ergopraxis 2012; 5(05): 11
DOI: 10.1055/s-0032-1313809
politik
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Publication Date:
11 May 2012 (online)

 

Ethikwoche – Gelungener Auftakt

Die Berufe Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie befinden sich im Prozess der Akademisierung und somit auf dem Weg zu einer Forschungsdisziplin. Forschung ist in Deutschland ohne Ethik undenkbar. Und damit die Therapieberufe ihre Forschungsaktivitäten auf ein solides wissenschaftliches, ethisches Fundament bauen, trafen sich vom 5.-9. März 2012 in Rostock fünfzehn Wissenschaftler aus den Disziplinen Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Philosophie, Linguistik, Soziologie und Pädiatrie. Ihr Thema: Ethik in der interdisziplinären Therapieforschung bei Kindern mit Entwicklungsstörungen. Finanziert wurde die Ethikwoche vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Organisator war das Logopädische Institut für Forschung (LIN.FOR) in Rostock.

In den fünf Tagen erhielten die Teilnehmer Impulse von Referenten aus den Bereichen Medizinethik, Theologie und Philosophie. Auf Basis dessen erarbeiteten sie einen Fragenkatalog mit ethischen Fragen aus ihrem Forschungsalltag. Ihnen ist bewusst, dass die Formulierung ethischer Wertmaßstäbe ein langwieriger Prozess ist - die Ethikwoche sei deshalb als Startpunkt zu verstehen, Antworten auf die gesammelten Fragen zu finden. Ein Beispiel: Laut Literatur führt eine möglichst frühe Intervention bei Entwicklungsstörungen zu deutlich besseren Ergebnissen als ein späterer Therapiebeginn. Heikel wird es, hier die Effektivität eines Therapieansatzes mit Kontrollgruppen zu belegen, die keine Therapie oder eine Plazebotherapie erhalten. Bei den „unbehandelten“ Kindern könnte so möglicherweise das Zeitfenster verpasst werden, in dem die Bedingungen für bestimmte Entwicklungsprozesse ideal sind. Wie verfährt man also mit Kontrollgruppen? Gibt es methodische Alternativen?

In der Ethikwoche diskutierten die Wissenschaftler, ob für den Bereich „interdisziplinäre Therapieforschung bei Entwicklungsstörungen“ eine eigene Ethikkommission notwendig sei. Zudem erachtete es die Gruppe als sinnvoll, Menschenbilder für die einzelnen Therapieberufe zu definieren, um anhand dieser Sinn und Nutzen der Therapie und Therapieforschung, deren Inhalt und das methodische Vorgehen ableiten und begründen zu können.

Es ist also noch viel zu tun. Finden sich Sponsoren, wird es sicher weitere Veranstaltungen geben, um dem Thema Ethik Gehör zu verschaffen und den Stellenwert, den es verdient. Weitere Infos bei Svenja Ringmann: s.ringmann@eufh.de.

ba


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