dem Jahre 2010 kommt außer dem CTQ keine weitere testtheoretische Arbeit vor.

In der Zusammenstellung der 2012 am häufigsten heruntergeladenen Artikel der PPmP aus dem Jahre 2011 erscheint überhaupt keine Testbeschreibung. Stattdessen dominieren auch hier Arbeiten, die den Praktiker interessieren, wie die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion [28], die Bindungsforschung [29], die dialektisch behaviorale Therapie nach PTSD [30], die Psychotherapie chronischer Depressionen [24], die Arbeit über narzissische Störungen [25] und jene zur Parentifizierung [26] sowie eine Arbeit zur Resilienz im Arztberuf [27].

Nach der Analyse der Zitierungen und der Downloads scheint es den Herausgebern der PPmP gelungen zu sein, eine Balance zwischen den Anforderungen der Praktiker, die sich eher weiterbilden wollen und den Forschern, die sich über hochkarätige Forschungsergebnisse informieren wollen, zu wahren.