Zahnmedizin up2date 2012; 6(2): 195-212
DOI: 10.1055/s-0031-1298438
Kieferorthopädie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unsichtbare Kieferorthopädie – Entwicklung und aktueller Stand der Lingualtechnik

Diethard Kunert
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Publication Date:
09 May 2012 (online)

Einleitung

In der Kieferorthopädie ist eine Vielzahl von herausnehmbaren und festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen verfügbar, die stetig weiterentwickelt werden und die immer stärker die individuellen Anforderungen des Patienten mit berücksichtigen können. Grundsätzlich werden in der Kieferorthopädie herausnehmbare und festsitzende Apparaturen unterschieden (Abb. [1] und [2]). Während mit herausnehmbaren Geräten funktionskieferorthopädische und eher kippende dentale Effekte erreicht werden können, ist es mit festsitzenden Apparaturen möglich, räumlich 3-dimensional kontrollierte Bewegungen zu erreichen. Deshalb sind diese Apparaturen auch für schwere Zahnfehlstellungen und komplexe Zahnbewegungen häufig das kieferorthopädische Behandlungsmittel der Wahl. Diese sog. Multibracket-Apparaturen, bestehend aus Brackets und Bögen, werden zur Zeit vorwiegend auf der vestibulären Seite der Zähne befestigt, was bei den Patienten häufig zu erheblichen ästhetischen Beeinträchtigungen führt.

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Abb. 1 Einfaches herausnehmbares kieferorthopädisches Gerät.
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Abb. 2 Vestibulär befestigte Multibracket-Apparatur.

Zwar lässt sich die Ästhetik durch kleinere Brackets, Keramik- oder Kunststoffbrackets und hell beschichtete Bögen etwas verbessern, aber dennoch ist die kieferorthopädische Apparatur immer deutlich sichtbar. Deshalb gibt es bei jungen Erwachsenen und Erwachsenen nach wie vor den Wunsch nach einer unsichtbaren kieferorthopädischen Apparatur. Das wird gerade in den letzten Jahren durch die ästhetischen Ansprüche, die die Gesellschaft an den Einzelnen heranträgt, z. B. durch die Werbung, sehr stark gefördert. Dieser Entwicklung nach einer unsichtbaren Zahnkorrektur wurde zum einen durch schienenbasierte Techniken Rechnung getragen. Bei dieser Technik der Zahnkorrektur werden die Zähne durch eine Abfolge von jeweils minimal veränderten Schienen in die gewünschte Position bewegt. Ein weiterer Ansatz ist es, insbesondere für komplexe Zahnbewegungen, wieder auf eine festsitzende Apparatur zurückzugreifen, jedoch alle Teile, die zur Bewegung der Zähne notwendig sind, also Brackets und Bögen, an die nicht von außen sichtbare Seite der Zähne zu verlegen (Abb. [3], [4], [5]).

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Abb. 3 Multibandapparatur aus Keramik.
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Abb. 4 Unterkieferzahnbogen mit eingesetzter transparenter Schiene zur Korrektur der Unterkieferfrontzähne.
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Abb. 5 Festsitzende Apparatur auf der von außen nicht sichtbaren Seite der Zähne.
 
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