Kinder mit frühkindlichem Autismus - Bedürfnisse der Eltern einbeziehen
Die Bachelorarbeit
In ihrer qualitativen Studie gingen die vier Ergotherapeutinnen der Frage nach, in
welchen alltäglichen Bereichen sich Eltern von Kindern mit frühkindlichem Autismus
Unterstützung wünschen. Dazu befragten sie sechs Eltern mittels leitfragengestützter
Experteninterviews.
Im Rahmen einer fachlichen Diskussion erörterten sie mit drei Ergotherapeutinnen die
Ergebnisse. Sie hinterfragten gezielt, welche elterlichen Bedürfnisse und Wünsche
sich in der Therapie umsetzen lassen. Aus den Ergebnissen entwickelten sie Ansatzpunkte
für die Behandlung. Dabei wurde deutlich, dass Ergotherapeuten einige Punkte in der
Behandlung aufgreifen können, aber auch eine beratende Position einnehmen sollten,
um die Eltern an die entsprechenden Instanzen weiterzuleiten.
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→ Illner J, Schwieca J, Seitz J, Hennekes K. Kinder mit frühkindlichem Autismus -Bedürfnisse
von Eltern im Alltag und deren Einbezug in die Ergotherapie. Bachelorarbeit an der
Hogeschool Zuyd, Heerlen, Niederlande; 2010
Ergebnisse
... der Elternbefragung:
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> Die meisten Kinder mit frühkindlichem Autismus können sich nicht eigenständig versorgen.
Sie sind auf fremde Hilfe angewiesen, zum Beispiel beim An-/Ausziehen, Zähneputzen,
Waschen, Essen und Trinken. Viele Eltern fühlen sich in diesen Situationen überfordert
und brauchen Unterstützung.
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> Probleme in Reizaufnahme und -verarbeitung äußern sich beim Essen und Zähneputzen.
Um beides zu erleichtern, wünschen sich Eltern eine Desensibilisierung im Mundbereich
ihrer Kinder.
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> Die Betreuung und Pflege eines autistischen Kindes ist anstrengend und belastend
für die Eltern, sie vermissen Ruhephasen.
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> Die befragten Eltern hoffen außerdem, dass ihr Kind lernt, Gefahren einzuschätzen,
seine Motorik und Kommunikation zu verbessern, seinen Körper besser wahrzunehmen (sich
nicht zu beißen oder zu kneifen) sowie ein angemessenes Nähe-Distanz-Verhalten an
den Tag zu legen.
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> Eltern wünschen sich mehr Austausch mit den Ergotherapeuten.
Fazit
... für die ergotherapeutische Behandlung:
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> Alltagsaktivitäten wie An-/Ausziehen oder Essen/Trinken lassen sich sehr gut in
die ergotherapeutische Behandlung integrieren. Auf diese Weise können die Therapeuten
mit den Eltern zusammen an der Selbstständigkeit des Kindes arbeiten.
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> Wenigstens ein Elternteil sollte in der Therapie dabei sein, um die Maßnahmen zu
verfolgen und in den Alltag transferieren zu können.
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> Die Wünsche nach Gleichgewichtsförderung sowie Schulung des Nähe-Distanz-Verhaltens
lassen sich ebenfalls gut umsetzen.
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> Ergotherapeuten sollten die Eltern darüber hinaus beraten und ihnen Freizeitangebote
und Beratungsstellen nennen. Dazu gehören die sozialen Dienste, Vereine und Behörden.
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> Um den Alltag zu erleichtern und die sprachliche Entwicklung zu verbessern, bietet
sich der Therapieansatz TEACCH an (Treatment and Education of Autistic and related
Communication handicapped Children).
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> Bestimmte Themen lassen sich nur interdisziplinär zum Beispiel mit Ärzten, Physiotherapeuten,
Logopäden oder Psychologen behandeln.
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> Für den Therapieerfolg ist das Engagement der Eltern wichtig. Sie haben es in der
Hand, den Tag zu strukturieren und die Freizeit zu gestalten.
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> Da die Kinder ihre Bedürfnisse kaum mitteilen können, müssen die Eltern lernen,
Verhaltensmuster wie Gestik und Mimik zu deuten.