Dialyse aktuell 2011; 15(1): 22-24
DOI: 10.1055/s-0031-1275202
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Neue Wege in der Qualifizierung – E-Learning in der nephrologischen Pflege

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Publication Date:
08 March 2011 (online)

 
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In seiner Oktoberausgabe hat das Ärzteblatt in einem Artikel die neuen Möglichkeiten zur ärztlichen Fortbildung erörtert und auf den von der Bundesärztekammer dazu entwickelten Kriterienkatalog hingewiesen [1]. Aber wie sieht es in der nephrologischen Pflege aus? Kann E-Learning auch in der patientennahen Arbeit eine hochwertige Form der Qualifizierung darstellen? Vielleicht erst einmal ein kleiner Überblick, was E-Learning eigentlich ist und was es ausmacht.

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Eine kurze Begriffserläuterung zum Einstieg

E-Learning bedeutet elektronisch unterstütztes Lernen mithilfe von elektronischen oder digitalen Medien zur Präsentation und Distribution von Lernmaterialien und/oder zur Unterstützung der Kommunikation. Vielleicht hat der eine oder andere schon einmal versucht, vor dem anstehenden Italienurlaub sich schnell die Sprache über CDs anzueignen. Auch das ist E-Learning!

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Onlinelernen ist anders als Präsenzlernen

In Präsenzveranstaltungen werden Teilnehmer mit Inhalten bekannt gemacht, Diskussionen werden moderiert, die Anwesenheit wird durch die Dauer des Seminars bestimmt, die geistige Teilnahme nicht. Bei Onlineangeboten werden auch Inhalte zur Verfügung gestellt. Aber der Teilnehmer entscheidet, ob, was und wann er lernt sowie in welchem Maß. Die Selbstkompetenz des Lerners ist gefragt. Er wird in die Planung seiner Lernräume einbezogen (zeitlich wie räumlich) und setzt Schwerpunkte dort, wo er Defizite hat. Er gestaltet seinen Lernweg selbst. Insbesondere bietet diese Lernform eine große Freiheit bei der Wahl der Lernzeit und ist eine gute Alternative für Mitarbeiter, die auf ungewöhnliche Lernzeiten angewiesen sind.

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Reine Onlineangebote und Blended-Learning-Seminare

In den ersten Jahren der Wissensvermittlung über elektronische Medien haben die Entwickler noch auf reine Lernprogramme gesetzt. Das Angebot bestand überwiegend aus Lernprogrammen mit standardisierten Aufgabentypen ohne den Einfluss von aktuellen Beiträgen über Links, zusätzlichen Dokumenten oder Ähnlichem und ohne Austauschmöglichkeiten mit anderen Lernern.

Heute unterteilen sich E-Learning-Angebote in der Hauptsache in reine Onlineangebote und Blended-Learning-Seminare. Reine Onlineprogramme bieten Wissensvermittlung kombiniert mit aktivierenden Aufgabenstellungen ohne die Unterstützung durch Onlinetutoren bzw. Lernbegleiter.

Blended-Learning-Seminare basieren in der Hauptsache auf komplexen Lernumgebungen, die Wissensvermittlung bzw. Faktenwissen und praxisorientierte Aufgaben beinhalten. Aktuelle Informationen, Glossare und Erläuterungen unterstützen diese. Beispiele und Prozesse aus der Arbeitspraxis werden herangezogen, um den Transfer und den Anschluss an bereits vorhandenes Wissen zu gewährleisten. Begleitend werden Diskussionsforen und andere Kommunikationstools eingesetzt. Kommunikationsmittel können synchron sein wie Chat oder ein virtuelles Klassenzimmer oder asynchron, etwa als Diskussionsforum oder per E-Mail. In jedem Fall sichern diese wie auch viele andere Möglichkeiten die Gruppendynamik außerhalb der Präsenzzeiten. Sie geben der Eigeninitiative Raum. Die pädagogische Betreuung steht beratend und organisierend zur Verfügung. Der Lernbegleiter kann schließlich den Lerner zu einer Selbstlernkompetenz begleiten, die ihn für ein lebenslanges Lernen konditioniert. In Abbildung [1] sehen Sie ein Beispiel für eine aktivierende Lernumgebung.

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Abb. 1 Beispiel für eine aktivierende Lernumgebung. nach [2]

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Beispiele aus der Praxis

Als Leiterin des ifw (Institut für Fort- und Weiterbildung), einer Bildungseinrichtung für nephrologische Fort- und Weiterbildung, erlaube ich mir, einige Beispiele aus der eigenen Praxis sowohl für reine Online-Angebote als auch für Blended Learning vorzustellen. Im ifw der PHV (Patienten-Heimversorgung Gemeinnützige Stiftung) bieten wir seit 2 Jahren für alle Mitarbeiter der PHV, aber auch für externe Teilnehmer die Möglichkeit, die Pflichtunterweisung Hygiene online zu besuchen. Themen wie MRSA (methicillinresistenter Staphylococcus aureus) oder Magen-Darm-Infektionen sind online bereits möglich. Die Teilnehmer und die Zentrumsleiter sind von dieser Möglichkeit aufgrund der flexiblen Möglichkeiten und der Zeitersparnis sehr angetan. Nach Abschluss der Maßnahme gibt es ein Zertifikat. Bei den Pflichtunterweisungen haben wir uns für ein reines Onlineangebot entschieden.

Beim wesentlich komplexeren Dialysegrundkurs bieten wir ein Blended-Learning-Konzept an. Hier wechseln sich Präsenz- und Onlinekurs ab. Zum Qualifizierungsteam gehört neben dem ifw (Institut für Fort- und Weiterbildung) auch der Mentor vor Ort, der ebenfalls einen Zugang zum Onlinekurs erhält. Begleitet wird die Maßnahme von zusätzlichen Informationen und Aufgabenstellungen, die in Abstimmung mit dem Mentor abgearbeitet werden (Abb. [2]). Die Einarbeitung wird in der PHV inzwischen ebenfalls durch Onlinemodule deutlich unterstützt.

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Abb. 2 Dialysegrundkurs Blended Learning ifw.

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Qualität der E-Learning-Angebote

Qualitätssicherungsmaßnahmen für Onlineangebote wie der neu entwickelte Kriterienkatalog der Bundesärztekammer sind für wirksame E-Learning-Konzepte unerlässlich. Beispiele dafür sind die Benutzerfreundlichkeit mit der dazugehörenden Benutzerunterstützung, die regelmäßige Evaluation der Angebote und Überprüfung auf Aktualität, Kommunikationsmöglichkeiten und die pädagogisch geschulte Betreuung.

Die Darstellung von klaren Lernzielen und ein strukturierter Ablauf, Methodenvielfalt und Feedback sind wie im guten Präsenzunterricht auch bei E-Learning- und Blended-Learning-Szenarien von zentraler Bedeutung und wichtige Aufgaben des Lernbegleiters/Tutors. Die Kriterien für guten Präsenzunterricht gelten genauso für Blended-Learning- und E-Learning-Szenarien. Um nur einige zu nennen:

  • Lernen erfordert eine unmittelbare Rückmeldung zum Lernfortschritt.

  • Lernen erfordert eine Aktivität des Lerners, der alleinige Konsum von Wissen ist nicht ausreichend.

  • Erfolgserlebnisse sind notwendig.

  • Möglichst kleine Lerneinheiten sind notwendig, um eine Anpassung an das aktuelle Wissen des Lerners zu ermöglichen [3].

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Fazit

Alle Fortbildungsmodelle müssen eng an die Praxis gebunden sein, wenn sie optimale Ergebnisse erreichen sollen. Das gilt auch für das Lernen per Internet. Die Reflexion der eigenen Lernerfahrung, das Lernen in Netzwerken, Tutoring durch Lernbegleiter sowie Anleiter und die Nutzung aller Kommunikationsinstrumente sind erforderlich, um den notwendigen Lerntransfer zu gewährleisten. Am Ende steht die Handlungskompetenz: die Fähigkeit, angeeignetes Wissen bedarfs- und situationsgerecht praktisch umzusetzen.

Jutta Bernert, Bad Homburg

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Literatur

  • 1 Borg E, Waschkau A W, Engelbrecht J, Brösicke K. Ärztliche Fortbildung im Internet: Kriterien für gutes E-Learning.  Dtsch Arztebl. 2010;  107 A-421 / B-373 / C-365
  • 2 Kuhlmann A M, Sauter W. Innovative Lernsysteme - Kompetenzentwicklung mit Blended Learning und Social Software;. Heidelberg: Springer; 2008
  • 3 Kerres M, Witt C de. Quo vadis Mediendidaktik? Zur theoretischen Fundierung von Mediendidaktik. Im Internet: http://www.medienpaed.com/02-2/kerres_dewitt1.pdf
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Literatur

  • 1 Borg E, Waschkau A W, Engelbrecht J, Brösicke K. Ärztliche Fortbildung im Internet: Kriterien für gutes E-Learning.  Dtsch Arztebl. 2010;  107 A-421 / B-373 / C-365
  • 2 Kuhlmann A M, Sauter W. Innovative Lernsysteme - Kompetenzentwicklung mit Blended Learning und Social Software;. Heidelberg: Springer; 2008
  • 3 Kerres M, Witt C de. Quo vadis Mediendidaktik? Zur theoretischen Fundierung von Mediendidaktik. Im Internet: http://www.medienpaed.com/02-2/kerres_dewitt1.pdf
 
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Abb. 1 Beispiel für eine aktivierende Lernumgebung. nach [2]

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Abb. 2 Dialysegrundkurs Blended Learning ifw.