Zusammenfassung
Belastungen für Intensivpflegende resultieren zu einem
großen Teil aus der mangelnden Kooperation und Interaktion mit den
Ärzten. Entgegen der viel beschworenen guten Zusammenarbeit dominieren
auch heute noch alte Rollenmuster und hierarchische Strukturen. Das führt
auf Dauer zu Belastungen und im Extremfall zum Burnout-Syndrom. Das belastende
Abhängigkeitsverhältnis der Pflegenden resultiert aus einer
historisch gewachsenen und von Seiten der Standesvertreter der Ärzteschaft
gewollten Unterordnung der Pflege unter die Medizin. Mit der Akademisierung und
Professionalisierung wächst das Selbstbewusstsein der Pflegenden, alte
Strukturen werden hinterfragt und aufgebrochen. Erfahrungen im Ausland zeigen,
dass mehr Autonomie und Eigenständigkeit der Intensivpflegenden
Belastungen reduzieren, zu größerer Berufszufriedenheit führen
und die Versorgungsqualität verbessern.
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Dr. phil. Heiner Friesacher
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