Arzneimittelforschung 2008; 58(8): 423-424
DOI: 10.1055/s-0031-1296532
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Editio Cantor Verlag Aulendorf (Germany)

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Publication Date:
15 December 2011 (online)

Mutschier Arzneimittelwirkungen

Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. 9. Auflage. E. Mutschier, G. Geisslinger, H. K. Kroemer, R Ruth, M. Schäfer-Korting. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart (2008). ISBN 978-3-8047-1952-11. 243 S., 360 vierfarb. Abb., 264 Tab., 1357 Formeln, geb. Preis: € 68,50.

Auf die 8. Auflage des „Mutschier” aus dem Jahr 2001 – aktualisiert durch drei im Internet publizierte wichtige Ergänzungen – ist jetzt die 9., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage des Klassikers gefolgt: Die Autoren, der Verlag und nicht zuletzt die potentiellen Leser sind zu diesem großartigen Wurf zu beglückwünschen!

Bewährtes wurde in der Neuauflage beibehalten – Gliederung in einen „Allgemeinen” und „Speziellen” Teil sowie in „Vergiftungen” und „Vergiftungstabelle” ebenso wie eine kurze Einführung in die Grundlagen (Wirkungsweise bzw. Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie der jeweils abgehandelten Stoffe oder Organsysteme) – und aktualisiert. Einprägsame, vierfarbige Abbildungen veranschaulichen insbesondere komplexe molekularbiologische Abläufe; klar gegliederte, übersichtliche Tabellen erleichtern das Verständnis, 1357 Formelbilder erfreuen das Herz des Pharmazeuten. Sofern Leitlinien- konforme Anwendungskriterien der entsprechenden Fachgesellschaften publiziert sind, wurden diese - meist als „decision trees” -aufgenommen, z.B. für die Therapie des Diabetes (S. 422), der Hypertonie (S. 555), der Herzinsuffizienz (S. 586), des Asthma bronchiale (S. 623) oder der allergischen Rhinitis (S. 627). In späteren Auflagen sollte dieses Prinzip durchgängig praktiziert werden, auch wenn keine Gesellschaftsvoten vorliegen.

Wo könnten Optimierungsbemühungen ansetzen? Älteren Semestern (mit Kenntnissen der Anatomie) sollte eine Einführung in die Grundlagen der Molekular-Biologie spendiert werden, damit sie z.B. bereits auf S. 11 und 14 die Tabellen der SCL- bzw. ABC-Transporter bzw. die dort verwendeten Abkürzungen verstehen; dafür könnte die 17seitige „Erklärung medizinischer Fachausdrücke” im Appendix entfallen. Weiterhin sollten nicht nur Nebenwirkungen (S.100-104), sondern auch Arzneimittelwirkungen in Schwangerschaft und Stillperiode ebenso detailliert wie die Schwangerschaftsverhütung (S. 459–64) abgehandelt werden; bei der Tokolyse (S. 468) mit Magnesiumjonen (Infusion von initial 4-6 g; Erhaltungsdosis 2–4 g stündlich) hat sich offensichtlich ein gefährlicher Fehler eingeschlichen; gemeint ist wahrscheinlich Magnesiumsulfat! Ein Formelbild könnte helfen, derartige Irrtümer zu vermeiden.

Zusammenfassend ist das Studium auch des neu aufgelegten Lehrbuches sehr zu empfehlen; es eignet sich hervorragend — auch im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen und Präsentationen —, das Verständnis von Arzneimittelwirkungen zu erleichtern und zu vermitteln. Der Preis ist angemessen, der Subskriptionspreis (bis 30. 6. 08) hat sich gegenüber der 8. Auflage nicht verändert.

Hans-Georg Classen, Stuttgart- Hohenheim