neuroreha 2012; 04(03): 102-104
DOI: 10.1055/s-0032-1326900
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
13 December 2012 (online)

Morbus Parkinson

Tai Chi effektiver als Krafttraining und Dehnungen

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Bei Gleichgewichtsstörungen ist Tai Chi für Patienten mit Morbus Parkinson eine ideale Ergänzung der Rehabilitation. (© EastWest Imaging - Fotolia.com)

Eine eingeschränkte Balancefähigkeit und Stürze sind häufige Komplikationen von Patienten mit Morbus Parkinson. Durch Tai-Chi-Übungen verbessert sich die Balance, und es kommt zu weniger Stürzen bei Personen mit diesem Krankheitsbild. In einer großen randomisierten kontrollierten Studie im New England Journal of Medicine wurden nun deutliche Belege für das auch als chinesisches Schattenboxen oder chinesische Kampfkunst bezeichnete Tai Chi berichtet.

Die hauptsächlich langsamen, fließenden Bewegungsübungen zeigten sich in vielen Parametern einem Krafttraining und einem Dehnungsprogramm überlegen.

Die Gruppe um Dr. Fuzhong Li und Kollegen aus den USA hat in den letzten vier Jahren 195 Patienten mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung untersucht. Etwa zwei Drittel waren im Stadium I oder II auf der Hoehn-and-Yahr-Skala. Die Freiwilligen wurden für 24 Wochen in drei Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 traf sich zweimal wöchentlich zu einer 60-minütigen Tai-Chi-Übungsstunde. Die Patienten übten sechs kontrollierte Tai-Chi-Bewegungen in acht verschiedenen Ausgangsstellungen, bei denen kontrolliert der Körperschwerpunkt verlagert und das Gleichgewicht gehalten werden sollte. Auch ein natürliches Atmen war Bestandteil des Übungsprogramms. Gruppe 2 erhielt im gleichen Zeitumfang Krafttraining. Gruppe 3 erhielt Dehnungsübungen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Personen der Tai-Chi-Gruppe ihr Gleichgewicht konsistent in sämtliche Richtungen weiter und besser als die Dehnungsgruppe verlagern konnten. Auch die Schrittlänge profitierte. Die Tai-Chi-Gruppe verbesserte auch ihre Balance und Schrittlänge im Vergleich zur Kraftrainingsgruppe. Insgesamt führte das Tai-Chi-Üben zu einer deutlich verringerten Zahl an Stürzen.

Diese Ergebnisse sind klinisch bedeutsam, weil sie zeigen, dass Tai Chi als ein gering bis moderat intensives Üben zusätzlich zur bisherigen Therapie genutzt werden kann, um Schlüsselprobleme von Personen mit Parkinson wie Ganginstabilität und Sturzgefahr zu behandeln. Die bedeutenden Kardinalsymptome dieser Patienten werden somit reduziert.

Fazit: In Abwesenheit einer wirkungsvollen medikamentösen Therapie von Gleichgewichtsstörungen bei M. Parkinson scheint Tai Chi für die Autoren eine ideale Ergänzung der Rehabilitation zu sein.

jm

N Engl J Med. 2012; 366: 511–519