Gesundheitswesen 2011; 73(12): 880-883
DOI: 10.1055/s-0031-1291198
Directed Acyclic Graphs
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ausgewählte Kausalitätstheorien im Vergleich

Comparison of Selected Causality Theories
F. Thoemmes
1   Institut für Erziehungswissenschaft, Abteilung Empirische Bildungsforschung und Pädagogische Psychologie, Universität Tübingen
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Publication Date:
22 December 2011 (online)

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Zusammenfassung

Verschiedene Ansätze zur kausalen Inferenz haben sich in unterschiedlichen Forschungsrichtungen getrennt voneinander entwickelt. Der folgende Beitrag versucht 3 dieser Ansätze kompakt vergleichend darzustellen. Im speziellen werden der „Potential-Outcomes“-Ansatz, die Denkschule von Campbell und die Theorie der kausalen Graphen (DAGs) betrachtet. Jede der 3 Theorien weist Stärken und Schwächen auf. Es ist aber auch möglich, diese Ansätze in der angewandten Forschung miteinander zu kombinieren. Der Potential-Outcomes-Ansatz liefert eine formale und exakte Definition eines kausalen Effekts, bietet aber wenig Hinweise auf Selektion von Kovariaten zur Adjustierung. Der Ansatz von Campbell hat keine mathematische Fundierung eines kausalen Effekts, aber expliziert eine große Anzahl von speziellen Bedrohungen der internen Validität, die in einer Studie beachtet werden müssen. Der DAG-Ansatz gibt Forschern ein Instrument an die Hand, mit dessen Hilfe sich bestimmen lässt, welche Kovariaten zur Adjustierung hinzugezogen werden müssen, aber setzt voraus, dass kausale Annahmen solcher Kovariaten bezüglich ihres Einflusses untereinander bestimmt werden können.

Abstract

Different research traditions have separately developed various theories of causal inference. Three of these approaches are contrasted in this paper. In particular, I will explore differences and similarities of the potential outcomes approach, the generalized causal inference framework of Campbell, and the theory of causal DAGs. Each of the 3 approaches has strengths and weaknesses; however I argue that it is possible to combinethem in applied research. The potential outcomes approach offers an exact and formal definition of a causal effect, however it is not very informative as to which covariates need to be selected for adjustment. The Campbell framework lacks a precise mathematical definition of a causal effect, but offers a long list of threats to internal validity that researchers can try to rule out in their studies. Causal DAGs offer applied researchers a tool to find minimally sufficient adjustment sets of covariates that allow an unbiased estimation of a causal effect, given that researchers are willing and able to encode their causal assumptions of all important covariates.