ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2011; 120(05): 262
DOI: 10.1055/s-0031-1279942
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rauchentwöhnung – Ein Thema für die Zahnarztpraxis?!

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Publication Date:
25 May 2011 (online)

 
 
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Mundgeruch, Zahnverfärbungen und Parodontitis - Zahnärzte werden täglich mit den direkten Auswirkungen des Rauchens auf die Mundgesundheit konfrontiert. Auch ist das Risiko für orale Erkrankungen, wie Mundhöhlen- und Rachenkrebs oder Parodontose, bei rauchenden Patienten erhöht. Schlechte Wundheilung und Knochenabbau schmälern außerdem die Qualität zahnärztlicher Interventionen.

Impulse zur Rauchentwöhnung geben

Das zahnärztliche Praxisteam kann zum Rauchausstieg motivieren, indem es dem Raucher auf durch Tabakkonsum bedingte Veränderungen im Mundraum aufmerksam macht und dabei über die Vorteile der Entwöhnung für die Zahnästhetik und den Erhalt des Parodonts informiert. Viele Raucher werden die Aufklärung begrüßen, denn eine Befragung hat ergeben, dass sich über 50 % eine dauerhafte Rauchfreiheit wünschen [1]. Die meisten scheitern jedoch an der Methode: 70-80 % aller Raucher entscheiden sich für den "kalten Entzug". Etwa 95% der Aufhörwilligen erleiden jedoch innerhalb eines Jahres einen Rückfall [2]. Grund ist die häufig unterschätzte Nikotinsucht, die sowohl eine physische als auch psychologische Dimension hat.


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Die richtige Rauchentwöhnungsstrategie

Mit einer Kombination aus Verhaltensänderungen und medikamentöser Unterstützung haben Raucher die beste Chance, sich langfristig von ihrer Abhängigkeit zu befreien [3]. Die Verhaltenstherapie setzt sich u. a. mit den etablierten Rauchritualen auseinander. Außerdem gilt es, die auftretenden Entzugssymptome abzumildern, z. B. mit der Nikotinersatztherapie (Kaugummi, Pflaster, Lutschtabletten oder Inhalator).

Mit Champix® (Vareniclin) steht außerdem ein verschreibungspflichtiges nikotinfreies Medikament zur Verfügung. Eine Studie verglich die Wirksamkeit einer Vareniclin-Therapie mit einer Behandlung mit dem Nikotinpflaster. Die kontinuierliche Rauchabstinenz war während der letzten 4 Behandlungswochen unter Vareniclin signifikant höher (55,9 %) als unter dem Nikotinpflaster (43,2 %; OR = 1,70; 95 %-KI: 1,26-2,28; p < 0,001) [4].[ 1 ]

Für eine effektive Rauchentwöhnung ist eine interdisziplinäre Aufgabenteilung zwischen Zahnarzt und einem spezialisierten Arzt für Rauchentwöhnung optimal. So kann der Raucher z. B. an einen Hausarzt, Internisten oder Psychotherapeuten für die medikamentöse Therapie oder die verhaltenstherapeutischen Maßnahmen überwiesen werden. Wichtig ist, dass das zahnärztliche Praxisteam - mithilfe des Recall-Systems - dem Aufhörwilligen während des Rauchentwöhnungsprozesses unterstützend zur Seite steht. Durch die engmaschige Betreuung kann vor allem in rückfallkritischen Situationen schnell gehandelt und Hilfe angeboten werden. Bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen können die positiven Effekte des Rauchstopps, wie Normalisierung von Zahnfarbe und Speichel, bereits nach kurzer Zeit eindrucksvoll demonstriert werden. Dies kann wesentlich zur Motivation des Patienten beitragen - und die Compliance begünstigen.

Unter http://www.arztdatei.de können rauchentwöhnende Ärzte und Zahnärzte ihre Praxis eintragen. Patienten erhalten Informationen auch unter Tel. 0180/5544344[ 2 ] und http://www.rauchfrei-durchstarten.de.

Dieser Beitrag ist entstanden mit freundlicher Unterstützung der
Pfizer Pharma GmbH, Berlin.


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1 Die Unterschiede in den (kontinuierlichen) Abstinenzraten waren in den Wochen 24 und 52 nicht signifikant. Die Aussagekraft der Studie unterliegt Limitierungen, da es sich um ein offenes Studiendesign handelt und die Behandlungsdauer in der Vareniclin-Gruppe (12 Wochen) und in der Nikotinersatztherapie-Gruppe (10 Wochen) unterschiedlich war.


2 14 Cent/Minute, Mobiltarife abweichend


  • Quellen

  • 1 Studie von InSites Consulting im Februar 2011 mit 20 010 Rauchern und 22 683 Nichtrauchern in 20 europäischen Ländern
  • 2 Raw M et al. Health Education Authority. Thorax 1998; 53: 1 19
  • 3 Fiore MC et al. Clinical Practice Guideline. US Department of Health and Human Services. Public Health Service 05/2008
  • 4 Aubin HJ et al. Thorax 2008; 63: 717 724 (Vergleichsstudie mit NiQuitin CQ® Clear)

  • Quellen

  • 1 Studie von InSites Consulting im Februar 2011 mit 20 010 Rauchern und 22 683 Nichtrauchern in 20 europäischen Ländern
  • 2 Raw M et al. Health Education Authority. Thorax 1998; 53: 1 19
  • 3 Fiore MC et al. Clinical Practice Guideline. US Department of Health and Human Services. Public Health Service 05/2008
  • 4 Aubin HJ et al. Thorax 2008; 63: 717 724 (Vergleichsstudie mit NiQuitin CQ® Clear)

 
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