Zusammenfassung
Tabaksteuern gelten als wirksames Präventionsinstrument gegen das Rauchen und die
daraus erwachsenen gesundheitlichen Kosten. Das stärkste Argument der Zigarettenindustrie
gegen Tabaksteuererhöhungen ist das angebliche Ausweichen der Raucher auf nicht in
Deutschland versteuerte Schmuggelzigaretten. Diese Behauptung stützt sich auf eine
in Deutschland von der Zigarettenindustrie selbst in Auftrag gegebene Studie, die
den Anteil nicht in Deutschland versteuerter Zigaretten untersucht, den Zusammenhang
mit Zigarettenpreisen aber nicht betrachtet. Bislang ist es unterblieben, die dokumentierten
Daten der Zigarettenindustrie einer genauen statistischen Analyse zu unterziehen.
Dieser Artikel untersucht deshalb den Zusammenhang von „nicht in Deutschland versteuerten
Zigaretten“ und Preiserhöhungen von Tabakprodukten. Es lässt sich feststellen, dass
keinerlei Zusammenhang zwischen Zigarettenpreisen und der Menge nicht in Deutschland
versteuerter Zigaretten besteht. In den Quartalen, in denen die Menge versteuerter
Zigaretten stark abgenommen hat, sank ebenfalls die Menge nicht versteuerter Zigaretten.
Hieraus lässt sich schließen, dass insgesamt kein Ausweichen der Raucher auf nicht
versteuerte Zigaretten als Folge von Preis- oder Steuererhöhungen seit 2005 stattgefunden
hat. Diese Ergebnisse haben eine wichtige Implikation für Gesundheits- und Fiskalpolitik:
Für das Argument der Tabakindustrie, höhere Steuern würden ein erhöhtes Schmuggelaufkommen
bewirken, gibt es keine empirische Grundlage. Der Gesundheitspolitik bleibt somit
das wirksame Instrument der Lenkungssteuer erhalten, ohne es durch einen vermeintlichen
Anstieg an illegalen Zigaretten teuer erkaufen zu müssen.
Abstract
Taxes on tobacco products are among the most efficient instruments against tobacco
consumption and the arising cost of illness associated with them. The main argument
of the tobacco industry against increases of excise taxes on cigarettes is a presumed
substitution effect of smokers turning from consumption of legal cigarettes to smuggled
ones. Besides deriving this proposition from the tobacco industry’s own funded research,
it has never been tested empirically. This article analyses the interdependence between
contraband cigarettes and cigarette prices in Germany. Using VAR-modelling on the
time-series of the variables of interest, we find no empirically valid correlation
or causation between prices and untaxed contraband cigarettes. Furthermore, we find
a positive relationship between contraband and legal taxed cigarettes, i. e., when
the demand for legal cigarettes decreased in amount, so did the quantity of untaxed
cigarettes. We conclude that the proposed relationship between prices and smuggled
cigarettes as well as an overall substitution effect among smokers is non-existent.
This has important implications for public health policy. The proposition that higher
taxes on tobacco products incur social costs from increased smuggling activity cannot
be corroborated empirically. Furthermore, this finding should encourage public health
policy to keep using tobacco taxes as an instrument for prevention.
Schlüsselwörter
Tabaksteuern - Schmuggel - Entsorgungsstudie - Prävention
Key words
excise taxes - tobacco - smuggling - contraband - prevention