Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2011; 5(3): 235-252
DOI: 10.1055/s-0031-1279985
Allgemeine Chirurgie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was ist Epidemiologie?[*]

J.-B. du Prel1 , B. Röhrig2 , G. Weinmayr1
  • 1Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Universität Ulm
  • 2Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Rheinland-Pfalz
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Publication Date:
17 June 2011 (online)

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Der Begriff „Epidemie“ kommt aus dem Griechischen (epi = über, demos = das Volk) und bedeutet soviel wie „etwas, was über das Volk kommt“. Damit kommt zum Ausdruck, dass im Fokus einer Epidemie nicht die Einzelperson, sondern die Bevölkerung steht, die von etwas befallen wird. Dies umfasst sowohl äußere Einflussfaktoren wie beispielsweise Infektionserreger, Strahlung, belastete Lebensmittel, Qualität des Trinkwassers, usw. als auch Gesundheitsverhalten sowie genetische Prädisposition. Die Epidemiologie als Lehre beschäftigt sich daher mit der Häufigkeit sowie der zeitlichen und räumlichen Verteilung von Krankheiten bzw. im weiteren Sinne mit gesundheitsbezogenen Endpunkten in Bevölkerungen und deren Ursachen.

Im Interesse der Leserschaft wurden im vorliegenden Text viele Beispiele aus dem Bereich der Infektionsepidemiologie gewählt. Nicht übertragbare Krankheiten werden in epidemiologischen Untersuchungen aber gleichfalls häufig untersucht. Diese Darstellung der Epidemiologie muss unvollständig sein. Der interessierte Leser sei aber ermuntert, sich anhand der zitierten Literatur weiter in die Materie zu vertiefen.

Kernaussagen

Epidemiologie

  • Epidemiologie als medizinische Wissenschaft befasst sich mit der Häufigkeit und Verteilung gesundheitsbezogener Zustände und deren Determinanten in Bevölkerungen.

  • Während sich die Epidemiologie in früheren Epochen mit der Untersuchung und Verbesserung soziohygienischer Verhältnisse und später mit Infektionskrankheiten befasste, liegt ein Schwerpunkt der modernen Epidemiologie auf der Untersuchung von Risikofaktoren chronischer Erkrankungen. Ein besonderes Interesse gilt heute Veränderungen der Bevölkerungsgesundheit durch die Globalisierung.

  • Beobachtungsstudien (v. a. Kohorten-, Fall-Kontroll-, Querschnittsstudien) sind in der Epidemiologie häufig, bevölkerungsbasierte Interventionsstudien selten.

  • Inzidenz, Prävalenz, Mortalität und Letalität sind epidemiologische Häufigkeitsmaße.

  • In Kohortenstudien kann das relative Risiko als Risikoschätzer ermittelt werden. Für seltene Ereignisse ist die Odds Ratio eine gute Annäherung an das relative Risiko.

  • Mit der multiplen Regressionsanalyse ist der Einfluss von Risikofaktoren unabhängig von Begleitfaktoren hinsichtlich eines Endpunktes (Krankheit, Tod) ermittelbar.

  • Mit mathematischen Modellen kann die Übertragungswahrscheinlichkeit von Infektionen in Bevölkerungen analysiert werden. Mithilfe der Basisreproduktionszahl ist die kritische Durchimpfungsrate zum Erlangen einer Herdenimmunität kalkulierbar.

  • Bei Vorliegen der Kausalitätskriterien nach Bradford Hill wird in Beobachtungsstudien eine Ursache-Wirkungs-Beziehung wahrscheinlicher.

  • Epidemiologisches Wissen ist in der medizinischen Praxis allgegenwärtig.

1 Erstveröffentlichung des Beitrags in: Krankenhaushygiene up2date 2010; 3: 157–175

Literatur

1 Erstveröffentlichung des Beitrags in: Krankenhaushygiene up2date 2010; 3: 157–175

Dr. med. Jean-Baptist du Prel, MPH

Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie
Universität Ulm

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89081 Ulm

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