Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37(06): 326-335
DOI: 10.1055/s-0032-1327306
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erfolgreiche Gewichtsreduktion und -stabilisierung durch Ernährungsumstellung auf Basis der Energiedichte – Veränderung des Verzehrs verschiedener Lebensmittelgruppen

Successful Weight Loss by Change of Eating Habits Based on Food Energy Density – Change of Intake by Various Food Groups
V. Schusdziarra
1   Ambulanz für Ernährungsmedizin, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
M. Hausmann
1   Ambulanz für Ernährungsmedizin, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
A. Wagner
1   Ambulanz für Ernährungsmedizin, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
C. Zimmermann
1   Ambulanz für Ernährungsmedizin, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
J. Erdmann
2   Ernährungsmedizin, Hochschule Weihenstephan – Triesdorf, Weidenbach
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Publication Date:
04 December 2012 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Detaillierte Veränderungen der Essgewohnheiten im Rahmen der Adipositastherapie sind nur wenig bekannt.

Methodik: In der vorliegenden Arbeit wurde die Umstellung des Ernährungsverhaltens bei 100 adipösen Patienten analysiert, die ihr Gewicht um – 12,3 ± 0,3 kg über einen mittleren Zeitraum von 30,5 ± 1,5 Monaten reduziert haben. Es wurden Ernährungsprotokolle über jeweils 12 Tage vor und nach Ernährungsumstellung ausgewertet. Die Veränderungen der täglichen Energieaufnahme, Verzehrsmenge und Energiedichte wurden im 1. Teil dieser Analyse berichtet.

Ergebnisse: An der Einsparung der Energieaufnahme waren zu 73 % Lebensmittelgruppen mit hoher (≥ 2,5 kcal/g) und zu 27 % solche mit mittlerer Energiedichte (1,51 – 2,49 kcal/g) beteiligt. Die detaillierte Auswertung des Ernährungsverhaltens ergab eine signifikante Veränderung der täglichen Energieaufnahme bei 21 von insgesamt 32 ausgewerteten Lebensmittelgruppen. Bei 17 Lebensmittelgruppen war eine Reduktion, und bei 4 Lebensmittelgruppen aus dem niedrigenergetischen Bereich (Dessert, Eier, Quark, Fleischwaren) eine signifikante Steigerung der Energieaufnahme vorhanden. Bei den jeweiligen Einzelmahlzeiten wurden zwischen 3 und 11 Lebensmittelgruppen signifikant verändert. Die Veränderungen der Verzehrsmenge waren sowohl durch eine geringere Verzehrshäufigkeit als auch durch kleinere Portionsgrößen bedingt. Bei 30 % der Patienten war nach Ernährungsumstellung ein gesteigerter Verzehr bei einzelnen Lebensmittelgruppen mit mittlerer und hoher Energiedichte zu beobachten, was aber durch entsprechende Veränderungen der übrigen Lebensmittelgruppen trotzdem zu einer negativen Energiebilanz geführt hat.

Schlussfolgerung: Insgesamt zeigen diese Daten, dass eine Ernährungsumstellung auf Basis der Energiedichte der Lebensmittel eine langfristige Gewichtsreduktion und -erhaltung durch individuell angepasste, relativ geringe Änderungen der Essgewohnheiten ermöglicht. Mithilfe der Protokolle kann jeder Patient herausfinden, wie viel auch von höherenergetischen Lebensmitteln verzehrt werden können, ohne die Gewichtsreduktion zu gefährden, sodass ein kompletter Verzicht hochenergetischer Lebensmittel nicht unbedingt erforderlich ist.

Abstract

Introduction: Detailed reports of changes of eating habits during obesity treatment are scarce. In the present paper we have analyzed the change of eating habits of 100 obese patients who lost ­12,3 ± 0,3 kg body weight over a mean follow-up period of 30,5 ± 1,5 months.

Methods: Patients recorded food intake over a period of 12 days before and after changes of food intake, respectively. Previously, we reported the changes of daily energy intake, food intake and energy density, respectively.

Results: Reduction of energy intake was accomplished by a 73 % lower intake of food groups with high energy density (≥ 2,5 kcal/g) and by a 23 % reduction of those with medium energy density (1,51 – 2,49 kcal/g). The detailed analysis of the eating habits showed significant alterations of 21 of 32 food groups with 17 being lower while 4 food groups increased (dessert, eggs, curd and unprocessed meat). During single meals 3 to 11 food groups were changed significantly. Changes of food quantity were the result of smaller portion sizes and a reduced number of meals.

30 % of the patients had a significantly increased intake of food items with high and medium energy density. Due to corresponding changes of the other food groups they nevertheless had a negative energy balance.

Conclusion: These data demonstrate that an individual change of eating habits on the basis of food energy density is a good option for successful weight loss with fairly small alterations of each food group. No food group is completely prohibited and each patient can explore how much of high energy density food items can be consumed without jeopardizing successful weight loss.