Einleitung
Akne ist die häufigste Erkrankung der Haut, denn sie betrifft nahezu jeden. Eine behandlungsbedürftige
Akne findet sich bei 15 – 30 % der Adoleszenten. Zur Behandlung gibt es zahlreiche
Therapien [1]. Die „Rote Liste“ enthält in den Kapiteln „10“ und „32“ Antibiotika zur Behandlung
der Akne bzw. spezielle Aknemittel (siehe [Tab. 1]). Insgesamt stehen 19 Wirkstoffe bzw. Kombinationen in Form von 59 Präparaten zur
Verfügung. Nicht berücksichtigt sind dabei die Hormonpräparate.
Tab. 1
Übersicht über in der „Roten Liste“ aufgeführte, zur Aknetherapie zugelassene Therapeutika
(aus „Rote Liste Online“, Suche am 20. 10. 2012).
Kategorie
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Details
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Wirkstoff
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Präparate (n)
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Chemisch definierte Aknemittel zur systemischen Anwendung
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Einzelstoffe
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Isotretinoin
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5
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Chemisch definierte Aknemittel zur lokalen Anwendung
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Einzelstoffe
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Peroxide (Benzoylperoxid)
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10
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Retinoide
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4
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Schieferölsulfonate
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2
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asndere (u. a. Azelainsäure)
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3
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Kombinationen
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u. a. Adapalen/BPO
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3
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Chemisch definierte Antibiotika/Antiinfektiva
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Einzelstoffe
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Erythromycin
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8
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Tetrazyklin
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1
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Clindamycin
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1
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Nadifloxacin
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1
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Kombinationen
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Erythromycin plus Zink bzw. Tretinoin bzw. Isotretinoin
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3
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Clindamycin plus BPO
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1
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Miconazol plus BPO
|
1
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Chemisch definierte Antibiotika zur Systemtherapie
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Einzelstoffe: Tetracycline
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Doxycyclin
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7
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Minocyclin
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5
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Tetrazyklin
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2
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Makrolide
|
Erythromycin
|
2
|
Bei dieser Auswahl stellt sich die Frage: Welche Substanzen sind wofür am besten geeignet?
Dies gilt umso mehr, als bei der Akne ständig neue Hautveränderungen auftreten und
gleichzeitig vorhandene abheilen. So kann sich der Befund unabhängig vom verwendeten
Präparat spontan bessern. So nahmen in einer kürzlich veröffentlichten kontrollierten
Studie unter topischer Plazebobehandlung nach 3 Monaten nicht-entzündliche und entzündliche
Läsionen um 25 bzw. 35 % ab [2]: Die tatsächliche Wirkung definierter Therapeutika lässt sich daher nur in kontrollierten
Studien erfassen. Leitlinien versuchen, diese Studienergebnisse und die Erfahrungen
von Fachleuten als für die tägliche Arbeit umsetzbare Handlungsempfehlungen zu formulieren.
Akneleitlinien
Die Behandlungsmöglichkeiten der Akne wurden in zahlreichen Übersichten dargestellt
(z. B. [1]). Derartige Zusammenstellungen der eigenen Erfahrungen mit einer mehr oder weniger
umfassenden Literaturauswertung münden in eine „S1-Leitlinie“. Hier erarbeitet eine
Expertengruppe einen informellen Konsens. Bis 2010 gab es eine derartige Akne-Leitlinie
der „Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG)“ [3].
Demgegenüber wird bei einer S2- bzw. S3-Leitlinie nach klaren Regeln vorgegangen.
Entweder findet eine formale Konsensfindung (S2k) oder eine systematische „Evidenz“-Recherche
(S2e) statt. Für das konkrete Vorgehen gibt die „Arbeitsgemeinschaft medizinisch wissenschaftlicher
Fachgesellschaften (AWMF)“ definierte Handlungsanweisungen vor, also eine „Leitlinie
zur Erstellung von Leitlinien“ (http://www.awmf.org/leitlinien/awmf-regelwerk.html). In Deutschland wurde von der DDG im Dezember 2010 eine S2k-Leitlinie zur Behandlung
der Akne veröffentlicht (http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-017.html; [4]). Von verschiedenen Fachgesellschaften nominierte Experten bewerteten die Literatur
zu den verschiedenen verfügbaren Therapeutika (siehe [Tab. 1]) und verabschiedeten dann in einer formalen Konsenskonferenz die Behandlungsempfehlungen
für die verschiedenen Ausprägungsgrade der Akne.
Die Anforderungen an eine S3-Leitlinie verbindet S2k- und S2e-Leitlinien: Zunächst
werden wissenschaftliche Studien nicht nur willkürlich ausgewählt, sondern systematisch
nach klaren, vorgegebenen Kriterien gesucht, analysiert und bewertet. Danach erfolgt
die formale Konsensusfindung. 2012 wurde eine durch das „European Dermatology Forum
(EDF)“ (http://www.euroderm.org/) initiierte S3-Leitlinie zur Behandlung der Akne veröffentlicht, die genau diesen
Prozess durchlaufen hat. Die Leitlinie ist auf der Homepage des EDF zu finden (http://www.euroderm.org/index.php/edf-guidelines) und wurde inzwischen auch publiziert [5]. Um den aufwendigen formalen Prozess transparent darzustellen, wurden zudem die
Einzelheiten der Methodik veröffentlicht (http://www.euroderm.org/index.php/edf-guidelines) [6]. Dort lassen sich sämtliche Details des Vorgehens nachlesen.
Die Empfehlungen für bestimmte Behandlungen werden dabei in beiden Leitlinien standardisiert
wie folgt formuliert:
starke Empfehlung = wird empfohlen
mittlere Empfehlung = kann empfohlen werden
schwache Empfehlung = kann erwogen werden
negative Empfehlung = wird nicht empfohlen
Kontraindikation = darf nicht angewendet werden
offene Empfehlung = kann derzeit nicht abschließend beurteilt werden
Im Gegensatz zu den bisher existierenden Leitlinien ging man bei der Erarbeitung der
Behandlungs-Empfehlungen der S3-Leilinie von Anfang an vom zu behandelnden klinischen
Bild aus. Vorher stand bei der Leitlinienerarbeitung die Beurteilung der einzelnen
Substanzen im Vordergrund. In einem zweiten Schritt wurden dann geeignete Substanzen
den entsprechenden klinischen Ausprägungsgraden der Akne zugeordnet.
Vergleich der S2k- und S3-Leitlinie
Es existieren parallel zahlreiche Einteilungen der Akne-Schwere (Übersicht bei [4]
[5]). Für die S3-Leitlinie wurden folgende Akne-Zustände definiert:
-
Acne comedonica
-
milde bis moderate Acne papulopustulosa
-
schwere Acne papulopustulosa/moderate noduläre Akne
-
schwere noduläre Akne/Acne conglobata
In der S2k-Leitlinie werden dagegen 4 unterschiedlich schwere entzündliche Stadien
differenziert.
In der S2k-Leitlinie werden bei den leichteren Formen Mono- bzw. Kombinationstherapien
mit sogenannten topischen Basistherapeutika, d. h. topischen Retinoiden oder Benzoylperoxid,
bzw. Kombinationen mit topischen Antibiotika empfohlen. Hier empfiehlt die S3-Leitlinie
in erster Linie die topischen Fixkombinationen Adapalen/BPO und Clindamycin/BPO.
Bei den schwerer entzündlichen Akneformen wird in der S2k-Leitlinie in erster Linie
ein orales Antibiotikum in Kombination mit topischen Basistherapeutika, in der S3-Leitlinie
orales Isotretinoin empfohlen.
Während sich die S3-Leitlinie ausschließlich auf die Gesichtsakne konzentriert, werden
in der deutschen S2k-Leitlinie auch weitere Aspekte der Akne-Therapie dargestellt.
Neben einer ausführlicheren Darstellung der aktuellen Kenntnisse zur Pathophysiologie,
zur Differenzialdiagnose akneiformer Erkrankungen, Indikationen und Interpretationen
weiterer Diagnostik (wie Hormonanalysen, mikrobielle Diagnostik) findet man Empfehlungen
[4] zu:
-
Patientenmanagement zur Verbesserung von Compliance/Adhärenz
-
Behandlung mit oralen Anti-Androgenen inklusive einer ausführlichen Besprechung der
einzelnen Substanzen
-
sonstigen Systemtherapien (Glukokortikoide, Dapson, Zink)
-
Peeling und manueller Aknetherapie
-
physikochemischen Verfahren der Erhaltungstherapie
-
Management von Aknenarben/postinflammatorischen Hyperpigmentierungen
-
Verhinderung von Antibiotika-Resistenz
-
Behandlung der Akne in der Schwangerschaft und Stillzeit
Konkrete Therapieempfehlungen für die verschiedenen Akneformen
Die Studien zeigen insgesamt eine Überlegenheit von Kombinationstherapien. Zur Verbesserung
der Adhärenz sind möglichst einfache Regimen zu empfehlen. Eine tabellarische Übersicht
über die erarbeiteten Empfehlungen zur Behandlung der genannten Akneformen findet
sich in [Tab. 2].
Tab. 2
Synopse der Empfehlungen der S3-Leitlinie[1] (nach [5]).
Empfehlungsgrad
|
A. comedonica
|
Mild-moderate A. papulopustulosa
|
Schwere A. papulopustulosa bis moderate noduläre Akne
|
Schwere noduläre/A. conglobata[4]
|
hoch (wird empfohlen)
|
–
|
Adapalen + BPO (Fixkombination)
oder
Clindamycin + BPO(Fixkombination)
|
Isotretinoin
|
Isotretinoin
|
mittel (kann empfohlen werden)
|
topisches Retinoid[2]
|
Azelainsäure
oder
BPO
oder
topisches Retinoid[2]
oder
systemisches Antibiotikum[3] + Adapalen[10]
|
systemisches Antibiotikum[5] + Adapalen[10]
oder
systemisches Antibiotikum[5] + Azelainsäure[8]
oder
systemisches Antibiotikum[5] + Adapalen + BPO (Fixkombination)
|
systemisches Antibiotikum[5] + Azelainsäure
|
gering (kann erwogen werden)
|
Azelainsäure
oder
BPO
|
Blaulicht
oder
orales Zink
oder
topisches Erythromycin + Isotretinoin (Fixkombination)
oder
topisches Erythromycin + Tretinoin (Fixkombination)
oder
systemisches Antibiotikum[2]
,
[5] + BPO[7]
oder
systemisches Antibiotikum[2]
,
[5] + Azelainsäure10
oder
systemisches Antibiotikum[2]
,
[5] + Adapalen + BPO (Fixkombination)[9]
|
systemisches Antibiotikum[5] + BPO[7]
|
systemisches Antibiotikum[5] + BPO[7]
oder
systemisches Antibiotikum[5] + Adapalen[9]
,
[10]
oder
systemisches Antibiotikum[5] + Adapalen + BPO (Fixkombination)[9]
|
Alternativen für weibliche Patientinnen
|
–
|
–
|
hormonale Antiandrogene + topische Therapie
oder
hormonale Antiandrogene + systemische Antibiotika[6]
|
hormonale Antiandrogene + systemische Antibiotika[6]
|
1 Bestimmte Rahmenbedingungen können es erforderlich machen, dass eine Behandlung mit
einem niedrigeren Empfehlungsgrad als Erstlinien-Therapie eingesetzt werden muss (z. B.
finanzielle Ressourcen, Erstattungsregelungen, rechtliche Rahmenbedingungen, Verfügbarkeit,
Zulassungsbestimmungen).
2 Adapalen bevorzugt vor Tretinoin/Isotretinoin
3 Bei flächenmäßig ausgeprägterer Erkrankung/moderate Schwere kann der Beginn einer
Systemtherapie empfohlen werden.
4 Systemtherapie mit Kortikosteroiden kann erwogen werden
5 Doxycyclin und Lymecyclin
6 niedriger Empfehlungsgrad („kann erwogen werden“)
7 indirekte Evidenz von einer Studie, die auch Chlorhexidin enthielt, Empfehlung zusätzlich
auf Expertenmeinung gegründet
8 indirekte Evidenz von nodulärer A./A. conglobata und Expertenmeinung
9 indirekte Evidenz von schwerer A. papulopustulosa
10 Es wurden nur Studien zu systemischen Antibiotika plus Adapalen gefunden, Isotretinoin
und Tretinoin können nach Expertenmeinung für eine Kombinationstherapie erwogen werden.
Acne comedonica
Wegen des Fehlens von Studien zur Behandlung der Komedonen-Akne konnte nur indirekt
auf die Wirksamkeit verschiedener Substanzen auf Komedonen geschlossen werden. Hierzu
wurde die Abnahme nicht-inflammatorischer Läsionen in Studien mit Patienten mit entzündlicher
Akne herangezogen. Deshalb wurde die Stärke der Empfehlung jeweils um eine Stufe herabgesetzt.
Generell wird eine topische Therapie empfohlen. Alle im Folgenden erwähnten Substanzen
sind besser als Plazebo. Bezüglich ihrer Wirkung im direkten Vergleich sind die Daten
nicht immer eindeutig.
Zusammenfassend können topische Retinoide zur Behandlung der Komedonen-Akne empfohlen
werden, Benzoylperoxid und Azelainsäure können erwogen werden. Die topische Fixkombination
Clindamycin/BPO war bei nicht-entzündlichen Läsionen nicht wirksamer als die Mono-Substanzen,
diejenige mit Adapalen/BPO war zwar tendenziell etwas wirksamer, hatte aber auch tendenziell
mehr Nebenwirkungen.
Topische Antibiotika werden nicht zur Behandlung der Acne comedonica empfohlen.
Es gibt keine Standardprotokolle, Erfahrungen oder klinischen Studien zur Behandlung
der Komedonenakne mit Laser oder künstlichem Licht. Topische Antibiotika werden nicht
zur Behandlung der Acne comedonica empfohlen [5].
Acne papulopustulosa
Milde bis moderate Acne papulopustulosa
Zur Behandlung der mild-moderaten Acne papulopustulosa werden die Fixkombinationen
Adapalen/BPO und Clindamycin/BPO empfohlen. Letzteres ist tendenziell besser verträglich.
Für eine A. papulopustulosa können Azelainsäure, Benzoylperoxid und topische Retinoide
empfohlen werden, diese waren vergleichbar wirksam. Erwogen werden können Blaulicht,
die Fixkombination Erythromycin/Tretinoin bzw. Erythromycin/Isotretinoin oder orales
Zink. Bei ausgedehnteren Läsionen (Stamm) kann die Kombination aus einem systemischen
Antibiotikum und topischem Adapalen empfohlen bzw. eine Kombination aus einem systemischen
Antibiotikum mit BPO oder einer Fixkombination Adapalen/BPO erwogen werden, da eine
systemische Antibiotika-Monotherapie nicht wirksamer war als eine alleinige topische
Therapie.
Nicht empfohlen werden zur Behandlung der mild-moderaten Acne papulopustulosa topische
Antibiotika, künstliches UV-Licht, die Kombination Erythromycin/Zink sowie systemische
Therapien mit Anti-Androgenen, Antibiotika und/oder Isotretinoin.
Wegen des Fehlens ausreichender Evidenz kann der Einsatz von Rotlicht, IPL, Laser
oder PDT bei der Behandlung der mild-moderaten Acne papulopustulosa derzeit nicht
beurteilt werden.
Schwere Acne papulopustulosa/moderate noduläre Akne
Zur Behandlung der schweren Acne papulopustulosa wird Isotretinoin empfohlen. Dies
steht im Gegensatz zu den bisherigen Empfehlungen der EMEA, die Isotretinoin nur als
Mittel der 2. Wahl nach Therapieversagen oraler Antibiotika empfahl. Wegen der guten
Wirksamkeit erfolgte jetzt die Empfehlung als Mittel der ersten Wahl. Die gute Wirkung
bezüglich klinischem Effekt, Verbesserung der Lebensqualität und Vermeidung von Vernarbungen
überwiegt die Nebenwirkungen. Diese sind bei vernünftiger Indikationsstellung und
Überwachung des Patienten gut kontrollierbar.
Systemische Antibiotika können in Kombination mit Adapalen, mit der Fixkombination
Adapalen/BPO oder Azelainsäure zur Behandlung der schweren Acne papulopustulosa empfohlen
werden.
Folgende Substanzen können zur Behandlung der schweren Acne papulopustulosa erwogen
werden: orale Anti-Androgene in Kombination mit oralen Antibiotika oder topischen
Behandlungen, systemische Antibiotika in Kombination mit BPO.
Nicht empfohlen wird zur Behandlung dieser Akneformen eine topische Mono- oder Kombinationstherapie,
eine orale Antibiotika-Monotherapie, orale Anti-Androgene als Monotherapie, sichtbares
Licht oder künstliche UV-Bestrahlungen.
Wegen des Fehlens ausreichender Evidenz kann der Einsatz von IPL oder Laser bei der
Behandlung der schweren Acne papulopustulosa derzeit nicht beurteilt werden.
PDT ist offensichtlich effektiv bei dieser Akneform, kann aber wegen des Fehlens eines
standardisierten Behandlungsschemas, das ein günstiges Nebenwirkungsprofil bezüglich
akuter Nebenwirkungen erlaubt, derzeit nicht empfohlen werden.
Noduläre Akne/Acne conglobata
Für diese spezielle Akne-Form gibt es wenige kontrollierte Studien. Für die Acne conglobata
wird Isotretinoin empfohlen.
Systemische Antibiotika zur Behandlung der Acne conglobata können in Kombination mit
Azelainsäure empfohlen werden, in Kombination mit oralen Anti-Androgenen, mit topischem
Adapalen, BPO oder der Fixkombination Adapalen/BPO erwogen werden.
Nicht empfohlen werden für die Acne conglobata eine topische Monotherapie, eine systemische
Monotherapie mit oralen Antibiotika, oralen Anti-Androgenen sowie künstliche UV-Bestrahlungen
bzw. sichtbares Licht.
PDT ist offensichtlich effektiv bei dieser Akneform, kann aber wegen des Fehlens eines
standardisierten Behandlungsschemas, das ein günstiges Nebenwirkungsprofil bezüglich
akuter Nebenwirkungen erlaubt, derzeit nicht empfohlen werden.
Allgemeine Überlegungen zu den empfohlenen Therapien
Wahl des topischen Retinoids
Wie bei der S2k-Leitlinie wird Adpalen wegen des besten Verträglichkeits-/Sicherheitsprofils
vor topischem Tretinoin und Isotretinoin empfohlen.
Wahl des systemischen Antibiotikums
Bei gleicher klinischer Wirksamkeit sollte wegen des Nutzen-/Nebenwirkungsrisikos
Doxyclin (bzw. das in Deutschland nicht erhältliche Lymecyclin) gegenüber Minocyclin
bevorzugt werden [7]. Tetrazyklin wirkt gleich gut, ist aber wegen der Pharmakokinetik weniger praktikabel
und hat eine geringere Präferenz durch Patienten.
Isotretinoin-Dosierung
Die Empfehlungen sind eher Expertenempfehlungen, da die Datenlage hierzu teils widersprüchlich
ist. Für schwere papulopustulöse/moderate noduläre Akne kann eine Dosis von 0,3 – 0,5 mg/kg
empfohlen werden. Für eine Acne conglobata kann eine Dosis > 0,5 mg/kg empfohlen werden.
Die Therapiedauer sollte wenigstens 6 Monate betragen, bei unzureichendem klinischen
Ansprechen kann die Behandlung auch länger fortgeführt werden.
Erhaltungstherapie
Diese Empfehlungen waren nicht Teil des formalen Prozesses. In vier kontrollierten
und zwei unkontrollierten Studien zeigte sich, dass nach einer initialen Kombinationstherapie
(systemisches Antibiotikum/topisches Retinoid) eine Fortführung der Behandlung mit
Adapalen die Akne weiter bessert und es nach dem Absetzen zu einem Rezidiv kommt.
Gleiche Ergebnisse wurden mit topischem Tazaroten erzielt. Alternativ wird Azelainsäure
empfohlen. Bei stark entzündlichen Veränderungen kann zusätzlich Benzoylperoxid gegeben
werden.
Schlussfolgerung
Die genannten Leitlinien erlauben für die Aknebehandlung eine gut begründete Auswahl
geeigneter Präparate für jede klinische Situation. Es ist zu hoffen, dass durch eine
weite Verbreitung und vor allem Umsetzung dieser Empfehlungen die angestrebten Ziele
dieser Leitlinien, nämlich
-
die Verbesserung der Versorgung der Patienten mit Akne,
-
die Abnahme schwerer Akneformen sowie von Narbenbildung,
-
Verbesserung der Adhärenz,
-
Verminderung der antibotischen Resistenzen,
erreicht werden können.