Der Klinikarzt 2011; 40(10): 445
DOI: 10.1055/s-0031-1295707
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schwerpunkt Nephrologie

L C Rump
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Publication Date:
03 November 2011 (online)

Diese Ausgabe des ”klinikarzt“ befasst sich in 4 Beiträgen aus den nephrologischen Schwerpunktzentren Düsseldorf, Heidelberg und Lüdenscheid mit aktuellen Themen der klinischen Nephrologie und Hypertonie. Nieren- und Hochdruckkrankheiten sind insgesamt sehr häufig und treten oft gemeinsam auf. Man schätzt, dass ca. 10 % der erwachsenen Bevölkerung an einer Nierenerkrankung leiden. Die Prävalenz der arteriellen Hypertonie ist mit geschätzten 20 – 30 % der deutschen Bevölkerung noch deutlich höher und die zunehmend älter werdende Bevölkerung aggraviert das Problem. Eine zeitgemäße Diagnostik und Therapie von Nieren- und Hochdruckkrankheiten ist dringend notwendig, um die Progression von Nierenerkrankungen bis hin zur Dialysepflicht zu verhindern.

Der Artikel von Frau Dr. Hansen aus der Klinik für Nephrologie des Universitätsklinikums Düsseldorf beschreibt detailliert das diagnostische Vorgehen bei Verdacht auf Nierenerkrankungen. Oft sind nur wenige gezielte Untersuchungen notwendig, um eine Nierenerkrankung nachzuweisen oder auszuschliessen. Neben der DIfferentialdiagnose der Hämaturie und Proteinurie spielt auch die Leukozyturie eine wichtige Rolle. Insgesamt wird heutzutage leider der Urindiagnostik oft zu wenig Bedeutung beigemessen. Oft lassen sich in der Zusammenschau mit dem sonographischen Befund und der Klinik des Patienten die Differentialdiagnosen stark eingrenzen. Wichtig bleibt eine Abschätzung der GFR, gerade bei älteren Patienten wiegt ein ”normales Serumkreatinin“ den behandelnden Arzt nicht selten in unberechtigte Sicherheit.

Die Therapie der arteriellen Hypertonie hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Frau Professor Ivens aus der Klinik für Nephrologie des Universitätsklinikums Düsseldorf fasst einige Punkte zusammen. Die Zielblutdruckwerte haben sich in letzten Zeit nach unten orientiert. Allerdings legen neuere prospektive Studien nahe, dass zu niedrige Blutdruckwerte insbesondere bei Patienten mit unbehandelter koronarer Herzerkrankung und Diabetes mellitus zu vermeiden sind. Heute wird eine Kombinationstherapie relativ niedrig dosierter und synergistisch wirksamer Medikamente empfohlen, um eine optimale Blutdrucksenkung ohne viel Nebenwirkungen zu erreichen. Neue Therapiemöglichkeiten haben sich bei der therapieresistenten Hypertonie ergeben, z.B. mit der Nierennervenablation, die bei Patienten mit therapierefraktärer Hypertonie in ersten klinischen Studien eindrucksvolle Erfolge erzielt hat.

Herz und Niere sind auf Engste miteinander verknüpft. Dies spiegelt sich schon im Sprichwort wider, dass bei besonders sorgfältiger Untersuchung eine Angelegenheit auf Herz und Nieren geprüft werden sollte. Ähnlich wie bei der Stadieneinteilung der Niereninsuffizienz hat die Definition der kardio-renalen Syndrome in 5 verschiedene Formen einen wesentlichen Interessenschub In Klinik und Forschung ausgelöst. Herr Professor Schwenger aus der Nephrologie der Universitätsklinik in Heidelberg geht auf den Stellenwert von Nierenersatzverfahren bei kardio-renalen Syndromen ein. Ich gehe davon aus, dass auf Grund der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung die Problematik der Herz- und Niereninsuffizienz immer größer werden wird und dass sich Nephrologie und Kardiologie hier gemeinsam aufstellen müssen.

Die im Frühsommer aufgetretene EHEC-Epidemie ist in ihrer Intensität und Ausprägung einzigartig und bemerkenswert gewesen. Herr Professor Galle as dem Nephrologischem Schwerpunktzentrum in Lüdenscheid fasst die aktuellen Erkenntnisse mit Bezug auf diagnostische und therapeutische Konsequenzen detailliert zusammen. Die klinische Nephrologie in Deutschland stand plötzlich vor einer ernormen Aufgabe, die dank gemeinsamer Anstrengungen zahlreicher nephrologischer Schwerpunktkliniken in hervorragender Weise gelöst wurde. Mehr als 2000 Patienten waren von EHEC befallen und mehr als 500 hatten ein behandlungsbedürftiges hämolytisch-urämisches-Syndrom (HUS) erlitten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie im September 2011 diese Leistung persönlich gewürdigt.

Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre viel Freude und anhaltenden Erkenntnisgewinn.

Ihr

Prof. Dr. med. L. C. Rump, Düsseldorf