Der Klinikarzt 2012; 41(06/07): 304-308
DOI: 10.1055/s-0032-1326977
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Lebertransplantation in Zeiten der MELD-Ära – Auswirkungen auf Deutschland

Liver transplantation in time of MELD – Implications for Germany
Arno Kornberg
1   Klinik für Chirurgie und Chirurgische Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
Edouard Matevossian
1   Klinik für Chirurgie und Chirurgische Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
Ralph Bogdanski
2   Klinik für Anästhesiologie, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
Andreas Umgelter
3   2. Med. Klinik, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
Ulrike Witt
1   Klinik für Chirurgie und Chirurgische Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
Manfred Blobner
2   Klinik für Anästhesiologie, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
Roland M Schmid
3   2. Med. Klinik, Klinikum rechts der Isar, TU München
,
Helmut Friess
1   Klinik für Chirurgie und Chirurgische Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, TU München
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Publication Date:
28 August 2012 (online)

Die Einführung der MELD-basierten Leberallokation in der Eurotransplantregion im Jahre 2006 hat die Wartelistenmortalität reduziert. Im Gegensatz zu anderen Ländern hat sich aber dadurch in Deutschland auch die Überlebensrate nach LTx deutlich verschlechtert. Ursache dafür ist vor allem der dramatische Organmangel, der dazu führt, dass mittlerweile erst bei einem (lab)MELD-Score von circa 35 mit einer Patienten-orientierten Allokation zu rechnen ist. Diese Patienten werden vor der Transplantation sehr häufig auf einer Intensivstation versorgt und benötigen eine differenzierte Katecholamin- und Nierenersatztherapie, wodurch die reduzierte Prognose nach Lebertransplantation erklärt wird. Um den Wartelistendruck zu reduzieren, ist deshalb eine Erhöhung der Organverfügbarkeit unabdingbar. Diskutiert werden unter anderem die zunehmende Verwendung sogenannter „marginaler Spenderlebern“ sowie eine Ausweitung der Leber-Lebendspende. Eine optimierte Empfängerselektion, vor allem im „Hoch-MELD-Bereich“, und die Modifikation der Immunsuppression nach LTx sind weitere wichtige Eckpfeiler zur Verbesserung der Prognose dieser Patienten.

The introduction of MELD-based liver allocation in the Eurotransplant region in December 2007 has reduced waiting list mortality. However, it resulted in a significant reduction of posttransplant survival rate in Germany. The main reason for this development is the dramatic donor organ shortage in Germany. Nowadays, regular liver allocation is not realistic below a (lab)MELD score of 35. These patients are very often ICU-bound and requiring catecholamines and renal replacement therapy, which explains the limited prognosis after liver transplantation. Increasing organ availability seems to be vital to ease the situation on the waiting list. The increasing use of so-called “marginal liver allografts” and living donor liver transplants are widely discussed in this context. Furthermore, improvements in selecting adequate liver recipients with MELD > 30 and immunosuppressive regimens are further cornerstone to optimize prognosis in this special subset of patients.