ergopraxis 2012; 5(10): 12-13
DOI: 10.1055/s-0032-1329312
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Annkathrin Bade – Pfälzer Mädel ohne Berührungsängste

Nora Sieweke

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Publication Date:
05 October 2012 (online)

 

Mit ihrer Diplomarbeit beweist Annkathrin Bade, dass ein ergotherapeutisches Konzept die pädiatrische Palliativversorgung bereichern kann. Kein leichtes Thema, doch sie liebt und sucht die Herausforderung.


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(Foto: A. Trobisch)
Annkathrin Bade ...

... ist 25 Jahre alt und kommt ursprünglich aus dem Pfälzerwald. Nach dem Abitur im Jahr 2007 zog sie nach Idstein, wo sie an der Hochschule Fresenius das integrierte Studium zur Diplom-Ergotherapeutin aufnahm. Eine Entscheidung, die sie nicht bereut, denn sie liebt ihren Beruf. Seit 2011 ist sie staatlich anerkannte Ergotherapeutin, und Anfang 2012 erhielt sie ihr Diplom. Ihr ohnehin schon großes Interesse an ungewöhnlichen Tätigkeitsbereichen, ihre erste Praktikumserfahrung mit schwerstmehrfachbehinderten Kindern und der persönliche Kontakt zu einer Hospizmitarbeiterin eröffneten ihr den Weg zum Thema ihrer Diplomarbeit - und ihrer Berufung. Inzwischen arbeitet Annkathrin Bade in einer ergotherapeutischen Praxis mit pädiatrischem Schwerpunkt in Idstein. In Zukunft möchte sie sich in der Palliativversorgung einbringen. Berührungsängste kennt sie dabei nicht.

Ergotherapie als integriertes Konzept im Kinderhospiz

Die Diplomarbeit

Obwohl Ergotherapie todkranken Menschen zu mehr Lebensqualität und Selbstbestimmung verhelfen kann, ist sie bislang kein selbstverständlicher Teil des interdisziplinären palliativen Teams. Sie dient in Kinderhospizen derzeit lediglich als ein ergänzendes Angebot, welches nur durch eine ärztliche Verordnung zustande kommt.

In ihrer Arbeit stellte sich Annkathrin Bade der Frage, wie Ergotherapie als integriertes Konzept in Kinderhospizen wirksam werden kann. Dazu führte sie zunächst eine umfassende Literaturrecherche durch und verglich die etablierten beruflichen Disziplinen in der Palliativversorgung mit der Ergotherapie. Um Informationen zur ergotherapeutischen Arbeit in der pädiatrischen Palliativmedizin zu sammeln, befragte sie ergänzend sieben Experten, darunter drei Ergotherapeutinnen.

  • Bade A. Ergotherapie als integriertes Konzept in der pädiatrischen Palliativversorgung in Kinderhospizen. Diplomarbeit an der Hochschule Fresenius Idstein University of Applied Sciences; 2012


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Ergebnisse

Annkathrin Bade fand heraus, dass ...

  • > die Ergotherapie in der pädiatrischen Palliativversorgung in Kinderhospizen Anwendung finden und einen allgemeinen Leitfaden bieten kann. Denn: Ihre Annahmen und Zielsetzungen decken sich mit den bereits vorhandenen Professionen.

  • > das ergotherapeutische Leistungsspektrum den Erhalt der bestmöglichen Lebensqualität und Selbstständigkeit todkranker Kinder und deren Familien gewährleisten kann.

  • > die Palliativmedizin, trotz Befürwortung verschiedener namhafter Autoren, nicht als offizielles Arbeitsfeld für Ergotherapeuten anerkannt ist. Sie gilt lediglich als angrenzender Versorgungsbereich. Das Finanzierungsproblem hinsichtlich der Abhängigkeit ergotherapeutischer Leistungen von ärztlichen Verordnungen stellt hierbei eine wesentliche Hürde dar.

  • Ergotherapeuten ein Mangel an ausreichender Qualifikation unterstellt wird, um im Bereich der pädiatrischen Palliativversorgung effektiv tätig zu sein zu können.


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Fazit

Zusammenfassend hält Annkathrin Bade fest, dass ...

  • allein eine klare Definition dessen, was die ergotherapeutische Arbeit in Kinderhospizen erreichen kann, ihren Einsatz als festen Bestandteil in der Palliativmedizin rechtfertigt.

  • es unabdingbar ist, eine Finanzierungsmöglichkeit der Ergotherapie in der pädiatrischen Palliativversorgung in Kinderhospizen unabhängig von der Grundlage einer ärztlichen Versorgung zu finden.

  • die ergotherapeutischen Kompetenzen schon im Rahmen der Ausbildung um Kenntnisse im Bereich der Palliativmedizin und Sterbebegleitung ergänzt werden sollten. Ergotherapeutische Zusatzqualifikationen erfordern die Anerkennung der Palliativversorgung als ein offizielles Tätigkeitsfeld der Ergotherapie.

  • durch mehr Öffentlichkeitsarbeit die Ergotherapie positioniert werden sollte, um eine grundsätzliche Implementierung in der pädiatrischen Palliativversorgung zu erreichen. Hier sind insbesondere die Berufsverbände aufgerufen. Aktuelle Bemühungen des DVE e.V. zur Gründung einer entsprechenden Expertengruppe und zunehmende fachbezogene Beiträge treiben die Entwicklung neuer Möglichkeiten der Ergotherapie in der Palliativversorgung an.


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(Foto: A. Trobisch)