ergopraxis 2012; 5(02): 10-11
DOI: 10.1055/s-0032-1304182
politik
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Gesprächsstoff


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Publication Date:
03 February 2012 (online)

 

Bürokratie im Gesundheitssystem – Umstrittene Kostenerhebung

Eine Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney sorgte zu Beginn des neuen Jahres für Gesprächsstoff in den Medien. Laut der Publikation mit dem Titel „Deutsches Gesundheitssystem auf dem Prüfstand“ betrugen im Jahr 2010 die Verwaltungskosten im öffentlichen deutschen Gesundheitssystem 40,4 Milliarden Euro. Das sind knapp 23 Prozent der Gesamtausgaben von 175,7 Milliarden Euro. Die Autoren dieser Studie sehen im Bereich der Verwaltung ein Einsparpotenzial von mindestens 13 Milliarden Euro. Pro Euro Krankenkassenbeitrag könnten demnach 8 Cent von derzeit insgesamt 23 Cent Verwaltungskosten eingespart werden.

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hingegen weist für 2010 Netto-Verwaltungskosten in Höhe von 9,48 Milliarden Euro aus, was 5,4 Prozent der Gesamtkosten entspricht. Wie erklärt sich diese Differenz? Dem Bericht von A.T. Kearney zufolge entsteht der Überhang von mehr als 30 Milliarden Euro nicht bei der GKV, sondern bei den Leistungserbringern - verursacht durch die Krankenkassen. So seien aufwendige Abrechnungsverfahren bei den niedergelassenen Ärzten oder hoher Zeitaufwand für Verwaltungstätigkeiten bei Krankenhausärzten jene Kostentreiber, die in den GKV-Zahlen nicht auftauchen. Die Zahlen des Kearney-Berichts basieren auf Rechenmodellen, in welche die Ergebnisse einer Online-Befragung von 6.000 Ärzten, Apothekern, Physiotherapeuten und Sanitätshäusern einflossen.

Der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem hält laut „Ärzte Zeitung online“ die Methodik für „ziemlich problematisch“ und spricht einer Befragung über das Portal „hippokra-net.de“ jeden Anspruch auf Repräsentativität ab. Auch die Grunddaten der Studie stehen in der Kritik: Die Zahlen stimmen nicht mit der amtlichen Statistik überein. Studienautor Oliver Scheel begründe diese Unterschiede damit, sie auf Basis der offiziellen Grunddaten selbst errechnet zu haben, weil zu den Basisdaten sehr unterschiedliche Aufschlüsselungen existieren. Was nun auch immer stimmen mag: Würde die Bürokratie verschlankt werden, hätten die Ärzte und Therapeuten sicher nichts dagegen.       

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Depression – Telefonbetreuung steigert Lebensqualität

In Deutschland leiden jährlich fünf bis sechs Millionen Erwachsene an einer Depression. Das hat schwerwiegende Auswirkungen für die Betroffenen und für das gesamte Gesundheitssystem: Allein die medizinischen Kosten betragen laut Statistischem Bundesamt jährlich etwa 4,6 Milliarden Euro.

Eine kontinuierliche telefonische Betreuung kann helfen, die Lebensqualität von Menschen mit Depression zu steigern und so die medizinischen Kosten zu senken. So meldet der Gesundheitsdienstleister AnyCare, dass das psychische Wohlbefinden von telefonisch betreuten Patienten um 37 Prozent gestiegen sei. Eine Studie zeige, dass die über 100 Probanden mehr als 30 Prozent geringere Krankenhauskosten verursachten als die Patienten ohne telefonische Betreuung.

AnyCare bietet die Telefonbetreuung „AnyCare ProPerspektive“ allen gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen an für ihre Versicherten mit Depression. Psychologische Fachkräfte rufen die Betroffenen über zwölf Monate regelmäßig an, stehen ihnen beratend zur Seite und motivieren sie, ihre Medikamente einzunehmen und Therapieempfehlungen zu befolgen. Zudem erhalten die Teilnehmer Informationen über ihr Krankheitsbild und Kontakte zu Selbsthilfegruppen. Mit der Debeka Krankenversicherung führt der Gesundheitsdienstleister das Programm seit mehr als vier Jahren durch.

brk


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