ergopraxis 2012; 5(05): 12-14
DOI: 10.1055/s-0032-1313810
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
11 May 2012 (online)

 

Exzessiver Medienkonsum – Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern

Fünf- bis Sechsjährige verhalten sich oft auffällig, wenn sie länger als drei Stunden pro Tag vor dem Fernseher sitzen. Dies zeigt ein Datensatz des zweiten bayrischen GME-Surveys, den ein Forschungsteam um die Medizinerin Anja Boneberger und den Kinderarzt Prof. Dr. Rüdiger von Kries an der Ludwig-Maximilians-Universität München auswertete.

Die Erhebung fand in ländlichen und städtischen Regionen statt. Dazu füllten die Eltern von 5.155 Fünf- und Sechsjährigen einen Fragebogen über den täglichen Medienkonsum ihres Kindes aus. Außerdem schätzten sie mit dem Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) ein, wie sich ihr Kind im Alltag verhält, mit Gefühlen umgeht und soziale Kontakte pflegt.

Den Ergebnissen zufolge neigen Jungen stärker als Mädchen dazu, problematische Verhaltensweisen zu entwickeln und Medien exzessiv zu konsumieren. Mädchen verhalten sich vor allem dann auffällig, wenn sie länger als drei Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbringen. Sie zeigen dann deutlichere Verhaltensauffälligkeiten als Jungen mit demselben Medienkonsum. Die Forscher empfehlen, Eltern von gefährdeten Vorschulkindern frühzeitig zu beraten und in Präventionsangebote einzubeziehen. Sie lassen aber offen, wie diese Angebote inhaltlich und organisatorisch aussehen könnten.

akb

Gesundheitswesen 2011; 73: 280-285


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Fernsehkonsum – Mehr als zwei Stunden wirken sich negativ aus

Eine Langzeitstudie an der kanadischen Université de Montréal hat ergeben, dass sich Fernsehen nachhaltig negativ auf Kinder auswirkt. An der Studie nahmen 1.314 Kinder teil, die zwischen zweieinhalb und viereinhalb Jahre alt waren. Diejenigen, die täglich mehr als zwei Stunden fernsahen, beteiligten sich später als Zehnjährige weniger am Unterricht, hinkten ihren Mitschülern vor allem in Mathematik hinterher, wurden häufiger gehänselt, angegriffen oder zurückgewiesen, gestalteten ihr Wochenende weniger aktiv, trieben weniger Sport, naschten mehr und brachten mehr Kilos auf die Waage.

GS

Arch Pediatr Adolesc Med 2010; 164: 425-431


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Occupational Science – Handlungswissen für Ergotherapeuten

Eine Tasse Kaffee kochen, arbeiten gehen oder Wäsche waschen: Mit solchen alltäglichen Handlungen beschäftigt sich nicht nur die Ergotherapie, sondern auch die Occupational Science. Beide Disziplinen können voneinander profitieren, wie ein Artikel der beiden Ergotherapeutinnen Clare Hocking und Valerie Wright-St Clair von der AUT University in Neuseeland zeigt.

Occupational Science gilt als Wissenschaft, die sich mit Form, Funktion und Kontext von Handlungen auseinandersetzt. Mit ihrer Hilfe untersucht man, wie und warum sich Menschen betätigen. So wissen wir, dass Handlungserfahrungen die Identität eines Menschen beeinflussen und sich auf zukünftige Entscheidungen auswirken. Solche Erkenntnisse unterstützen Ergotherapeuten, ihr Vorgehen zu begründen und gegenüber anderen Disziplinen abzugrenzen. Aus Sicht der Forscherinnen spielt die Occupational Science sogar eine führende Rolle, wenn es darum geht, neue Ideen und Perspektiven in die ergotherapeutische Praxis einzubringen. So haben Forschungen zur Occupational Deprivation zum Beispiel die Ergotherapeutin Grace O'Sullivan dazu angeregt, ein Aktivitätsprogramm für demenziell erkrankte Menschen zu entwickeln. Und das Konstrukt der Occupational Justice veranlasste zwei Ergotherapieschulen in Neuseeland, ihren Studenten Praxiserfahrungen mit sozial benachteiligten Gruppen wie obdachlosen Frauen zu ermöglichen. Umgekehrt liefert die Ergotherapie wichtige Fragen aus der Praxis und inspiriert so neue Forschungsprojekte.

Obwohl beide Disziplinen eng miteinander verknüpft sind, beschäftigen sich Ergotherapeuten nur selten gezielt mit Occupational Science. Daher zeigen die beiden Forscherinnen verschiedene Möglichkeiten auf, diese handlungsbezogene Wissenschaft näher kennenzulernen. Ergotherapeuten können sich zum Beispiel in Fachbüchern oder Zeitschriften wie dem Journal of Occupational Science über aktuelle Forschungsprojekte und Entwicklungen informieren. Neben dem Selbststudium steht ihnen auch die Internationale Gesellschaft für Occupational Science (ISOS) offen, die im Internet unter www.isoccsci.org zu finden ist. Diese versteht sich als Netzwerk für Handlungsforschung und zeigt auf, welche Bedeutung das Handeln besitzt - für die individuelle Gesundheit und für gesellschaftliche Entwicklungen.

fk

NZJOT 2011; 58: 29-35


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Betriebliche Gesundheitsförderung – Pflegekräfte körperlich und psychisch fit halten

Die Pflege älterer Menschen kann Körper und Psyche stark belasten. Betriebliche Gesundheitsförderung unterstützt Pflegekräfte darin, ihre physische und psychische Gesundheit zu erhalten und zu verbessern. Dies zeigt eine systematische Übersichtsarbeit der Public-Health-Wissenschaftlerin Dr. Barbara Buchberger und ihrer Kollegen an der Universität Duisburg-Essen.

Die Forscher werteten elf Interventionsstudien und zwei Reviews aus. Die Studien verliefen über einen Zeitraum von 4 bis 24 Monaten, während die Teilnehmerzahlen zwischen 20 und 345 variierten. Eine große Bandbreite der angewandten Therapien zielte darauf ab, den psychischen Gesundheitszustand der Pflegekräfte zu verbessern: von der Vermittlung konkreter Bewältigungsstrategien über Stressmanagement bis hin zu Formen der Supervision. Zur Verbesserung der körperlichen Gesundheit kamen praktische Übungen wie Koordinations-, Kraftoder Dehnübungen sowie Hilfsmitteltraining zum Einsatz.

Die ausgewerteten Studien zeigen, dass sich die betriebliche Gesundheitsförderung positiv auf die psychische und physische Gesundheit von Pflegekräften auswirkt. Psychosoziale Interventionen helfen ihnen dabei, Stress oder Arbeitsbelastungen besser zu bewältigen und sich effektiver mit Kollegen auszutauschen. Vielversprechend erscheint auch eine Kombination aus körperlichen Übungen, ergonomischen Techniken und Hilfsmitteltraining. Diese wirkt muskuloskeletalen Beschwerden entgegen, die im Pflegealltag häufig auftreten. Die Studien beziehen nur kleine Teilnehmerzahlen ein und weisen einige methodische Mängel auf. Aus Sicht der Forscher besteht daher ein großer Bedarf, qualitativ hochwertige Forschungsprojekte mit größeren Stichproben anzuschließen.

fk

GMS Health Technol Assess 2011; doi: 10.3205/hta000097


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