ergopraxis 2012; 5(10): 14-16
DOI: 10.1055/s-0032-1329313
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Internationale Studienergebnisse


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05 October 2012 (online)

 

Rollstuhltraining – Kinder und Jugendliche profitieren von Trainingsprogramm

Bereits ein zweitägiges Trainingsprogramm hilft Kindern und Jugendlichen dabei, ihre Fertigkeiten im Umgang mit dem Rollstuhl zu verbessern. Zu diesem Schluss kamen die Ergotherapeutin Bonita Sawatzky und ihre Kollegen von der University of British Colombia in Kanada.

Die Forscher passten das „Wheelchair Skills Training Program“ („Trainingsprogramm“) an die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen an. Um die Wirkung des Angebotes zu bewerten, führten sie eine Pilotstudie mit sechs Teilnehmern im Alter von 6 bis 19 Jahren durch. Alle einbezogenen Kinder und Jugendlichen benötigten infolge einer Rückenmarksverletzung oder Spina bifida einen Rollstuhl, um sich im Alltag fortzubewegen. Das Training umfasste neben Tipps und Demonstrationen auch konkrete Übungen, um den Rollstuhl geschickter zu handhaben. Vor und nach der Intervention ermittelten die Forscher mit einer adaptierten Version des Wheelchair Skills Tests (WST), wie die Kinder ihre Rollstühle in alltagsnahen Situationen einsetzten. Zusätzlich schätzten die Studienteilnehmer anhand eines Fragebogens und der Activity Scale for Kids Performance (ASK) ein, wie sich das Training auf ihren Alltag auswirkte. Den Ergebnissen zufolge konnten die Teilnehmer ihre Rollstuhlfertigkeiten durch das Training erheblich verbessern. Außerdem fühlten sie sich dazu befähigt, ihren Alltag aktiver zu gestalten, und erlebten weniger Schmerz-und Ermüdungszustände.

Kinder und Jugendliche scheinen also von einem gezielten Rollstuhltraining zu profitieren. Die Forscher empfehlen weiterführende Untersuchungen, um die konkreten Inhalte und Wirkungsweisen des adaptierten Trainingsprogramms zu untersuchen.

akb

AOTJ 2012; 59: 2-9


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Trainingsprogramm – Wheelchair Skills Training Program

Ein Forschungsteam um den Mediziner Lee Kirby, Professor für Physikalische Medizin und Rehabilitation, entwickelte das „Wheelchair Skills Training Program“ (WSTP) an der Dalhousie University in Halifax, Kanada. Dieses standardisierte Trainingsprogramm zielt darauf ab, den Teilnehmern einen sicheren und effektiven Umgang mit ihrem Rollstuhl zu vermitteln. Die Trainingsbausteine bestehen aus konkreten Anleitungen, Demonstrationen, Imaginationen und feedbackbasierten Übungen.

Das zugehörige Manual erläutert die konkreten Inhalte und steht in englischer Sprache kostenlos unter folgendem Link zur Verfügung: www.wheelchairskillsprogram.ca > „Training“.

fk


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Hemiplegie – Die Handlungsperformanz zählt

Nur wenige Assessments ermitteln die Arm-Hand-Fertigkeiten eines Klienten mit Hemiplegie im tatsächlichen Handlungskontext. Die meisten Assessments begnügen sich damit, die motorischen Leistungen in einem standardisierten Umfeld zu erheben. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam um die Doktorandin Ryanne Lemmens an der Fakultät für Rehabilitationsmedizin der Universität Maastricht, Niederlande.

Die Forscher führten eine systematische Übersichtsarbeit durch, um reliable und valide Assessments zu identifizieren und zu bewerten. Dabei unterschieden sie jeweils, ob die Befundinstrumente das motorische Leistungsvermögen der Klienten, ihre wahrgenommene Performanz oder die tatsächliche Handlungsdurchführung ermittelten. Sie werteten 30 Assessments aus, die über die erforderlichen psychometrischen Eigenschaften verfügten. Demnach ermittelt ein Großteil dieser Befundinstrumente (18) die motorischen Leistungen der oberen Extremität, indem die Klienten bestimmte Aufgaben unter standardisierten Bedingungen durchführen. Zu dieser Kategorie zählen die Forscher zum Beispiel das „Assessment of Motor and Process Skills“ (AMPS). Neun weitere Instrumente beziehen sich auf die wahrgenommene Handlungsperformanz, darunter das „Canadian Occupational Performance Measure“ (COPM). Nur drei Befundsysteme ermitteln die tatsächliche Handlungsdurchführung des Klienten, also seine Arm-Hand-Performanz in seinem natürlichen Handlungskontext. Neben Beschleunigungssensoren (Akzelerometern) können Therapeuten zu diesem Zweck das „Assisting Hand Assessment“ (AHA) und das „Functional Arm Activity Behavioural System“ (FAABS) verwenden. Alle drei Assessments nutzen Aktivitäten des täglichen Lebens und beziehen uni- und bilaterale Aufgaben ein. Mithilfe von Akzelerometern und FAABS erfahren Therapeuten, wie häufig die Klienten ihre betroffene Seite einsetzen. Das AHA vermittelt ihnen Informationen über die Qualität der Bewegungsausführung.

Die Forscher gehen davon aus, dass nur die tatsächliche Handlungsperformanz stichhaltige Aussagen darüber ermöglicht, wie Klienten mit einer Hemiplegie ihren Alltag bewältigen. Sie sehen daher einen Bedarf an weiteren Assessments, die die Arm-Hand-Fertigkeiten im natürlichen Handlungskontext der Betroffenen ermitteln.

fk

BMC Neurol 2012; 12: 21


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Seniorenheime – Substanzmissbrauch erkennen und behandeln

Altenpflegeeinrichtungen benötigen Konzepte und Handlungsempfehlungen, um ihren suchtgefährdeten Bewohnern professionell begegnen zu können. Zu diesem Fazit gelangen die Psychotherapeutin Dr. Silke Kuhn und der Psychiater Prof. Dr. Christian Haasen vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg.

Sie führten eine bundesweite repräsentative Befragung durch, an der 550 vollstationäre und 436 ambulante Pflegeeinrichtungen teilnahmen. Mit einem selbst entwickelten Fragebogen ermittelten sie Informationen darüber, wie die Einrichtungen bei betroffenen Bewohnern vorgingen und auf welche Konzepte oder Hilfequellen sie sich dabei stützten. Demnach schätzen die Einrichtungs I eitungen, dass durchschnittlich 14 Prozent ihrer Bewohner zu einem missbräuchlichen Alkohol- oder Arzneimittelkonsum neigen. Dabei greifen Frauen häufiger zu Medikamenten und Männer eher zu Alkohol. Fast alle Einrichtungen fühlen sich verantwortlich, bei einem erkannten Suchtproblem einzugreifen sowie Ärzte und Angehörige zu kontaktieren. Das Suchthilfesystem nehmen sie hingegen selten in Anspruch. Nur ein Drittel der Einrichtungen verfügt über ein Konzept zum Umgang mit suchtgefährdeten Bewohnern, ein weiteres Drittel sieht hier Unterstützungsbedarf. Zudem bezweifeln die meisten Leitungen, dass ihr Personal den betroffenen Senioren qualifiziert helfen kann.

Aus- und Weiterbildungsangebote sollten sich daher gezielt mit der Frage auseinandersetzen, wie Pflege- und Betreuungskräfte mit suchtgefährdeten Bewohnern umgehen können. Die Forscher sehen im Suchthilfesystem eine geeignete Möglichkeit, um das Pflegepersonal zu entlasten und den Betroffenen eine adäquate Behandlung zukommen zu lassen.

dawo

Gesundheitswesen 2012; 74: 331-336

400.000

ältere Menschen in Deutschland

... haben vermutlich ein ernstes Alkoholproblem, und zwar vor allem die 59- bis 64-Jährigen. Allein im Jahr 2008 wurden 2.200 Senioren wegen Alkoholmissbrauch in Krankenhäusern behandelt. Bis zu 2,8 Millionen (das sind 13 Prozent) der über 60-Jährigen weisen einen problematischen Medikamentenkonsum auf.

GS

Statistisches Bundesamt, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)


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