ergopraxis 2012; 5(11/12): 14-16
DOI: 10.1055/s-0032-1331001
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
16 November 2012 (online)

 

Körperliche Behinderung – Laptops für inklusiven Unterricht

Laptops helfen körperlich beeinträchtigten Kindern dabei, erfolgreich am Regelunterricht teilzunehmen. Zu diesem Ergebnis kamen vier Ergotherapeutinnen um Esmee van Zanten an der Hogeschool Zuyd in Heerlen.

Die Forscher interviewten fünf acht- bis zwölfjährige Schüler mit einer körperlichen Behinderung sowie vier Lehrer, die den Laptop im Unterricht einsetzten. Demnach bringt das Medium viele Vorteile mit sich: Die betroffenen Kinder können Aufträge effizienter bearbeiten und empfinden größeren Spaß dabei. Sie schreiben in gleichmäßigerem Tempo, erreichen durch das Tippen eine höhere Lesbarkeit und formulieren ihre Antworten ausführlicher. Allerdings müssen sie in der Lage sein, den Laptop selbstständig und intelligent zu nutzen. Auch die Lehrer benötigen PC-Kenntnisse und die Bereitschaft, dieses Medium im Unterricht einzusetzen. Als nachteilig erscheint den Befragten der gesteigerte Zeitaufwand, um den PC hoch-oder herunterzufahren, technische Probleme zu bewältigen und Updates durchzuführen. Der Laptop stelle zudem bestimmte Anforderungen an die physische Umgebung wie eine erreichbare Steckdose. Daher könnten die Kinder ihre Sitzplätze nicht frei wählen, was sie in die Rolle eines Außenseiters dränge.

Trotz dieser Nachteile unterstützt der Laptop körperlich beeinträchtigte Kinder darin, höhere Lernerfolge zu erzielen und erfolgreich am Klassengeschehen teilzuhaben. Ob sie das Medium tatsächlich effektiv nutzen, hängt allerdings auch vom Verhalten der Lehrer, Familien und Klassenkameraden ab.

mewe

WTvE 2011; 4: 33-41


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Inklusive Bildung – Schulen hinken hinterher

Deutschland hat die UN-Behindertenrechtskonvention im März 2009 unterzeichnet und sich damit verpflichtet, ein inklusives Bildungssystem einzuführen. Kinder und Jugendliche mit Behinderung sollen demnach Regelkindergärten oder - schulen besuchen und individuell angepasste Unterstützungsangebote erhalten. Laut aktuellem Bildungsreport hat sich diese Forderung in der frühkindlichen Bildung stärker durchgesetzt als im schulischen Bereich. So werden bundesweit immer noch 3,4% aller Kinder auf einer Förderschule eingeschult.

fk

www.bildungsbericht.de/daten2012/bb_2012.pdf


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Orthopädische Rehabilitation – Die Selbstwahrnehmung berücksichtigen

Wie Menschen mit muskuloskeletalen Verletzungen ihreGesundheitssituation wahrnehmen, wirkt sich auf eine mögliche Rückkehr ins Berufsleben aus. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam um die Bewe-gungswissenschaftlerin Maria Iakova in zwei Schweizer Rehabilitationskliniken.

Die Forscher untersuchten in ihrer pros-pektiven Kohortenstudie 1.207 Menschen unter 60 Jahren, die infolge eines orthopädischen Traumas an Rücken, Armen oder Beinen an einer Rehabilitationsmaßnahme teilnahmen. Diese füllten zu drei verschiedenen Zeitpunkten mehrere Selbsteinschätzungsbögen aus: bei ihrer Aufnahme, vor der Entlassung und zwei Jahre danach. Anhand der Ergebnisse aus der Visual Analog Scale (VAS), dem SF-36 und der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) kommen die Forscherzu dem Schluss, dass sich die Selbstwahrnehmung von Menschen mit muskuloskeletalen Verletzungen zwischen dem Zeitpunkt ihrer Aufnahme und Entlassung kaum verändert. Schätzen Klienten ihren Gesundheitszustand gleich zu Beginn positiv ein und nehmen sie keine oder nur geringe Schmerzen wahr, erhöhen sich ihre Chancen auf eine Rückkehr ins Berufsleben. Gleiches gilt, wenn sich der wahrgenommene Gesundheitszustand während der Rehabilitation verbessert. Ebenso spielt es eine wichtige Rolle, wie die Betroffenen das erlebte Trauma bewerten. Fühlen sie sich nur geringfügig beeinflusst, verbessert das ihre berufsbezogenen Perspektiven.

Aus Sicht der Forscher sollte das Rehabilitationsteam sein Interventionsangebot darauf abstimmen, wie Klienten ihren Gesundheitszustand wahrnehmen und welche Bedeutung sie dem erlebten Trauma beimessen.

fk

J Occup Rehabil 2012; doi:10.1007/s10926-012-9369-x


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Wohnservicegebiet – Im Alter selbstbestimmt teilhaben

Im niederländischen Wohnservicegebiet „De Zeevang“ arbeiten sieben Gemeinden, Wohnungsverwaltungen, Gesundheitseinrichtungen und Freiwilligenorganisationen mit dem Ziel zusammen, dass ältere Menschen so lange wie möglich zu Hause leben können. Auch dann noch, wenn die Einwohnereine außerplanmäßige Rund-um-die-Uhr-Versorgung benötigen. Die beiden Ergothera-piestudentinnen Anne Marieke Braam und Sophie Hartel setzten sich in ihrer Bachelorarbeit und im Rahmen eines nationalen Forschungsprojektes an der Hogeschool Amsterdam mit der Frage auseinander, wie ältere Menschen in diesem Wohnumfeld partizipieren.

Die Studentinnen interviewten 18 Einwohner, die zwischen 71 und 87 Jahre alt waren. Sie wollten von ihnen wissen, welche Aspekte ihnen wichtig wären, um an ihrem aktuellen Lebensraum teilhaben zu können. Dabei spielen für die Senioren drei Dinge eine große Rolle. Erstens möchten sie selbst entscheiden, an welchen Aktivitäten sie teilnehmen und wie sie ihr Leben oder ihre Gesundheitsversorgung organisieren: ob sie beispielsweise eine Haushaltshilfe in Anspruch nehmen oder eine feste Betreuungsperson einstellen, zu der sie Vertrauen aufbauen können. Zweitens empfinden sie es als positiv, dass Menschen verschiedenen Alters in unmittelbarer Nachbarschaft zusammenleben und gemeinsam an Aktivitäten teilnehmen wie an der Freiwilligenarbeit in Kirchen oder Vereinen. Und drittens erscheint ihnen der soziale Zusammenhalt im Wohnservicegebiet wichtig. Dabei schätzen sie es, mit den Nachbarn in angenehmem Kontakt zu stehen und sich jederzeit an ihren Hausarzt wenden zu können. Das vermittele ihnen ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit.

Sogenannte Wohnservicegebiete unterstützen ältere Menschen in ihrem Bedürfnis, selbstbestimmt zu leben und teilzuhaben. Damit können sie eine vorteilhafte Alternative zum Seniorenheim darstellen oder einen entsprechenden Umzug hinauszögern.

Saja

WtvE 2012; 1: 43-51


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Wohnservicegebiet – Wohnen im Wandel

Sogenannte Wohnservicegebiete sind altersgerecht geplante und gestaltete Wohnviertel. Die in den Niederlanden bereits weiter verbreiteten Wohnanlagen sind für alle Lebensphasen geeignet. Neben einem Gesundheits-, Pflege- und Serviceangebot können die Einwohner Begegnungs- und Freizeitstätten nutzen oder in der Nähe einkaufen. Es besteht aber auch die Möglichkeit der Kurz- und Langzeitpflege. Damit möchten die jeweiligen Gemeinden zusätzliche Wohnformen und eine optimale Versorgung anbieten sowie bürokratische Hürden abbauen.

GS

www.wohnen-im-wandel.de

Zwei Drittel – der über 90-Jährigen...

...leben zu Hause - auch dann noch, wenn sie auf Hilfe und Pflege angewiesen sind. Das heißt, von den insgesamt 1,86 Mio. pflegebedürftigen über 65-Jährigen werden etwa zwei Drittel zu Hause versorgt.

Eine wachsende Gruppe älterer Menschen interessiert sich für besondere altersgerechte Wohnformen wie Betreutes Wohnen, gemeinschaftliches Wohnen oder Pflegewohngruppen. Etwa 2% der über 65-Jährigen nutzen sie derzeit.

GS

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Wohnen im Alter. Forschungen Heft 147. Berlin; 2011


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