Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36(06): 361-365
DOI: 10.1055/s-0031-1292819
Students’ Corner
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was passiert beim Hungern[1]?

M. J. Müller
Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde, Deutsches Referenzzentrum für Körperzusammensetzung, BMBF Kompetenznetz Adipositas, Christian Albrechts-Universität zu Kiel
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Dezember 2011 (online)

Preview

Weltweit hungern 925 Millionen Menschen, die meisten Betroffenen leben in Asien, in der Pazifikregion und in südlich der Sahara gelegenen Ländern in Afrika. Der Welthungerbericht 2011 der FAO[2] prognostiziert einen weiteren Anstieg dieser Zahlen. Der sog. Welthunger-Index (WHI)[3] beschreibt die Ernährungslage in 26 Ländern als „ernst“ und „gravierend“. Hunger ist der wichtigste und vermeidbare Risikofaktor für die Gesundheit und das Überleben der Menschen. Die Malnutrition ist keine spezifische Todesursache, sie hat aber anteilige Bedeutung bei wenigstens 1/3 der Todesfälle in armen Ländern.

In der Klinik sind Essstörungen und konsumierende Erkrankungen durch Hunger charakterisiert, dieser verschlechtert die Prognose der Patienten. Angesichts der hohen Prävalenz von Malnutrition bei Kranken und alten Menschen, ist Unterernährung auch in reichen Ländern von Bedeutung.

Ein Verständnis der Pathophysiologie im Hunger ist grundlegend für gezielte therapeutische Interventionen sowie auch für ein Verständnis der Auswirkung von verminderter Nahrungsaufnahme auf Gewichtsverlust und den Verlauf von Krankheiten.

1 In diesem Artikel wird unter dem Begriff „Hunger“ sowohl die vollständige Nahrungskarenz (engl. „fasting“) als auch längere Perioden inadäquater Nahrungsaufnahme (engl. „starvation“) verstanden. Hunger ist auch ein biologisches Signal, welches aber nicht Thema dieses Beitrags ist.