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DOI: 10.1055/s-0031-1275322
Ist die pathologische Internetnutzung als eigenständige Erkrankung im Sinne einer stoffungebundenen Suchterkrankung zu diagnostizieren?
Publication History
Publication Date:
16 May 2011 (online)
Kontra
Seit der letzten Jahrtausendwende kommen in Verbindung mit der massenhaften Verbreitung des Internets zunehmend Patienten in die ambulante und stationäre Behandlung, deren Leitsymptom die exzessive Nutzung von Internetangeboten ist. Nachdem Petry [20] eine vorläufige diagnostische Einordnung mit konkreter Falldarstellung aus der Klinik in Münchwies lieferte, erfolgte die erste Fallbeschreibung aus der Klinik Schweriner See durch von Keyserlingk [21]. Die nosologische Einordnung dieses Störungsbildes geschieht aktuell noch uneinheitlich. Weder in der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD) der Weltgesundheitsorganisation, noch im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) der American Psychiatric Association (APA) ist dieses Störungsbild bisher aufgenommen. Zuletzt im Sommer 2010 entschied sich die APA, den pathologischen PC-/Internetgebrauch aufgrund des unzureichenden Wissens über die Erkrankung (noch) nicht in die DSM aufzunehmen.
Literatur
- 20 Petry J. Pathologischer PC-Gebrauch: nosologische Einordnung und Falldarstellungen. In: R. Ott & C. Eichenberg, Hrsg Klinische Psychologie im Internet. Göttingen: Hogrefe. 2003;
- 21 Keyserlingk Hv. Die Behandlung der Internetsucht in einer psychosomatischen Fachklinik – Eine Fallvignette. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation. 2004; 66 107-108
- 22 Petry J. Dysfunktionaler und pathologischer PC- und Internet-Gebrauch. Göttingen: Hogrefe.. 2009;
- 23 Meerkerk G, Van Den Eijnden R, Vermulst A. The Compulsive Internet Use Scale (CIUS): some psychometric properties. CyberPsychology & Behavior. 2009; 12 1-6
- 24 Sobottka B. Stationäre Psychotherapie bei Pathologischem PC-Gebrauch. Rausch. 2010; 5/6 20-23
- 25 Te Wildt B, Putzig I, Zedler M. et al nternetabhängigkeit als ein Symptom depressiver Störungen. Psychiatrische Praxis. 2007; 318-322
- 26 Petry J. Das Konstrukt „Verhaltenssucht“ – eine wissenschaftstheoretische Kritik. Sucht aktuell. 2010; 2 14-18
- 27 Bowlby J. Bindung. Eine Analyse der Mutter-Kind-Beziehung. München: Kindler. 1975;
- 28 Kohut H. Die Heilung des Selbst. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. 1979;
- 29 Grüsser S, Thalemann C. Verhaltensucht – Diagnostik, Therapie, Forschung. Bern: Huber. 2006;
- 30 Springer A. Sollen „stoffungebundene Süchte“ als eigenständige Krankheitskategorie gelten?. In: Batthyány D, Pritz A, Hrsg. Rausch ohne Drogen. Substanzungebundene Süchte Wien, New York: Springer. 2009; 19-43
- 31 Schuhler P, Sobottka B, Vogelgesang M. et al . Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch in der stationären psychosomatischen und Suchtrehabilitation – Zwischenbericht zum Forschungsprojekt. Unveröffentlichtes Manuskript. AHG Klinik Münchwies und AHG Klinik Schweriner See. 2011;
Korrespondenzadresse
Dr. med. T. Fischer
AHG Klinik Schweriner See
Klinik für Psychosomatische Medizin
Psychotherapie und Suchtmedizin
Am See 4
19069 Lübstorf
Email: tfischer@ahg.de