ergopraxis 2011; 4(9): 12-13
DOI: 10.1055/s-0031-1287748
wissenschaft

CIMT bei ICP – Die Durchstarterin

Simone Gritsch
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Publication Date:
02 September 2011 (online)

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Constraint-induced Movement Therapy ist bei Kindern mit Zerebralparese effektiv. Das wies Astrid Stahlmann in ihrer Bachelorarbeit nach. Nach dem Studium eröffnete die Ergotherapeutin eine eigene Praxis und schrieb sich direkt für einen Masterstudiengang ein. Langeweile ausgeschlossen.

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Effektivität von CIMT bei Kindern mit Zerebralparese

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Die Bachelorarbeit

Die Constraint-induced Movement Therapy (CIMT) ist eine vielversprechende Therapiemethode in der neurologischen Rehabilitation. Bislang kennt man sie vor allem aus der Behandlung von Erwachsenen. Da sie den Gebrauch der betroffenen Extremität erzwingt und einen hohen Therapieintervall erfordert, ist sie für Kinder sehr anspruchsvoll. Darum hat es sich Astrid Stahlmann für ihre Bachelorarbeit zum Ziel gesetzt, herauszufinden, wie effektiv diese Therapiemethode kombiniert mit bimanuellem Training bei Kindern mit einer Zerebralparese ist.

Um dieser Frage nachzugehen, hat sie zunächst eine Literaturrecherche durchgeführt. Dabei durchsuchte sie die Datenbanken PubMed, Cochrane Library und PEDro. Lediglich zwei englischsprachige Studien aus dem Jahr 2010 entsprachen den festgelegten Ein-und Ausschlusskriterien. Deren Forscher analysierten insgesamt 68 Kinder mit hemiplegi-scher Zerebralparese. Um die Ergebnisse beider Studien statistisch erfassen zu können, führte Astrid Stahlmann anschließend eine Metaanalyse durch.

  • → Stahlmann A. Effektivität von Constraint-induced Movement Therapy bei Kindern mit Zerebralparese. Bachelorarbeit an der SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera; 2011

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Ergebnisse

Astrid Stahlmann fand heraus, dass ...

  • > die aktuelle Literatur zu CIMT in Kombination mit bimanuellem Training schwach aufgestellt ist: Es gibt zu wenige Studien mit zu geringen Teilnehmerzahlen.

  • > CIMT ein sehr effektives Verfahren zur Verbesserung der betroffenen Extremität bei Kindern mit Zerebralparese ist.

  • > Kinder ihre Belastungsgrenze deutlich früher als Erwachsene erreichen. Erwachsene können pro Tag etwa sechs Stunden CIMT absolvieren, Kinder hingegen gelangen nach ungefähr drei Stunden Therapie an ihre Grenze. Das liegt unter anderem an einer geringeren Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne.

  • > bei Kindern mit Zerebralparese eine hochintensive CIMT besser wirkt als eine niedrig dosierte.

  • > CIMT die Grundlage dafür schafft, den betroffenen Arm in Bewegungen einzube-ziehen.

  • > sich CIMT signifikant positiv auf die manuelle Geschicklichkeit, die Motorik sowie die Selbstständigkeit und Partizipation im Alltag auswirkt.

  • > bei CIMT die Intensität entscheidend für den Erfolg ist: je höher das Intervall, desto wahrscheinlicher ist ein positives Ergebnis.

  • > ein zusätzliches bimanuelles Training die erlernten Fähigkeiten mit der Restriktion festigt.

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Fazit

Zusammenfassend hält Astrid Stahlmann fest, dass ...

  • > es insgesamt mehr Studien mit höheren Teilnehmerzahlen braucht - auch mit negativem Effekt -, um den Gesamteffekt von CIMT mit anschließendem bimanuellem Training zu bestätigen.

  • > es in einer ambulanten Ergotherapiepraxis kaum möglich ist, CIMT durchzuführen. Der zeitliche und der personelle Aufwand sind zu groß.

  • > die Constraint-induced Movement Therapy in Verbindung mit bimanuellem Training bei Kindern mit Zerebralparese eine sehr wirksame Behandlungsmethode ist. Gegenüber normaler Therapie hat sie einen positiven Effekt auf die Funktionsebene.

Astrid Stahlmann ...

... ist 24 Jahre alt und kommt aus Gera. Hier hat sie sowohl das Examen als auch ausbildungsbegleitend das Ergotherapiestudium an der SRH Fachhochschule für Gesundheit absolviert.

Die positiven Erfahrungen, die sie während ihres Studiums in einer ergotherapeutischen Praxis sammeln konnte, sowie ein paar glückliche Zufälle beeinflussten ihre Entscheidung, im ambulanten Bereich Fuß zu fassen. Sie wagte den mutigen Schritt und hat sich direkt selbstständig gemacht. Hier stößt sie zwar manchmal an ihre Grenzen - zum Beispiel wenn es um Bürokratisches geht -, aber zum Glück hat sie Ansprechpartner, die sie unterstützen. Im Oktober startet ihr Ergotherapie-Masterstudiengang an der SRH Gera. Langweilig wird es in Astrid Stahlmanns Leben also nicht. Als Ausgleich zum Beruflichen geht sie ihrem geliebten Hobby nach: dem Reiten. Für mehr bleibt ihr im Moment nicht die Zeit.

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