Diabetes aktuell 2011; 9(1): 20-26
DOI: 10.1055/s-0031-1275160
Schwerpunkt

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Leitlinie versus Versorgungsalltag – Therapieziele bei Diabetes mellitus im Alter

Guidelines versus Daily Health Supply – Therapeutic Targets for Geriatric Patients with Diabetes MellitusAlexander Friedl1
  • 1Klinikum Stuttgart, Bürgerhospital, Geriatrisches Zentrum, Stuttgart
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. Februar 2011 (online)

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Die Therapieziele für Menschen mit Diabetes mellitus haben sich in den letzten Monaten als Folge neuer Ergebnisse aus großen Studien geändert, die Leitlinien wurden entsprechend angepasst. Oft werden diese aber nur für jüngere Menschen als gültig angesehen und über ihre Anwendbarkeit bei Älteren herrscht häufig Unsicherheit. Eine geriatrische Sicht auf den Patienten ist hier hilfreich. Eine funktionelle Beurteilung des Individuums hilft zu klären, in welchem Umfang und in welchen Bereichen Hilfebedarf besteht. Ein selbständiger „Go-go“ benötigt eine andere Behandlung als ein „No-go“. Beim „Slow-go“ besteht die Chance, Probleme frühzeitig zu erkennen und ihnen möglichst vorzubeugen. Hauptziele sind dabei der Erhalt von Lebensqualität und Selbständigkeit.

Eine frühzeitige gute Diabeteseinstellung zeigt einen über Jahrzehnte anhaltenden positiven Effekt, von dem auch ältere Menschen profitieren. Hohe Blutzuckerwerte beeinflussen eine große Zahl von geriatrischen Problemen und damit auch die Lebensqualität negativ. Blutglukosewerte von 10 mmol/l (180 mg/dl) bzw. ein HbA1c von 8 % gelten im Alter als Obergrenze. Aber auch Hypoglykämien haben im Alter besonders negative Folgen und müssen daher vermieden werden. Bei der Blutdruckeinstellung zeigten sich vergleichbare Vorteile für einen mittleren Bereich. Hinsichtlich Ernährung und Diabetischem Fußsyndrom gibt es im Alter viele Besonderheiten. Die zunehmende Berücksichtigung bestehender spezieller Leitlinien mit geriatrischer Kompetenz wird helfen, Probleme im Alter umfassend zu behandeln bzw. zu vermeiden.

The therapeutic targets for patients with diabetes mellitus have changed during the last months. As a consequence of recent results from big studies, guidelines have been adapted. Often those guidelines are accepted as valid only for younger patients. There is often insecurity about their applicability in older people. A geriatric view on the patient can be helpful and a functional assessment of the individual can help to clarify to what extent and in which fields there is a need for support. An independent „go-go“ would need another treatment as a „no-go“. With the „slow-go“ there is a chance to detect problems early and to prevent them if possible. Main targets are the preservation of the quality of life and autonomy of the individual.

An early good diabetes therapy was showing a positive effect lasting for decades after. Even older people would benefit from this. High blood glucose values have a disadvantageous effect on many geriatric problems and therefore on the quality of life. Blood glucose values of 10 mmol/l (180 mg/dl) or an HbA1c of 8 % are the upper limit in older age. Hypoglycemias lead in older age to especially negative consequences and have to be avoided. Similar benefits have been shown for the therapeutic targets for the blood pressure in a middle normal range. Concerning nutrition and diabetic foot syndrome in older age there are various characteristics. The increasing consideration of existing special guidelines with geriatric competence will help to treat problems in older age comprehensively or better to avoid them.

Literatur

Korrespondenz

Alexander Friedl

Ärztlicher Leiter Geriatrisches Zentrum Stuttgart Klinikum Stuttgart, Bürgerhospital

Tunzhofer Str. 14–16

70191 Stuttgart

eMail: E-Mail: A.Friedl@klinikum-stuttgart.de