physiopraxis 2011; 9(11/12): 16-20
DOI: 10.1055/s-0031-1298037
physiopolitik
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28 November 2011 (online)

Präventionssymposium – Gemeinsam gegen alte Feindbilder

Am 17. September 2011 fand in der Deutschen Sporthochschule Köln ein zukunftsweisendes Symposium statt: Erstmalig kamen Sportwissenschaftler und Physiotherapeuten zusammen, um gemeinsam über Prävention zu diskutieren und sie in den Fokus der therapeutischen Behandlung zu rücken. Der ZVK Landesverband Nordrhein-Westfalen organisierte das Treffen in Kooperation mit der AG Prävention im ZVK und dem Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS), um ein neues Denken zu initiieren und zu praktizieren. Ein Schritt gegen die antiquierte Sorge um „alte Feindbilder“ zwischen den Berufsgruppen.

Physiotherapeut und Sportwissenschaftler Professor Dr. Tobias Erhardt führte durch das Programm und hielt die rund 90 Zuhörer mit präventiven Zwischenübungen auf Trab. Beim Blick ins Publikum scheint das Thema besonders die weibliche Generation „Ü40“ anzusprechen - vielleicht aus der Erkenntnis heraus, wie bedeutend Vorsorge ist. Die Stimmung der Teilnehmer spiegelte das wider, was in der alltäglichen Praxis hoffentlich auch gelebt wird. Physio- und Sporttherapeuten tauschten sich angeregt aus und wollten die Sicht der anderen Seite hören. Schnell war man sich einig: Prävention muss in Zukunft einen höheren Stellenwert bekommen. Um das zu erreichen, können die Berufsgruppen von den Stärken der anderen profitieren.

Vertreter der einzelnen Berufsgruppen sowie des GKV Spitzenverbands referierten über den Stellenwert der Prävention, deren Zukunft und deren Möglichkeiten und über sinnvolle Ansätze. Kosten, demografische Entwicklung, längere Lebensarbeitszeit und Übergewicht sind einige Faktoren, warum Prävention ein relevantes Thema ist. Sie muss auf allen Ebenen stattfinden und kann langfristig nicht von der Solidargemeinschaft getragen werden.

Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Professor Dr. Wildor Hollmann. Er entwickelte die Faustformel für Ausdauertraining und das Hypoxietraining. Der Sportmediziner erklärte, wie wichtig Bewegung für die Gehirnaktivität ist. Das Gehirn verhält sich bezüglich Durchblutung und Aktivität wie ein Skelettmuskel. Bereits einfache, regelmäßige Spaziergänge beugen Demenz vor. Mit einem humorvollen Satz beendete der 88-Jährige seinen Vortrag: „Der Kölner Dom ist dazu gebaut worden, körperlich aktiv zu bleiben“, und bekam tosenden Beifall.

Im Anschluss an die Vorträge erarbeiteten die Teilnehmer in einzelnen Workshops konkret, wo und wie Therapeuten präventiv tätig werden können. Beispielsweise bedarf es erlebnisorientierter Aktivitäten, um zunehmenden Entwicklungsstörungen und Übergewicht von Kindern entgegenzusteuern. Bewegungsfreude und motorische Grundeigenschaften sollten hierbei im Vordergrund stehen. Um ihr Gewicht kontrollieren zu können, benötigen Kinder vor allem Verhaltenstipps, eine motivierende Willenskraft sowie ein unterstützendes Umfeld.

Das Symposium mit seinen hochkarätigen Referenten fand hohen Anklang. Ohne Zweifel hat Prävention mit solch motivierten Menschen eine Zukunft.

Astrid Nedbal