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DOI: 10.1055/s-0032-1322128
News, Meinungen und Umfrage
Publication History
Publication Date:
12 December 2012 (online)

News
Fehlerfrei operierenChirurgen im besten Alter


Zwischen 35 und 50 Jahren arbeiten Chirurgen am sorgfältigsten - Französische Forscher haben die Leistung von Chirurgen verschiedener Altersgruppen über ein Jahr lang beobachtet. In dieser Zeit bewerteten sie knapp 3600 Schilddrüsenoperationen in unterschiedlichen Krankenhäusern.
Ergebnis: Gemessen an der Komplikationsrate – in dem Fall einer Beschädigung des Nervus recurrens oder der Nebenschilddrüsen - schnitten Chirurgen mit einer Berufspraxis mit mehr als fünf, aber weniger als 20 Jahren am besten ab. Das entspricht in der Praxis etwa einem Alter zwischen 35 und 50 Jahren. Warum sich die Fehler zu Beginn der Laufbahn häufen, lässt sich sehr wahrscheinlich auf die überschaubare Erfahrung und Berufspraxis zurückführen. Der Grund für die Häufung bei den über 50-jährigen liegt dagegen im Dunkeln.
Duclos A et al. Influence of experience on performance of individual surgeons in thyroid surgery. BMJ 2012;344:d8041
# Stress abbauen
Pausen in laufenden OPs sinnvoll


Kurze Unterbrechungen bei Operationen mindern Stress und erhalten Leistungsfähigkeit – In der Chirurgie waren Pausen während einer Operation bislang kein Thema. Dabei zahlen sich kurze Auszeiten gerade bei langen und schwierigen Eingriffen aus. Das ist das Ergebnis einer Studie der Klinik für Kinderchirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).
Die Studie zeigt, dass kurze Unterbrechungen durchweg positive Auswirkungen haben: Probanden, die Pausen machten, schütteten deutlich weniger Stresshormone aus. So war die Menge an Kortison um 22 Prozent geringer als bei denen, die auf Pausen verzichteten. Auch die Leistungsfähigkeit blieb erhalten. Dem entspricht auch der Eindruck, den die Operateure von sich selbst hatten: Sie gaben an, dass sie sich nach einer OP weniger müde fühlten, wenn sie während des Eingriffs kurze Pausen gemacht hatten. Operateure, die ihre Arbeit regelmäßig unterbrechen, machen außerdem weniger Fehler. Die Fehleranfälligkeit ist dreimal geringer als bei Kollegen, die „durchoperieren“.
Durch die Pausen verlängert sich die Operationszeit insgesamt nicht. Das OP-Team bleibt während der Kurzpausen im OP-Saal und lässt nur für einen Augenblick die Arbeit ruhen. In der Kinderchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover hat sich das Kurzpausenschema weitgehend durchgesetzt. Bei allen operativen Eingriffen, die voraussichtlich länger als eine Stunde dauern, werden Pausen eingelegt.
Engelmann C et al. Effects of intraoperative breaks on mental and somatic operator fatigue. Surg Endosc (2011) 25:1245–1250
# Tumore behandeln
Bestrahlen und Zementieren in einer Operation


Wirbelkörpermetastasen können jetzt unkomplizierter behandelt werden – Sobald Wirbelkörpermetastasen die Stabilität der Wirbelsäule gefährden, müssen sie operiert werden. Die eigentlich nach dem Eingriff übliche Bestrahlung der Krebszellen kann jetzt bereits während der OP und vor der minimalinvasiven Zementierung der Wirbelkörper (Ballonkyphoplastie) erfolgen. Patienten bleibt dadurch die anschließende, mehrere Wochen dauernde Bestrahlungstherapie erspart.
Das Verfahren wurde an der Universitätsmedizin Mannheim in Zusammenarbeit mit Radioonkologen, Orthopäden und Unfallchirurgen entwickelt. Die sogenannte intraoperative Strahlentherapie (IORT) mit einem speziell dafür entwickelten Röntgentherapiegerät wurde zunächst für die Behandlung von Brustkrebs genutzt, kommt zunehmend aber auch in der Neurochirurgie zum Einsatz. Schon seit längerem werden auf diese Weise kleinere Brusttumore bestrahlt und operiert. Inzwischen hat sich die Universitätsmedizin Greifswald neben Mannheim als Studienzentrum etabliert und kann nun weitere Patienten mit diesem schonenden Kombi-Eingriff behandeln.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaften
# Stimmung heben
Mit Botox gegen Depressionen


Eine Pilotstudie hat gezeigt, dass einmalig im Bereich der Stirn injiziertes Botulinumtoxin Depressionen lindert – An der Studie nahmen 30 Patientinnen und Patienten teil. Ihre Depression bestand zum Teil bereits seit langer Zeit und hatte sich unter Behandlung mit Antidepressiva nicht ausreichend gebessert. Die Hälfte von ihnen erhielt Botulinumtoxin, die anderen eine Placebo-Injektion. Bereits nach zwei Wochen waren die Patienten der Botulinumtoxin-Gruppe weniger depressiv. Nach sechs Wochen hatte sich bei 60 Prozent von ihnen die Schwere der Depressions-Symptome mindestens halbiert. In der Placebo-Gruppe besserten sich die Symptome nur geringfügig.
Die Ergebnisse scheinen die Facial-Feedback-Hypothese zu stützen, nach der Mimik nicht nur Stimmungen ausdrückt, sondern umgekehrt auch auf die Stimmung zurückwirken kann. Emotionen wie Ärger, Angst oder Traurigkeit, die häufig bei Depressionen auftreten, führen zur Aktivierung von Muskeln im Bereich der unteren mittleren Stirn, der sogenannten Glabellaregion. Umgekehrt kann diese Mimik die genannten Emotionen aufrechterhalten oder sogar verstärken. Durch die Lähmung der entsprechenden Muskeln durch Botox wird die Wechselwirkung zwischen Mimik und Stimmung vorübergehend unterbrochen. Die genauen Mechanismen sollen in Folgestudien aufgeklärt werden.
Wollmer A et al. Facing depression with botulinum toxin: A randomized controlled trial, Journal of Psychiatric Research, Volume 46, Issue 5, Pages 574-581
# Politik machen
Rheinland-Pfalz will Pflegekammer


Das Land Rheinland-Pfalz prüft die Einrichtung einer Landeskammer für Pflege- und Therapieberufe - Die Gespräche hierüber, die seit Sommer 2011 mit Verbänden der Pflegeberufe, der Hebammen und der therapeutischen Berufe stattfinden, haben inzwischen zu konkreten Ergebnissen geführt. Nach Angaben von Sozialministerin Malu Dreyer (SPD) dürfte auch die CDU die Aktivitäten der Landesregierung unterstützen.
Das Projekt sei von Nutzen, weil die Kammer auf vielfältige Weise zur Verbesserung der Pflege und der Situation der Pflegekräfte beitragen würde, so Dreyer. Eine Kammer könnte beispielsweise die Fort- und Weiterbildung regeln und überwachen sowie auch die Interessen der Pflegekräfte bündeln, organisieren und politisch vertreten. Eine Landeskammer für Pflege- und Therapeutenberufe könne in das Heilberufsgesetz integriert werden, was ein eigenes Gesetz entbehrlich mache. Sofern das Votum der Fachverbände positiv ausfalle, könne die rechtliche und praktische Umsetzung in Kürze beginnen, so die Ministerin.
Quelle: Forum Sozialstation online, www.grieshaber-medien.de
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