Notfallmedizin up2date 2013; 8(3): 217-228
DOI: 10.1055/s-0032-1325111
Spezielle Notfallmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das TraumaNetzwerk der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie

Antonio Ernstberger
,
Michael Nerlich
,
Steffen Ruchholtz
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Publication Date:
10 September 2013 (online)

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Kernaussagen
  • In Deutschland existiert ein anerkanntes Notfallsystem – sowohl präklinisch als auch klinisch. Dennoch zeigten sich in der Vergangenheit regionale und interklinische Unterschiede im Outcome von schwerstverletzten Patienten. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat im Jahr 2006 das Weißbuch Schwerverletztenversorgung publiziert und 2012 die 2. überarbeitete Auflage aufgelegt. Im Weißbuch sind dezidierte, abprüfbare Strukturanforderungen für Kliniken, die an der Schwerstverletztenversorgung teilnehmen, untergliedert in 3 Versorgungsstufen (Überregionales, Regionales und Lokales Trauma Zentrum) hinterlegt, weiterhin wird zur Bildung von regionalen TraumaNetzwerken (TNW) aufgerufen, um die Schwerverletztenversorgung nicht nur durch die Strukturverbesserung innerhalb der Kliniken, sondern vielmehr durch die Zusammenarbeit der Kliniken einer Region, die bestimmten Qualitätsstandards entspricht, nachhaltig zu verbessern.

  • Die TraumaNetzwerk-Philosophie, basierend auf dem Weißbuch Schwerverletztenversorgung, ist ausgerichtet auf die Verbesserung der Patientenversorgung. Kriterien zur Schockraumaufnahme, Auf- und Übernahmegarantien, Weiterverlegungskriterien, Schockraumalgorithmen und -protokolle und die Teilnahme am TraumaRegister sind Bausteine dieser Verbesserung. Daneben wird großes Augenmerk auf die Verbesserung der Kommunikation gelegt, sowohl mit den Leitstellen als auch zwischen den Kliniken. Technische Hilfsmittel wie das TraumaHandy, über welches die diensthabenden Oberärzte in den Kliniken erreicht werden können, oder die Implementierung von Systemen für die elektronische Bildübermittlung (z. B. TKmed) können hier einen entscheidenden Vorteil bringen. Abgerundet werden die Maßnahmen durch die Verbesserung der Ausbildung (z. B. ATLS®-Kurse) und die Bildung von Qualitätszirkeln in mehreren Ebenen eines TraumaNetzwerks. Durch die Qualitätszirkel wird erreicht, dass eine ständige Überprüfung der Errungenschaften eines Netzwerks durchgeführt und dass an der weiteren Verbesserung gearbeitet wird.

  • Der TraumaNetzwerk-Philosophie folgend, sind über 50 Netzwerke gegründet, 43 hiervon zertifiziert. Praktisch im gesamten Bundesgebiet ist nun ein einheitlicher Qualitätsstandard bezüglich der Schwerverletztenversorgung etabliert.

  • Die Auswirkungen der TraumaNetzwerk-Initiative können an strukturellen Veränderungen abgelesen werden. In vielen Kliniken wurden Anschaffungen (z. B. von TraumaHandys über Sonografiegeräte bis hin zu Computertomografen) getätigt. Weiterhin konnte für ein bestimmtes TraumaNetzwerk nachgewiesen werden, dass sich nach der Einführung dieses TraumaNetzwerks sowohl die Schockraumabläufe als auch das Outcome der Patienten signifikant verbesserten.