ergopraxis 2012; 5(04): 6-7
DOI: 10.1055/s-0032-1311769
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Briefe an die Redaktion


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Publication Date:
04 April 2012 (online)

 

Zum Artikel „Sensorische Integrationstherapie bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung“ (ergopraxis 2/12)

SI wirksamer als ihr Ruf

Sehr geehrte Frau Gritsch,
den Artikel habe ich mit Interesse gelesen. Leider waren die angaben über die durchgeführte Literaturrecherche sehr kurz und knapp, was es schwermacht, nachzuvollziehen, was getan wurde, und damit auch die Qualität der akademischen arbeit einzuschätzen. Die Schlussfolgerungen fand ich sehr überraschend, insbesondere, da kürzlich veröffentlichte evidenzbasierte Richtlinien für die praktische Ergotherapie des amerikanischen Ergotherapie Verbandes AOTA (Tomcheck & Case-Smith 2009, Watling et al. 2011) und eine Zusammensfassungsarbeit zum Thema Evidenzbasierte Praxis (EBP) für Kinder mit Autismus - erarbeitet unter Leitung eines Expertenteams des Yale Child Study Center (Reichbow et al. 2011) - zu grundlegend anderen Ergebnissen kam. Insbesondere in der letzten Veröffentlichung wurde ET-SI für Kinder mit Autismus, die sensorische Modulationsstörungen haben, als eine wirksame Behandlungsmethode hervorgehoben. Diese positive Einschätzung wurde auch durch weitere Studien bestätigt, die seit der Veröffentlichung dieser Richtlinien erschienen sind, zum Beispiel Pfeiffer et al. 2011.

Häufig zitierte Studien, die zum Ergebnis kommen, dass ET-SI für Kinder mit Autismus nicht wirksam ist, haben in der Regel passive sensorische Stimulation eingesetzt, oder es wurden zwar Räume mit SI-Geräten genutzt, es fand jedoch keine Interaktion zwischen Kind und Therapeuten statt, zum Beispiel Devlin et al. 2010, Mason und Iwata 1990. Das Therapeutenverhalten ist jedoch ein essenzieller Bestandteil der ET-SI. Dies wird deutlich dargestellt im SI Fidelity Instrument (Parham et al. 2007, 2011). Es ist sehr bedauerlich, dass weiterhin Studien stattfinden und auch veröffentlicht werden, die durch ein mangelhaftes Verständnis der ET-SI-Studenten und Therapeuten in der Praxis verwirren.

EBP ist natürlich immer nur eine Momentaufnahme, und Forschungsstudien eröffnen häufig mehr neue Fragen, als Antworten zu bieten. Derzeit findet eine Anzahl von Studien zum Thema ET-SI mit Kindern aus dem autistischen Spektrum statt, zum Beispiel zum Thema Dosierung der Intervention. Mit der Aufnahme sensorischer Verarbeitungsschwierigkeiten in die diagnostischen Kriterien des DSM-V für Autismus wird in diesem Bereich die Forschung und damit unser Wissen sicherlich weiter wachsen. Derzeit ist ET-SI vielversprechend für Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung, die sensorische Modulationsstörungen aufweisen und dadurch Schwierigkeiten mit Betätigungen im Alltag haben.

Herzliche Grüße Andrea Hasselbusch aus Bournemouth, GB

Anmerkung der Redaktion
Unter www.thieme.de/ergoonline > „ergopraxis“ > „Leserstimmen“ finden Sie das Literaturverzeichnis der Studien, die Andrea Hasselbusch in ihrem Leserbrief zitiert hat.

Zum Artikel „Ergotherapeutische Leistungsvergütung“ (ergopraxis 2/12)


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Ost-West-Angleich ist überfällig!

Sehr geehrter Herr Dieckmann,
ein sehr wichtiges, interessantes und aktuelles Thema habe ich gedacht, als ich die Überschrift gelesen habe, und hatte große Erwartungen. Als Praxisinhaberin kann ich so weit in allen Eckpunkten nur zustimmen. Auch ich betreibe für eine gute Befunderhebung viel Aufwand, habe mit der Rezeptprüfpflicht zu kämpfen und ärgere mich darüber, dass ich viel Zeit für das Schreiben eines aussagefähigen Berichtes aufbringen muss.

Aber... Ich wäre ja schon froh, wenn ich zum Beispiel für eine sensomotorisch-perzeptive Behandlung diese genannten 31,10 Euro von meiner AOK bekommen würde (Plus - derzeit 25,57 Euro). Und ich glaube, dass viele Praxisinhaber in den „neuen“ Bundesländern, die ja nach 21 Jahren schon lange nicht mehr neu sind, so denken. Meiner Meinung nach wäre es wirklich erst einmal an der Zeit, die „Ost“-Preise an das „West“-Niveau anzugleichen, bevor man über eine weitere Erhöhung der jetzigen Vergütung diskutiert.

Das hat mir in Ihrem Beitrag leider gefehlt, denn für mich wäre die Bezahlung von 31,10 Euro schon unglaublich gut. Aber das, was wir in den neuen Ländern bekommen, ist ja geradezu ungerecht. Sicherlich kann man immer darüber diskutieren, ob man angemessen bezahlt wird oder nicht. Letztendlich wird besonderes Engagement oder hoher Aufwand sicherlich nie bezahlt werden können, wie wir uns das vorstellen. Wichtig ist hier aber auch die Zufriedenheit der Patienten - und da lohnt sich erhöhter Aufwand immer!

Mit kollegialen Grüßen Silke Sellmann aus Schmalkalden


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Kasse zahlt in Brandenburg sogar noch weniger

Sehr geehrte Redaktion,
mit großem Interesse lese ich die sehr interessanten Ausgaben der ergopraxis und freue mich, dass dies eine Fachzeitschrift ist, die den Kern der Therapie trifft. Ich freue mich auch stets auf die Refresher, die sehr punktgenau sind. In der Februarausgabe habe ich allerdings etwas gelesen, das so nicht zutreffend ist: Der Artikel „Viel Einsatz für wenig Geld“ würde bei mir leider „Viel Einsatz für noch weniger Geld“ heißen.

Der angegebene Satz von 31,10 Euro für eine sensomotorisch-perzeptive Therapie bei der AOK Nordost ist für Brandenburger leider unerreichbar! Wir bekommen hier „draußen“ seit 2005 nur 25,50 Euro für die gleiche qualifizierte, fachspezifische und einfühlsame Therapie von dieser Krankenkasse. Daher ist es noch immer schwer für uns, den gleichen Stundensatz (sprich das gleiche Gehalt) wie in Berlin zu zahlen. Diese Krankenkasse ist auch jenige, die stets bei der kleinsten Unregelmäßigkeit auf der Verordnung Behandlungen nicht bezahlt, obwohl diese sach-, fach- und qualitätsgerecht ausgeführt wurden. Im Vordergrund steht nicht der Mensch, sondern die Bürokratie. Da auch die Kassenverträge noch immer in den einzelnen Ländern unterschiedliche Leistungssätze beinhalten, wird diese Diskrepanz leider weiter bestehen, und gute Therapeuten wandern ins Nachbarbundesland ab.

Ansonsten ist der Artikel übrigens mit meiner vollsten Zustimmung versehen. Ich danke Ihnen dafür und wünsche Ihnen weiter viele gute Ideen und spannende Artikel für uns alle.

Mit freundlichen Grüßen Antje Eylers aus Schönow bei Bernau


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