Erinnern Sie sich noch an damals, als Sie das erste Mal in Unterwäsche vor Ihrem Orthopäden
standen? Als nackte Haut noch etwas Besonderes war? Als Sie wussten, was eine gesunde
Distanz zum Körper anderer Menschen ist? Und daran, wann das Besondere normal wurde?
Vermutlich ist das eine Weile her ...
Bereits in der ersten Woche der physiotherapeutischen Ausbildung ziehen wir uns aus
- vor dem unsympathischen Massagelehrer, vor unserer Mitschülerin, die eigentlich
nicht auf die Therapieliege, sondern vor die Kamera bei Heidi Klum gehört, und im
schlimmsten Fall vor dem Mann unserer Träume, der dummerweise im gleichen Kurs sitzt.
Die Scham ist groß, die Speckrolle auch, und der Boden tut sich nicht zum richtigen
Zeitpunkt unter den Füßen auf. Nach drei Jahren ist dann alles anders: Das Schamgefühl
ist weg.
Doch nicht nur die fehlende Sensibilität für fremder Leute Schamgefühl kann uns Physiotherapeuten
zu schaffen machen, sondern auch die Tatsache, dass „wir wissen, was wir tun“. Denn
nicht immer verraten wir es weiter und erläutern konkret, warum zum Beispiel eine
Triggerpunkttherapie schmerzhaft sein darf. Je länger wir im Job sind, desto häufiger
vergessen wir, die Patienten ausreichend zu informieren. Hierbei handelt es sich wohl
um die sogenannte „Wissensosmose“. Irgendwann glaubt man, dass sich eigenes Wissen
automatisch auf andere überträgt. Sie wissen nicht, was ich meine? Na dann, schauen
Sie auf die folgende Fotostory und lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf.