Laryngorhinootologie 2012; 91(11): 720-738
DOI: 10.1055/s-0032-1327567
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Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Update

Food Intolerance
S. C. Bischoff
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Publication Date:
24 October 2012 (online)

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Zusammenfassung

Eine Nahrungsmittelallergie (NMA) ist eine individuell auf bestimmte Nahrungsmittel auftretende Nahrungsmittelunverträglichkeit (NMU), der eine Immunpathogenese zugrunde liegt, während Nahrungsmittelintoleranzen (NMI) der Sammelbegriff für nicht immunologisch bedingte NMU sind.

NMU beeinträchtigen mehr als 20% der Bevölkerung der Industrieländer, bei einem Viertel der betroffenen Kindern und bei etwa 10 % der betroffenen Erwachsenen basiert die Unverträglichkeit auf einer NMA. Eine NMA ist typischerweise eine Erkrankung der Haut, der Atemwege, des GI-Trakts oder einer Kombination hieraus. Von den an einer echten NMA leidenden Patienten weisen etwa ein Drittel gastrointestinalen Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Blähungen und Diarrhöen. Weitere Symptome können Migräne, Arthritis, Hypotension und chronische Müdigkeit sein. NMA können im Gegensatz zu NMI zu einer lebensbedrohlichen systemischen Anaphylaxie führen. Häufige Manifestationen von NMA im Kindesalter sind Diarrhöen und atopische Dermatitis, bei Erwachsenen das orale Allgergiesyndrom (durch mit Pollen kreuzreagierende Nahrungsmittel ausgelöst) und eosinophile Erkrankungen. Die Mehrzahl der NMU ist nicht immunologischer Genese. Charakteristische Symptome sind Engegefühl, Hitzewallungen, Kopfschmerz und Hypotension, Erytheme, aber auch GI-Beschwerden wie Flatulenz und Diarrhö.

Die Diagnostik von NMA und NMI sollte leitlinienorientiert erfolgen. Die Diagnose beruht dabei auf einer Kombination aus ausführlicher Eigen- und Familienanamnese, symptomorientierter Ausschlussdiagnostik , Allergietests und manchmal auch einer kontrollierten Provokation. Insbesondere muss bei GI-Beschwerden gegenüber dem Reizdarmsyndrom abgegrenzt werden.

Die Therapie umfasst in jedem Fall eine individuelle Eliminationsdiät, die bei Bedarf im Fall von NMA medikamentös unterstützt werden kann. Bei Verdacht auf eine anaphylaktische Reaktion ist die Ausrüstung mit einem Adrenalin-Notfallset zwingend. Die Rolle der Hyposensibilisierung als alternative Behandlungsmethode bei NMA wird derzeit erforscht.