Aktuelle Rheumatologie 2012; 37(06): 357
DOI: 10.1055/s-0032-1331201
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arthrose – Pathophysiologie und Therapie

Osteoarthritis – Pathophysiology and Therapy
C. Baerwald
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 December 2012 (online)

Zoom Image
C. Baerwald

Die Osteoarthrose stellt die häufigste Gelenkerkrankung weltweit dar. Der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung einer Arthrose ist das Lebensalter, sodass bei weiter steigender Lebenserwartung die Anzahl der Erkrankten zunehmen wird. In diesem Heft werden nun verschiedene Aspekte der Osteoarthrose beleuchtet. Nach dem über Jahrzehnte von einer reinen Erkrankung des Knorpels ausgegangen wurde, zeigen neue pathophysiologische Untersuchungen, dass das gesamte Gelenk in die Erkrankung mit einbezogen ist. Es konnte zudem gezeigt werden, dass die Osteoarthrose keine reine passive Verschleißerkrankung darstellt, sondern ein aktiver Prozess ist, der auf einem komplexen Zusammenspiel der 3 Kompartimente des Gelenkknorpels, des Knochens und der Synovialis beruht. Ausgehend von diesen Untersuchungen zeigt der Artikel von Godmann et al. neue Therapieoptionen auf, die aus den neuen pathogenetischen Vorstellungen entstehen. In Tiermodellen haben erste pathogenetisch orientierte Therapieverfahren gute Ergebnisse gezeigt, es bleibt zu hoffen, dass dies auch am Menschen nachvollzogen werden kann. Der Artikel von Luttosch zeigt dann die derzeit zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten, die vor allem darauf ausgerichtet sind die Symptome einer Arthrose zu mildern. Gerade bei fortgeschrittener Osteoarthrose ist jedoch eine symptomatische Therapie nicht mehr ausreichend, um die Schmerzen zu lindern. Von daher werden bei Osteoarthrose häufig operative Eingriffe durchgeführt. In diesem Heft beleuchten nun 2 Artikel die operativen Gelenkeingriffe bei Osteoarthrose. Zum einen wird ein Überblick geboten über die Gelenkersatztherapieverfahren, bei dem Scholz darauf hinweist, dass die Indika­tion zur Gelenkersatzoperation individuell getroffen werden muss unter Berücksichtigung nicht nur funktionell anatomischer Gesichtspunkte oder der Lokalisation, sondern auch unter Beachtung technischer Voraussetzungen und den Erwartungen und Bedürfnissen der Patienten. Zum anderen stehen neben den Gelenkersatzopera­tionen auch minimal-invasive Techniken zur ­Verfügung, auf die Rehart et al. eingehen. Das Haupteinsatzgebiet dieser Therapieverfahren liegt derzeit bei umschriebenen Knorpelschäden, die noch keine Prothesenversorgung oder Arthrodese benötigen und haben zum Ziel, ein Fortschreiten der degenerativen Gelenkzerstörung aufzuhalten. Auch wird dies eher bei jüngeren Patienten eingesetzt, um den Zeitpunkt bis zum Einsatz einer Endoprothese zu verschieben. Eine Rehabilitationsmaßnahme spielt sowohl nach operativen Eingriffen als auch im Rahmen von degenerativen oder entzündlichen Gelenkveränderungen eine Rolle, um eine möglichst gute Funktion der betroffenen Gelenke wiederzuerlangen. Die Arbeit von Kopp zeigt, dass im Rahmen der DRG-Konvergenzphase die Kranken­hausverweildauer nach Hüft- oder Knie-TEP-Implantationen zurückgegangen ist und eine frühere Verlegung in eine Reha-Klinik erfolgte. Auch die Verweildauer in der Reha hat sich um durchschnittlich 2 Tage vermindert, wobei jedoch gezeigt werden konnte, dass die früher verlegten Patienten in einem schlechteren funktionellen Zustand sind, in der Abschlussuntersuchung jedoch eine bessere Rehabilitationsleistung nachgewiesen werden konnte. Interessanterweise war eine Zunahme von Komplikationen in den Reha-Kliniken festzustellen, sodass eine gewisse Verlagerung von postoperativen Komplikationen und Leistungen aus den Akutkrankenhäusern in den Bereich der Rehabilitation gefunden wurde.

Die Artikel beleuchten also ganz unterschiedliche Aspekte in der Versorgung von Patienten mit Osteoarthrose und die Herausgeber wünschen dem geneigten Leser eine interessante Lektüre.

Professor Dr. med. Ch. Baerwald