Unfassbar! Das war meine erste Reaktion, als ich von den Erfahrungen der Praxisinhaber
mit den Krankenkassen hörte. Zeit ist Geld - diese Binsenweis- heit aus der Wirtschaft
nehmen sich Ergotherapeuten leider nicht immer zu Herzen. Sie schreiben bis spät in
den Abend Therapieberichte, klappern Ärzte ab und lassen falsch ausgestellte Rezepte
berichtigen, telefonieren in der Mittagspause mit Lehrern oder bilden sich an Wochenenden
fort.
Gehen Sie in sich und überlegen Sie mal, wieviel Zeit Sie selbst investieren, die
Sie nirgendwo abrechnen können. Wie oft es für Sie selbstverständlich ist, sich selbstlos
für das Wohl Ihrer Klienten zu engagieren. Es scheint, als könne man das mit uns machen,
weil wir schließlich einen sozialen Beruf gewählt haben. Wehren wir uns zu wenig,
kämpfen wir zu wenig um unsere Rechte? Ich befürchte, ja.
Es kann definitiv nicht angehen, dass wir als Ergotherapeuten immer nur in Vorlage
gehen. Sei es bei der Therapie, die schlimmstenfalls nicht vergütet wird. Sei es bei
Fortbildungen, die wir oftmals selbst teuer bezahlen und hinterher nicht einmal mehr
Geld für unser verbessertes Angebot verlangen können. Oder sei es bei den erworbenen
akademischen Abschlüssen, die uns anschließend nicht zwingend mehr Gehalt bescheren.
Unsere Investitionen sind hoch - emotional, zeitlich und finanziell. Aber wann sich
unsere Leistung auch in unseren Geldbeuteln bemerkbar machen wird, bleibt offen. Da
hilft nur eines: Nicht alles als gegeben hinnehmen, auf die eigenen Kompetenzen vertrauen
und sich in Zukunft öfter mal selbst- bewusst gegen Ungerechtigkeiten wehren. Denn:
Auch der Flügelschlag eines Schmetterlings kann manchmal einen Sturm entfachen.
Mut, Optimismus und gutes Geld für Ihre hervorragende Arbeit wünscht
Daniela Ottinger
Daniela Ottinger
Programmplanerin
Email: daniela.ottinger@thieme.de