Rofo 2011; 183(12): 1100
DOI: 10.1055/s-0031-1295624
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühe axiale Spondylarthritis – Etanercept wirksamer als Sulfasalazin in MRT-Studie

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Publication Date:
05 December 2011 (online)

 

Verschiedene Studien haben bereits nachgewiesen: TNFα-Blocker wie Etanercept sind bei der Behandlung von ankylosierender Spondylitis hocheffektiv. Ein Team an der Charité in Berlin hat kürzlich herausgefunden, dass Etanercept auch aktive entzündliche Läsionen am gesamten Skelett bei Patienten mit früher axialer Spondylarthritis deutlicher verbesserte als Sulfasalazin. Der Nachweis gelang mittels Ganzkörper-MRT.
Ann Rheum Dis 2011; 70: 590–596

Gegenwärtig ist die MRT das beste bildgebende Verfahren, um aktive Entzündungen in den Ileosakralgelenken (ISG) und an der Wirbelsäule (WS) zu entdecken und die Wirkung einer Behandlung zu überprüfen. Bisher gab es aber noch keine Studien, die den Therapieeffekt antientzündlicher Medikationen auf andere Skelettregionen mittels MRT untersuchten.

Im Rahmen einer prospektiven, randomisierten Studie erforschten I.-H. Song und Kollegen daher die Wirkung der Behandlung mit Etanercept im Vergleich zu Sulfasalazin auf knöcherne Entzündungen am gesamten Skelett. Sie untersuchten Patienten mit aktiver axialer Spondylarthritis, bei denen die Symptome kürzer als 5 Jahre bestanden. Dabei setzten sie die Ergebnisse der Ganzkörper-MRT als primären Erfolgsparameter ein. Die Pharmafirma Wyeth, ein Tochterunternehmen von Pfizer, hat die Studie finanziell unterstützt. Insgesamt 40 Patienten erhielten 48 Wochen lang Etanercept, und 36 Patienten bekamen Sulfasalazin. Alle Patienten wiesen im MRT aktive entzündliche Läsionen mit Knochenmarködemen entweder im ISG oder an der WS auf. MRTs fertigten die Forscher in den Wochen 0, 24 und 48 an. Die Ergebnisse ließen sie von 2 hinsichtlich des Behandlungsarms und des Zeitpunkts der MRT verblindeten Radiologen bewerten. Dies erfolgte anhand von Scores für die jeweils vorliegenden Entzündungen am ISG und an der WS, einschließlich der posterioren Segmente und der peripheren Enthesen.

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Ankylose der Sakroiliakalgelenke in der MRT. Knochenmarkisointenser Gewebeersatz des ehemaligen knorpeligen Gelenkspalts ("Phantomgelenkspalten", weiße Pfeile) mit noch vereinzelten dorsalen Knorpelresiduen. Umschriebene Enthesitis der kranialen Ligg. interossea links (schwarzer Pfeil) bei Hemilumbalisation des 1. SWK rechts. Scoring: Chronizitäts-Score IV beidseits; Aktivitäts-Score 0 beidseits. a Native T1w TSE-Sequenz. b Native T1w 3D-GRE-Sequenz (Knorpelsequenz). Fettgesättigte kontrastverstärkte T1w Sequenz in schräg koronarer (c) und koronarer Schichtführung (d).(Bild: Hermann K-G A, Bollow M. Radiologie up2date 2009; 9: 207–228)

Unter der Behandlung fiel die Reduktion des ISG-Scores nach 48 Wochen von einem durchschnittlichen Basiswert von 7,7 auf 2,0 in der Etanercept-Gruppe signifikant stärker (p = 0,02) aus als in der Sulfasalazin-Gruppe mit einer entsprechenden Reduktion von 5,4 auf 3,5. Ein ähnlich signifikanter Unterschied ergab sich für die Reduktion der Entzündungs-Scores an der WS mit 2,2 auf 1,0 unter Etanercept und 1,4 auf 1,3 unter Sulfasalazin, jeweils zu Beginn und nach 48 Wochen gemessen (p = 0,01). Die Anzahl enthesitischer Lokalisationen verringerte sich unter Etanercept ebenfalls signifikant von durchschnittlich 26 auf 11, während sie unter Sulfasalazin von 24 auf 26 zunahm (p = 0,04 für die Differenz zwischen beiden Gruppen). Eine klinische Remission erreichten nach 48 Wochen 50 % der Patienten unter Etanercept und nur 19 % unter Sulfasalazin.

Insgesamt traten 321 Nebenwirkungen auf. Die Anzahl lag in beiden Therapiegruppen ähnlich hoch (167 unter Etanercept und 154 unter Sulfasalazin). Meist handelte es sich um Infektionen der Atemwege. Schwerwiegende Nebenwirkungen waren selten (3 unter Etanercept; 7 unter Sulfasalazin).

Fazit

Die Ergebnisse dieser über 1 Jahr laufenden Studie mit Patienten mit früher axialer Spondylarthritis zeigen, dass Etanercept im Vergleich zu Sulfasalazin knöcherne Entzündungen an verschiedenen Stellen des Skeletts beträchtlich besser heilt und parallel dazu auch zu einem besseren klinischen Ansprechen (Remission) führt. TNFα-Blocker wie Etanercept erweisen sich nach den Erfahrungen der Autoren offenbar als besonders effektiv, wenn die Patienten diese frühzeitig erhalten.

Dr. Volker Kriegeskorte, Martinsried