Zusammenfassung
Die akute Appendizitis ist einer der häufigsten abdominellen Notfälle, die
eine operative Therapie nötig machen. Nach fast einem Jahrhundert, in dem
bei einer akuten Appendizitis als Therapie der Wahl die offene Appendektomie
durchgeführt wurde, hat sich durch Einführung der Laparoskopie ein
Paradigmenwechsel angedeutet. Auch scheinbar unumstößliche Standards in der
Viszeralchirurgie sind nicht davor geschützt, kritisch hinterfragt zu
werden. Inzwischen hat sich die laparoskopische Appendektomie, da zumindest
deren Gleichwertigkeit, wenn nicht sogar bei einzelnen Patientengruppen eine
Überlegenheit gezeigt werden konnte, zum dominierenden Verfahren entwickelt.
Aber auch mit der Laparoskopie scheint das Ende des Trends zur weiteren
Minimierung des Zugangstraumas noch nicht erreicht zu sein. Seit 2004
erstmalig durch Kalloo im Tierexperiment die transgastrale Peritoneoskopie
beschrieben wurde, findet ein beeindruckender Wandel in der Nutzung
verschiedener Zugangswege in das Abdomen statt. Bei diesem neuen
chirurgischen Ansatz handelt es sich um Operationen, die über natürlich
vorhandene Zugangswege durchgeführt werden, Natural Orifice Translumenal
Endoscopic Surgery (NOTES). Die Vorstellung, ein intaktes Organ wie z. B.
den Magen zu penetrieren, um damit einen Zugang zur Bauchhöhle zu erhalten,
widerspricht dem bisherigen Denken in der Chirurgie. Nach Jahren der
tierexperimentellen Versuche hat NOTES inzwischen auch bei der akuten
Appendizitis Einzug in die klinische Anwendung gefunden. Bis heute gibt es
jedoch nur vereinzelte Fallvorstellungen von NOTES-Appendektomien.
Tendenziell scheinen die postoperativen Schmerzen verringert sowie eine
schnellere Erholung von dem Eingriff vorzuliegen. NOTES hat von Anfang an
die Aufmerksamkeit sowohl der Ärzte als auch der Patienten auf sich gezogen.
Gleichwohl brauchen neue Entwicklungen Zeit und müssen als OP-Technik
standardisiert werden, bevor sie an etablierten Techniken mit jahrelanger
Erfahrung bemessen werden. Unbestritten ist, dass, bevor NOTES fest im
klinischen Alltag etabliert sein wird, neue Instrumente und entsprechende
Operationsendoskope weiter entwickelt und getestet sowie
prospektiv-randomisierte Studien durchgeführt werden müssen, die die
konventionelle und laparoskopische Appendektomie mit der NOTES-Appendektomie
vergleichen.
Abstract
Acute appendicitis is still one of the most common abdominal emergencies
necessitating operative treatment. For the past century, the conventional
management of appendicitis has been open appendectomy. Since the
introduction of laparoscopic appendectomy, it has been performed with
increased frequency. Clinical trials evaluating outcomes comparing open
appendectomy with laparoscopic appendectomy indicate that laparoscopic
appendectomy is associated with lower complication rate and lower mortality
and is to be considered the procedure of choice for patients with suspected
acute appendicitis. Ever since Kallooʼs first report on transgastric
peritoneoscopy in a porcine model in 2004, this dramatic surgical revolution
has prompted many surgeons and endoscopists to study this new technique.
This complex technique involves breaching the wall of a hollow organ to gain
access into the peritoneum: Natural Orifice Translumenal Endoscopic Surgery
(NOTES). In recent years, several NOTES experiments have been carried out in
animal models and even on humans, including appendectomy. NOTES may help to
reduce surgical pain and shorten recovery time. The concept of NOTES has
generated intensive interest in the medical community as well as in the
group of patients. Although the novel procedure is still far from being
mature and many technical problems have to be overcome and more clinical
studies have to be done before its widespread application in human
appendectomy, NOTES is a promising procedure for the future.
Schlüsselwörter
akute Appendizitis - Appendektomie - NOTES - Minimalinvasivchirurgie
Key words
acute appendicitis - appendectomy - NOTES - minimally invasive surgery