Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(05): 210
DOI: 10.1055/s-0031-1287728
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
20 September 2011 (online)

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Michael Schibilsky hat "Trauerwege" als ein spiralförmiges Abschreiten eines "Kreuzes der Wirklichkeit" beschreiben. Die Segmente zwischen den Polen "innen" und "außen" sowie "Vergangenheit" und "Zukunft" werden – je nach individuellem Erleben und Persönlichkeit –kreisend wiederholt durchmessen. Obwohl keine lineare Entwicklung, kann die spiralförmige Bewegung dennoch einen Progress darstellen: nach außen offen, aber prinzipiell unabgeschlossen.

In der Begleitung von trauernden Menschen durch unterschiedliche Berufsgruppen und verschiedene Phasen, und auch bei eigenen Trauererfahrungen ist das Unabgeschlossene, Kreisende und dennoch Dynamische der Trauer zu erleben.

Der Beitrag von Monika Müller, David Pfister und Sigrun Müller schafft eine Verbindung zwischen der unmittelbaren Trauererfahrung (an Aufzeichnungen von C. S. Lewis) und der Notwendigkeit, diese durch adäquate Forschungsstrategien besser zu verstehen. Wie misst man den Effekt, wenn das Ziel des Prozesses individuell und offen ist?

Als Monika Müller die Daten und Ergebnisse ihrer Forschung auf dem Dresdner Kongress 2010 vorstellte, rief dies viele Eindrücke und Fragen aus der eigenen Arbeit als Begleiter wach. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern Impulse für ein tieferes Verständnis der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns. Dass Trauerwege auch im übertragenen Sinn wirklich ein Kreuzweg sein können, daran wird die beste Begleitung nichts ändern.