Pädiatrie up2date 2012; 07(03): 217-218
DOI: 10.1055/s-0032-1310286
Buchrezensionen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fruchtzuckerunverträglichkeit

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Publication Date:
28 August 2012 (online)

Das Buch liefert dem betroffenen Laien einen guten Überblick über die theoretischen Hintergründe der Fruchtzuckermalabsorption nach der Diagnose Fruchtzuckerunverträglichkeit.

Der Überfluss an Fruktose in unserer Nahrung ist nicht nur der Lebensmittelindustrie zuzuschreiben, auch viele Obstsorten enthalten heute mehr Fruktose als noch vor 30 Jahren (andere Züchtung, längere/andere Reifung). Auch gesundheitsbewusste Verbraucher greifen mit gutem Gewissen auf sehr fruktosehaltige Süßungsmittel wie Agavendicksaft oder ähnliches zurück, wodurch aktuell die Diagnose Fruchtzuckermalabsorption zunimmt. In Deutschland liegt die Hauptquelle sicher noch im Rübenzucker, der in diesem Buch leider mit keinem Wort erwähnt wird.

In den aufgezeigten Tabellen gibt es keinen Hinweis darauf, dass die angegebenen Fruktosemengen im Obst Schwankungen unterliegen (z. B. je nach Sorte oder Reifungsgrad). Auch ist für die Bekömmlichkeit die aufgenommene Gesamtmenge sehr entscheidend. Nach diesen Tabellen scheint eine Portion Süßkirschen bekömmlicher als eine Tomate – was sicher nicht so ist. Wie genau soll man sich entscheiden, wenn ein Lebensmittel sowohl ein Häkchen für ein günstiges Glc/Frc-Verhältnis bekommen hat als auch ein Kreuz, weil es noch viel Sorbit enthält? Schade ist auch, dass die Rezepte nicht an die Unverträglichkeit angepasst wurden und der Zucker oder Honig in den Rezepten nicht durch Traubenzucker oder Reissirup ersetzt wurde.

Bei sistierenden Beschwerden muss der Patient darauf hingewiesen sein, dass es sich nicht nur um eine weitere Lebensmittelunverträglichkeit handeln kann, sondern dass hinter den Beschwerden auch eine ernste Darmerkrankung wie beispielsweise Sprue oder Morbus Crohn stecken kann (sekundäre Fruchtzuckerunverträglichkeit).

Leider stehen auch fachlich nicht fundierte bzw. falsche Aussagen in dem Buch. Die für den Betroffenen sicher Wichtigste ist: durch Fruchtzuckerkonsum hervorgerufene Durchfälle haben keine immunologische Beteiligung, d. h. ein Mukosa-Schaden, durch den es zu einer höheren Permeabilität der Schleimhaut kommt (verbunden mit einem erhöhten Risiko eine Lebensmittelallergie zu entwickeln) ist sehr unwahrscheinlich.

Fazit: Insgesamt liefert das Buch lediglich eine Einstiegsmöglichkeit in die Thematik. Die abgebildeten Tabellen sind allerdings keine Hilfe, weil irreführend für die praktische Umsetzung der Ernährungsempfehlungen bei einer Fruktosemalabsorption. Als Resümee bleibt, dass sich die Bearbeitung des wichtigen Themas Fruchtzuckerunverträglichkeit leider nicht in dem Maße im vorliegenden Buch wiederfindet, wie es angesichts der Häufigkeit und Bedeutung nötig gewesen wäre.

Dr. Nina Ludwig

E-Mail: nludwig@klinikumevb.de